Lawless, ich streite das doch gar nicht ab, dass es auch anderswo so ist. Es ging mir im konkreten Fall zum Bezug Krefeld und NRW, wo ja bekanntlich jeder Verein quasi ein TraditionsVerein ist. Ich finde auch, dass Tradition auch für die Identifikation mit den Fans sehr wichtig sein kann, allerdings habe ich ehrlich gesagt meine Probleme damit, wenn man Vereinen mit Verweis auf eben jene fehlende Tradition das Existenzrecht abspricht (ist ja bekanntlich bei den RB-Gegnern eines von mehreren zentralen Argumenten).
Zu Dresden : hier wurde ja weitgehend verdrängt, dass die Gründung von Dynamo 1953 auf der von der staatlichen Führung gewünschten Zerstörung der grossen bürgerlichen Fußballtradition der Stadt, nämlich des DSC beruhte. Insofern sind die Angriffe speziell aus dieser Ecke für mich besonders skurril und zeugen von einer zumindest unvollständigen Beschäftigung mit der eigenen Historie. Hiervon kann ich aufgrund vieler Gespräche mit den Tooor-Dynamos die meisten aber ausnehmen. Ist offensichtlich zum großen Teil auch eine Generationenfrage.
Ich finde, da werden immer viele einzelne Aspekte vermischt:
- Mäzene gab es schon immer und sie haben auch in früheren Zeiten starke finanzielle Machtunterschiede verursacht.
- Im Übrigen zieht sich das -in unterschiedlichem Ausmaß- bis in die untersten Ligen durch. Da ist es halt dann der Bauunternehmer oder der Textilfabrikant oder der Spediteur...
- Im Unterschied zu den Scheichs, Russen, Softdrinkherstellern oder was auch immer gibt es bei den regionalen Mäzenen eben einen sehr regionalen Bezug und damit auch meist eine starke Identifikation mit dem Verein
- Letzteres kann man zum Beispiel auch den "Werksmannschaften" per se nicht absprechen
Was ist das Fazit:
- Beteiligungen als reine Prestigeprojekte oder Gewinnmaximierungsprojekte ohne Identifikation mit dem Verein sind schei.sse
- Zu starke finanzielle Ungleichgewichte sind möglichst zu vermeiden (50+1, Financial Fairplay). Dies schadet dem Sport
- Das Gründungsdatum eines Vereins ist grundsätzlich völlig schnuppe. Jeder fängt mal neu an. So weit ich weiß, liegen zum Beispiel zwischen dem ersten Auftauchen in der höchsten deutschen Spielklasse zwischen dem 1.FC Köln und dem VfL Wolfsburg gerade einmal fünf Jahre
- Letztes Mal habe ich auf einem Flyer für ein Sommerfest gelesen "das traditionelle Sommerfest", da sollte es übrigens gerade zum dritten Mal stattfinden
Und zum konkreten Beispiel RB:
- Ich finde nicht schlimm, dass jemand hilft, den Erstligafußball wieder in die neuen Bundesländer zu bringen und somit die ganze Region aufwertet und Strukturen schafft
- Ich finde es schlimm, wenn das aus reiner Profitgier oder Prestigedenken funktioniert
- Ich finde es schlimm, wenn ein Netz von "Ausbildungsvereinen" (Liefering, Salzburg, Leipzig, New York) aufgebaut wird um nahezu beliebig den Spielerpool von A nach B zu schieben, wie man es braucht.
Ich finde, hier müsste der Riegel viel stärker vorgeschoben werden unabhängig vom Verein und vom Sponsor / Investor / Eigentümer