Seit gestern sind wir wie unsere Mannschaft auch wieder auf deutschem Boden. Sogar auch von Vnukovo, allerdings rund 6 Stunden früher um 8 Uhr morgens. Die letzte Nacht hatten wir in einem Motel in Flughafennähe durchgemacht, denn: the best never rest
Ausreise hat problemlos geklappt, Fan-ID wollte keiner mehr sehen, wie von einigen schon erwähnt ist der Migrationszettel aber sehr wichtig und sollte nicht verloren werden.
Bei meinem Kumpel, der eine Woche früher heimgeflogen ist, wurde zuerst die Ausreise am Flughafenverweigert, da er seine Fan-ID auf seine Personummer ausgestellt hatte (im Dezember hatte er noch keinen Reisepass). Darauf meinte der Grenzbeamte, dass er damit nicht ausreisen darf, da der Perso kein Dokument ist, dass zur Reise nach Russland berechtigt und hat auch nicht mit sich reden lassen.
Nach ca. 20 min Diskussionen kam aber irgendwann ein hoher Vorgesetzter und meinte: "You can go. I am very sorry. That's Russia". Er war dann grade so rechtzeitig am Gate und ordentlich am Schwitzen
Was bleibt sonst festzuhalten von den gut 2 Wochen Russland?
Sehr viel positives!
Organisation: Selten ein so gut organisiertes Turnier erlebt. Egal ob ÖPNV, die gratis Fan-Züge, bei uns hat alles reibungslos geklappt und falls doch mal kurz was klemmte, war innerhalb von wenigen Minuten Hilfe da. Top, Daumen hoch!
Gastgeber: An Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft kaum zu übertreffen! Zwei kurze Beispiele:
Erster Tag, gegen halb 1 nachts nach der Odysee über Kiew im Hotel angekommen. Am nächsten morgen wollten wir den Zug zum Jaroslawl-Bahnhof nehmen um dort die Megafon-SIM zu kaufen. Einen Russen am Bahnhof angequatscht wann der nächste Zug fährt. Der meinte nur: Dauert ewig, wir fahren Taxi zusammen. Er ruft ein Yandex-Taxi und wir fahren zu dritt los. Wir total dankbar wollen die Taxikosten natürlich komplett übernehmen, versuchen ihm auch noch das Geld (circa 500 Rubel) in die Hand zu drücken. Aber er weigert sich trotz mehrere Versuche, meint wir sollen lieber mit ihm zum Megafonshop gehen. Dort erklärt er uns sämtliche Tarifoptionen, besorgt uns die SIM (wenigstens durften wir die nach kurzer Diskussion selber bezahlen) und bleibt vor Ort, bis auch wirklich auf jedem Handy alles richtig eingestellt ist und funktioniert.
Achja: Er selber musste eigtl. zur Arbeit und überhaupt nicht in die Richtung vom Jaroslawl-Bahnhof aber er hielt es für selbstverständlich zu helfen
Anderer Fall: Hatte 2 Tickets über für Belgien-Tunesien und dafür keinen Abnehmer hier bei tooor gefunden. Deshalb in einer FB-Tauschbörse einen Tauschpartner in Moskau gefunden, Übergabe Metro Revolutionsplatz. Die Übergabe klappte perfekt, wir wollten uns schon bedanken und gehen, da meinte er, wenn wir Bock haben, kann uns seine +1 zwei Stunden ein bisschen hier im Zentrum rumführen und uns die Sehenwürdigkeiten zeigen. Sie hat in Deutschland studiert und kann 1A deutsch. Seine Mittagspause war leider schon rum und darum musste er zurück ins Büro, damit er dort über einen online-Shop eine Deutschland-Fahne für uns bestellen kann (mein Kumpel hatte beim Smalltalk erwähnt, dass er seine in Deutschland vergessen hatte)
Latinos: Die Stimmungsmacher bei dieser WM, sensationell gut vor allem die ersten 3,4 Tage der WM in Moskau, bevor sich dann die Fans etwas mehr über die Spielorte verstreut haben. Weltklasse-Publikum bei Argentinien gegen Nigeria. Auch wenn ich selbst nicht unbedingt ein Fan der Gauchos bin sondern den anderen Südamerikanern die Daumen halte: Das war ganz großes Kino
Negativ war natürlich vor allem die Leistung unserer Jungs, dafür gibt's aber andere Freds zum Labern Die Enttäuschung über die arroganten und pomadigen Auftritte ist immer noch riesig, spätestens ab den Achtelfinalkrachern am Samstag kommt die Lust auf die WM bei mir sicher wieder.
Allen die ihre Russland-Tour noch vor sich haben, wünsche ich ganz viel Spaß vor Ort (und den werdet ihr haben, versprochen)!
Auch wenn die eigene Mannschaft nicht mehr dabei ist, genießt Land und Leute. Dazu braucht es meiner Meinung nach auch nicht zwingend deutsche Beteiligung, unser bester Abend war in einer Bar in St.Petersburg bei England-Tunesien mit einer 20-köpfigen Brasilien-Fangruppe...