Premier League, England
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Zizu -
11. Juli 2006 um 00:19 -
Geschlossen
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das stadion in newcastle ist schön
wenn man dort im oberrang sitzt kann man auf newcastle blickenfahre aber nur dorthin, wenn auch Manchester dort spielt
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Ich habe schon mehrere Bustouren nach Liverpool, Manchester, Chelsea, Arsenal oder Tottenham gemacht. Es ist zwar stressig, hat aber den Riesenvorteil einer guten Stimmung im Bus, weil sich fast nur Experten im Bus befinden. Wer würde sonst auch wohl diese Strapaze auf sich nehmen.
Außerdem sind dann meistens Fans von vielen Bundesligaclubs an Bord und man kann sich austauschen.
Ich finde es macht Spaß. -
freu mich schon auf die kommende Prem.Leg. Saison.
Mal schaun ob die Hammers die so erfolgreiche letzte Saison wiederholen
können. Und da sie ja den UEFA-Cup erreicht haben werd ich mir wohl mal
ein away match geben (falls es die Auslosung nicht zu beschissen meint) -
Habe mal ein paar Artikel zusammegesucht über England welche aus dem 11 Freunde Magazin stammen. Dieser Artikel handelt von Erlebnissen der Redakteure auf ihrer England Tour:
Donnerstag den 21.12.2006 14:19
„Ich begann, England zu hassen“Warum „Andere Länder, andere Sitten“ mehr als nur ein dummer Spruch ist. Ein Reisebericht zur Reportage "Auf der Suche nach der Seele des englischen Fußballs" aus dem neuen 11FREUNDE-Heft.
Paskowsky und ich hatten es verdammt eilig. Nach 60 Minuten des durchaus rassigen Derbys zwischen den Blackburn Rovers und den Bolton Wanderers verließen wir in der Manier zweier viel beschäftigter Spielervermittler die Pressetribüne des Stadions Ewood Park in Blackburn, um mit einem Taxi zum Bahnhof zu hetzen. Der Zeitpunkt war freilich etwas unglücklich gewählt, da es in der Halbzeitpause zu einem unverfrorenen Diebstahl gekommen war: Ein englischer Kollege in der Reihe hinter uns vermisste sein Notebook, und mittlerweile hatten die Stadionordner die Polizei alarmiert, die damit begann, die in der Nähe des Tatortes sitzenden Journalisten zu befragen. Dass sich gerade jetzt zwei Typen, einer bebrillt mit Dreitagebart, der andere mit Glatze und fast zwei Meter groß, auffällig unauffällig von der Tribüne entfernten, vermittelte mit Sicherheit keinen Eindruck ausgeprägter Seriosität.
Sie haben uns dann aber doch nicht verhaftet. Und unseren Zug haben wir auch erreicht. Später erfuhren wir, dass das Spiel auf eine dramatische Schlusspointe zusteuerte, weil die 0:1 zurückliegenden Rovers in den letzten fünf Minuten gleich zwei Elfmeter verschossen, aber was will man machen. Wir hatten einen Termin im 80 Kilometer entfernten Liverpool, mit einem wichtigen Mann, der an diesem Abend und nur an diesem Abend zu sprechen war, wie Paskowsky zu betonen nicht müde wurde. Matthias Paskowsky, der den 11-Freunde-Lesern als regelmäßiger England-Kolumnist bekannt ist, hat mehrere Jahre auf der Insel gelebt und kennt dort eine Menge merkwürdiger Leute. Unter anderem einen Haufen in London lebender Iren, die innerhalb sehr kurzer Zeit sehr viel Bier trinken und dabei dem Gast aus Deutschland unbemerkt ein Hakenkreuz in den Lederschuh ritzen können, aber das ist eine andere Geschichte. Jetzt waren wir auf dem Weg nach Liverpool, zu einem Termin, den Paskowsky arrangiert hatte.
Runzeln werden immer tiefer
In Manchester, wo wir umsteigen mussten, wurde Paskowsky allmählich nervös. Der Anschlusszug würde angeblich eine Verspätung von einer halben Stunde haben, was bedeutete, dass wir zu spät bei dem wichtigen Mann einträfen, der am nächsten Tag, wie Paskowsky mit düsterer Miene bemerkte, mit anderen wichtigen Menschen in Istanbul zusammenkommen werde und deshalb früh aufstehen müsse. Der Anschlusszug hatte dann eine Verspätung von 45 Minuten. Nachdem wir einige Minuten gefahren waren, gab es eine Durchsage, die ich wegen des dabei verwendeten orthodoxen nordenglischen Akzentes nicht verstehen konnte, die aber Paskowskys schon zuvor grüblerisches Stirnrunzeln noch deutlich verstärkte. „Was ist?“, fragte ich. „Wir müssen aus diesem Zug aus- und in einen anderen wieder einsteigen“, sagte er.
Kurz darauf hielten wir an einem Ort, der vermutlich mehr Buchstaben im Namen – Irgendwas-upon-irgendwas – als Einwohner hatte und dessen Bahnhof aus genau zwei Gleisen bestand, von denen eines nach Westen und eines nach Osten führte. Als alle Menschen aus dem Zug ausgestiegen waren, war das Gleis nach Westen so überfüllt, dass eine Massenpanik drohte. Es folgte eine erneute Durchsage im orthodoxen nordenglischen Akzent, wonach es weitere 45 Minuten dauern würde, bis Anschluss nach Liverpool käme, vielleicht aber auch länger. „Das hat keinen Zweck“, sagte ich. Paskowsky rief den wichtigen Mann an, um ihm zu sagen, dass er für den Rest des Abends frei hätte, dann wechselten wir auf das Gleis Richtung Osten. Zurück nach Manchester, ins Hotel, schön was essen, ein Pint oder auch zwei und den lieben Gott einen guten Mann sein lassen. „Wir können ja in den nächsten Tagen ein Telefoninterview mit dem wichtigen Mann machen“, sagte ich. Paskowsky runzelte immer noch die Stirn, doch er nickte.
Seine Gesichtszüge verloren jede Kontur
Eine halbe Stunde später fuhren wir in den Bahnhof Victoria in Manchester ein. „Hier dürfen wir noch nicht aussteigen“, sagte Paskowsky, „wir müssen nach Piccadilly.“ „Ich weiß“, sagte ich. Mein Handy klingelte, es war meine Frau Mutter. Nachdem ich ein paar Minuten mit ihr geplaudert hatte, geschah etwas Seltsames: Über die Lautsprecheranlage lief eine weitere Nachricht, worauf sich Paskowskys Mimik erst verhärtete, dann verloren seine Züge jede Kontur und er sackte in seinem Sitz zusammen. „Warum sagst du nichts mehr?“, fragte meine Mutter durch das Telefon. „Paskowsky ist zusammengebrochen“, antwortete ich. Dann legte ich auf.
Paskowskys Gesicht war aschfahl. Ich schüttelte ihn und schrie: „Was ist los? Sag mir sofort, was los ist!“ Paskowsky wirkte sehr erschöpft und war nur noch in der Lage, Sätze ohne Subjekt zu bilden: „Hält nicht in Piccadilly. Hält erst in Huddersfield.“ „Huddersfield?“, entgegnete ich. „Wo zum Teufel ist Huddersfield?“ „Yorkshire“, murmelte Paskowsky, „100 Kilometer.“ „Ich kann nicht mehr“, sagte ich, „und ich habe kein Geld mehr.“ „Auch nicht“, sagte Paskowsky. „Ich bring mich um“, sagte ich. „Auch“, sagte Paskowsky.
Zehn Minuten darauf kam der Schaffner. Wir versuchten ihm unsere Situation zu erklären. Der Schaffner schaute bekümmert und redete in orthodoxem nordenglischen Akzent auf uns ein. Er riss ein Stück Papier von einem DIN-A4-Zettel aus seiner Hosentasche und begann mit einem Kugelschreiber darauf herumzukritzeln. Paskowsky hatte die Augen halb geschlossen, er drohte ernsthaft abzubauen. Der Schaffner gab uns den mit „Schaffner 4172“ unterzeichneten Zettel, auf den er Folgendes geschrieben hatte: „Please allow two persons to return to Manchester.“ Ich stellte mir vor, wie eine vergleichbare Geschichte bei der Deutschen Bahn ausgehen würde, und beschloss, England zu lieben.Vielleicht fährt ein Zug um neun. Oder um zehn.
In Huddersfield sagten sich Fuchs und Hase gute Nacht, aber das vermutlich nicht nur an diesem Abend. Ob und wann Züge zurück nach Manchester fahren würden, konnte uns das Bahnhofspersonal nicht sagen. „Es gibt Probleme mit dem Fahrplan“, sagte der Mann. Wir entgegneten, das hätten wir auch schon bemerkt. „Vielleicht fährt einer um neun“, sagte der Mann. Wir verließen den Bahnhof, gingen in den einzigen offenen Pub in der Nähe und bestellten zwei Pints und zwei Tüten Chips. Wir hatten einen schrecklichen Hunger. Pünktlich um 9 Uhr standen wir wieder am Gleis. „Vielleicht fährt einer um halb zehn“, sagte der Bahnhofsbedienstete. Wir kehrten zurück in den Pub und bestellten zwei Pints und zwei Tüten Chips, nicht ohne dem Barmann unser putziges Verhalten zu erklären. „Welcome to British Rail“, sagte der Barmann. Pünktlich um halb zehn standen wir wieder am Gleis. „Vielleicht fährt einer um zehn“, sagte der Bedienstete. Wir kehrten nicht in den Pub zurück. Um kurz nach zehn verließen wir Huddersfield und sahen uns nicht noch mal um.
Als wir gegen 23 Uhr wieder in Manchester waren, sprangen wir in das erstbeste Taxi und flehten den Fahrer an, uns an einen Ort zu bringen, wo es etwas zu Essen gab. „Keine Chance“, sagte der Fahrer. „Es ist Sonntags nach elf.“ Ich stellte mir vor, wie eine vergleichbare Geschichte in Berlin ausgehen würde, und beschloss, England zu hassen. Wir fuhren zu sämtlichen Fastfood-Schmieden der Stadt. Sie waren alle geschlossen. Der Fahrer brachte uns zum Hotel. Als wir ausgestiegen waren, fiel eine einzelne Münze aus meiner Geldbörse. Paskowsky bückte sich und griff nach dem Geld, wobei das anfahrende Taxi seine Hand nur um wenige Zentimeter verfehlte. Er gab mir die Münze. Es war ein Zwei-Cent-Stück.
Was nur wenige 11FREUNDE-Leser über Paskowsky wissen: Sein eigentlicher Beruf ist es, obskure Lebensmittel zu importieren. Als wir auf unserem Zimmer waren, holte er eine Tüte Gebäck aus seiner Tasche und legte sie schweigend auf den Tisch. „Ich wünsche dir einen guten Appetit“, sagte ich. „Appetit“, sagte Paskowsky. Dann aßen wir australische Zitronenkekse, bis keine mehr da waren.
Die auf dieser denkwürdigen Reise entstandene Reportage "Das Gelobte Land - Auf der Suche nach der Seele des englischen Fußballs" findet Ihr im neuen 11FREUNDE-Heft (ab heute im Handel)
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Diese Interview handelt von Maurizio Gaudihnos Zeit in England bei Man City. Ganz interessant wie ich finde
„Fuck off and get up“
Im neuen 11FREUNDE-Heft machen wir uns auf die Suche nach der Seele des englischen Fußballs. Maurizio Gaudino kann von sich behaupten, dass er sie schon gefunden hat. Er spielte einst bei Manchester City - im Gespräch bei 11freunde.de blickt er zurück.
Maurizio, du hast in der Saison 1994/95 ein halbes Jahr in England gespielt. Wie kam es damals zum Wechsel zu Manchester City?
Manchester City ist damals auf unseren sportlichen Leiter Bernd Hölzenbein zugekommen. Die steckten ja mitten im Abstiegskampf und suchten einen offensiven Mittelfeldspieler. Das war damals in der Winterpause, nach meinem Streit mit Jupp Heynckes. Hölzenbein kam auf mich zu, und fragte mich, ob ich mir das vorstellen könnte. Ich dachte: Warum nicht? Also sind wir zusammen rübergeflogen, und ich hab mir das angeschaut. Dann haben wir dort gleich alles festgemacht. Abgestiegen sind wir zum Glück damals nicht. Ich war allerdings nur ausgeliehen. Ich hätte einen Dreijahresvertrag unterschreiben können, aber Heynckes ging dann wieder, und Hölzenbein wollte, dass ich zurückkomme.
Hattest du Schwierigkeiten, dich in der Mannschaft und der Liga zu akklimatisieren?
In der Mannschaft nicht, aber in der Liga definitiv. Ich hatte ja nur sechs Monate, und musste zusehen, dass ich mich schnell einfinde. Durch Uwe Rösler, der damals als auch in der Mannschaft gespielt hat, hatte ich natürlich schnell Kontakt, der hat mich schnell eingeführt. Ich hatte sensationelle Mannschaftskameraden, man wird wirklich mit offenen Armen aufgenommen. Bei Michael Ballack ist es nun vielleicht anders, Chelsea besteht ja aus Weltstars, von überall zusammengekauft. In meiner Mannschaft spielten hingegen zu 80 Prozent Engländer.
Und wie war es auf dem Platz?
Zuerst nicht so gut, es wurde viel Kick and Rush gespielt. Das war ein reines 4-4-2. Bis wir vorne waren, war der Ball schon wieder hinten. Du bist praktisch nur deinem Mann hinterher gerannt und hast über dir die Bälle hin- und herfliegen sehen. Da bin ich zum Trainer gegangen und hab ihm gesagt: „Wenn das so ist, brauche ich hier nicht zu spielen.“ Darauf hat er uns dann so trainieren lassen, dass ich entgegen gekommen bin und die Bälle mit dem Fuß gespielt haben. Ab dem Zeitpunkt, so ab dem dritten oder vierten Spiel, war’s dann akzeptabel.
Noch mal zurück zum Mannschaftsgeist in englischen Teams. Wie haben die Mitspieler dich aufgenommen? Musste Gaudino erstmal eine Runde im Pub bezahlen?
Es hieß, wir treffen uns um 17 Uhr in dem und dem Pub, und dann waren auch wirklich alle anwesend. Das war immer kurzfristig und nach dem Training. Da musste gar nicht erst eine Woche vorher bescheid gegeben werden, damit alle ihre Termine organisieren. Morgens wurde gesagt, 17 Uhr in dem und dem Pub - und dann hat auch keiner gefehlt. Das war undenkbar! wenn da einer gefehlt hätte, der wäre ja sofort ausgeschlossen gewesen. Der Präsident hat dann auch mal organisiert, dass wir eine Woche nach Portugal fliegen, zum Golfen. Morgens noch Training, nachmittags los.
Mitten in der Saison?
Mitten in der Saison! Dann sind die Jungs nach dem Training zum Golfen, und haben Turniere ausgespielt mit dem Präsidenten. Abends wurde zusammen gegessen, und danach wurde steil gegangen, in Gruppen. Die kamen dann um 6, 7 Uhr morgens nach Hause, was ja in Deutschland undenkbar wäre. Aber das Irre war: Die standen alle um 9 beim Training und haben Gas gegeben. Das kannst du dir nicht vorstellen!
Das klingt, als hätten englische Profis ein entspannteres Verhältnis zu ihrem Job.
Aber sie sind top-professionell! Nur nicht in der Essenskultur, wie wir sie kennen. Die pfeifen sich vor dem Spiel einen Krabbencocktail rein, oder einen Gurkensalat. Die Jungs haben richtig gebruncht, mit Bratwurst, Spiegeleiern und allem, was es da gibt, und haben das Büffet leergeräumt. Die haben sich kaputt gelacht, wenn ich mein Müsli gegessen habe oder meine Banane. Das war wiederum für sie neu. Die haben mich dann gefragt, ob ich danach überhaupt laufen könne.
Zurück zum Spiel an sich. Fairness wird in England groß geschrieben.
Definitiv. Ich kann dir was von meinem Erlebnis erzählen, gegen Sheffield Wednesday, glaube ich. Da spielte der Nationalspieler Chris Waddle, Linksfuß. Bei uns ging’s ja um den Klassenerhalt, wir haben das Spiel auch gewonnen. Irgendwann in der zweiten Halbzeit stand ich an der Eckfahne und wurde angespielt. Ich stand mit dem Rücken zu Waddle und musste gegen ihn eins gegen eins spielen. Ich hab versucht, ihn auszuspielen, und er tritt mir von hinten in die Wade. Das hat zwar wehgetan, aber es war nicht so, dass ich daran gestorben wäre. Ich habe aber die Chance natürlich genutzt, mich fallen zu lassen, und einen Freistoß rauszuholen. Das ganze war etwas theatralisch, ich wollte Zeit schinden, und vielleicht eine Gelbe Karte für Waddle rausholen.
Was geschah dann?
Erst kamen die Gegner und haben natürlich gebrüllt, aber dann kamen MEINE Mitspieler, und haben mich zur Sau gemacht, von wegen „Fuck off and get up“ und haben mich hochgezogen. Meine eigenen Mitspieler! Waddle hat trotzdem eine Gelbe Karte bekommen, aber meine Mitspieler haben sich so aufgeregt. Ich hab mich noch während des Spiels bei ihm entschuldigt, und wir haben danach ein Bier getrunken. Das ist ja in England auch normal, dass nach dem Spiel beide Mannschaften in den VIP-Räumen zusammensitzen, Bierchen trinken und essen. Bei denen ist Pflicht, noch eine Stunde zusammenzusitzen. Die fahren nicht nach dem Duschen nach Hause, egal ob man jetzt gewonnen oder verloren hat. Da wird die sportliche Kameradschaft schon sehr groß geschrieben.
Das klingt ja so, als wurdest du von deiner Mannschaft erzogen.
So war’s auch. Die haben mir gleich am nächsten Morgen gesagt: „Wenn es nicht so ist, dass Dir jemand das Bein abgerissen hat, dann steh wieder auf.“ Das sieht keiner gern, dass jemand so theatralisch über den Platz läuft.
Hat dich das sehr beeindruckt?
Ja. Das war sensationell.
Wärst Du gern länger in England geblieben?
Ja, die Zeit dort war leider zu kurz. Ich war ja nur ausgeliehen und hatte in Frankfurt noch meine Wohnung. Ich wäre gern länger geblieben, hatte ja auch das Angebot, drei Jahre zu bleiben. Aber wer weiß, wie das gelaufen wäre. Wie gesagt, dann ging Heynckes, und Hölzenbein sagte mir, komm zurück, wir haben eine super Truppe hier. Dann habe ich mich doch überzeugen lassen. Nach mir kamen Eike Immel und Michael Frontzeck, aber die Mannschaft ist dann leider abgestiegen. Von daher habe ich Glück gehabt: Ich bin nicht mit Manchester abgestiegen, ich hab sie gerettet (lacht)!
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Liverpool
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The Kop
So viele Triumphe, so viele Tragödien: dass Fußball kein Kampf auf Leben und Tod, sondern weit ernster sei, konnte man an der Liverpooler Anfield Road viele Jahre erleben. Und manchmal ist das auch heute noch so.
Welches denn der magischste aller magischen Abende auf dieser Tribüne gewesen sei, darüber streiten sich die Gelehrten. War es der legendäre Halbfinalsieg gegen Inter Mailand im Europapokal der Landesmeister 1965, wie ältere Liverpooler meinen? Oder der dramatische Viertelfinaltriumph gegen AS St. Etienne 1977? Eine der zahllosen Schlachten gegen die englischen Rivalen in Meisterschaft und FA-Cup? Oder doch das Champions-League-Halbfinale gegen den FC Chelsea im Frühjahr 2005, also zu einem Zeitpunkt, als „The Kop“ nach Ansicht von Traditionalisten nicht mehr wirklich „The Kop“, weil längst Teil einer reinen Sitzplatzarena war? In jener Nacht aber entwickelte die berühmte Tribüne noch einmal ihr altes Charisma, die Massen wurden nicht nur zum zwölften, sondern auch noch zum dreizehnten und vierzehnten Mann. Am Ende war das Starensemble aus London völlig eingeschüchtert und der FC Liverpool stand zum ersten Mal seit 20 Jahren wieder im Finale des einstigen Landesmeisterpokals, das er dann ja auch gewann. Natürlich wird von diesem Triumph vor allem die furiose Aufholjagd im Endspiel gegen den AC Mailand in Erinnerung bleiben, doch wäre es ohne den ohrenbetäubenden Lärm des „Kop“ im Halbfinale vermutlich gar nicht zu diesem Spiel gekommen. Derart beeindruckend fiel die Unterstützung aus, dass selbst der milden Gefühlen gegenüber dem Gegner unverdächtige Chelsea-Coach José Mourinho anschließend den Liverpool-Fans applaudierte.
Die Geschichte des „Kop“ geht zurück bis ins Jahr 1906. Nachdem der FC Liverpool seine zweite Meisterschaft gewonnen hatte, beschlossen Präsident John Houlding und Geschäftsführer John McKenna den Bau einer neuen, größeren Tribüne hinter einem der beiden Tore. Es entstand eine Stahlkonstruktion für 20?000 Zuschauer, die vom Liverpooler Sportjournalisten Ernest Edwards „The Spion Kop“ getauft wurde. Der Name ist eine Erinnerung an die Spion-Kop-Schlacht auf einem südafrikanischen Hügel im Rahmen der Burenkriege, bei der auch viele junge Liverpooler ihr Leben verloren. Zwar war der FC Liverpool weder der erste noch ist er der einzige englische Verein mit einem „Kop Stand“ (weitere gibt es etwa in Birmingham, Leeds und Sheffield), doch kein anderer wurde annähernd so berühmt wie der an der Anfield Road. Dabei war die Tribüne zunächst alles andere als ein gemütliches Wohnzimmer. Man genoss zwar von der Rückseite der offenen Stahlkonstruktion bei gutem Wetter einen traumhaften Blick über die Stadt, doch hatte diese architektonische Eigenheit auch einen gewaltigen Nachteil; wenn nämlich der Wind den Regen vom Mersey River hereinwehte. Und in Liverpool regnet es ja nicht gerade selten. Deshalb freute es die Fans, dass sie im Jahr 1928 ein Dach über dem Kopf bekamen. Danach war „The Kop“ die größte überdachte Tribüne Europas.
Vor der gewaltigen Konstruktion wurde im Übrigen nicht nur Fußball gespielt. Vor allem in den 30ern war die Anfield Road ein beliebter Veranstaltungsort für Boxkämpfe, so kämpfte hier unter anderem der Lokalmatador Nel Tarleton gegen einen gewissen Freddie Miller um die Weltmeisterschaft im Federgewicht. Auch der Liverpool Marathon bog seinerzeit oft vor dem „Kop“ auf die Zielgerade ein. Berühmt wurde das Stadion wie auch seine legendäre Tribüne allerdings durch den Fußball und die ebenso glorreiche wie gefühlsbetonte Geschichte des FC Liverpool. So viele Erfolge: fünf Landesmeister- bzw. Champions-League-Pokale, drei UEFA-Pokale, 18 englische Meisterschaften, sieben FA-Cups. So viele legendäre Gestalten von Kevin Keegan bis Kenny Dalglish, eine ganze Armee von Idolen, angeführt von Trainer Bill Shankly, dem Erfinder des notorischsten Fußball-Bonmots überhaupt: „Manche sagen, Fußball sei ein Spiel auf Leben und Tod…“, Fortsetzung unnötig. Shankly pflegte eine geradezu religiöse Beziehung zur Tribüne hinter dem Tor, viele Fotos zeigen seinen entrückten Blick in Richtung der Fans.
Mit Shankly begann 1959 die Zeit der großen Gefühle. Spätestens ab den 60ern wurde auf dem „Kop“ gesungen, zunächst vor allem die Hits der Beatles, rasch aber wurde Gerry Marsdens „You’ll never walk alone“ zu ihrer Hymne. Ein Song, der wie kein zweiter als emotionaler Anker taugt, vor allem in schweren Zeiten. Sie haben ihn gesungen, als Bill Shankly 1981 gestorben ist, sie haben ihn nach der Heysel-Tragödie 1985 mit 39 Toten gesungen, und sie haben ihn wieder gesungen, als 1989 fast 100 der ihren bei der Katastrophe von Hillsborough ums Leben gekommen sind. Im Grunde aber hat dieses Unglück die Geschichte von „The Kop“ in gewisser Weise beendet. Als der sogenannte „Taylor Report“ reine Sitzplatzstadien zum Maß aller Dinge erhob, war es 1994 auch um die berühmteste englische Stehplatztribüne geschehen. Die Atmosphäre, so heißt es, sei danach nie mehr dieselbe gewesen. Bis im Frühjahr 2005 der FC Chelsea nach Liverpool kam.
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