Quelle: dpa
Musti: wie is denn die Meinung in Börlinn
hier ist de "Hölle" los.....angeblich hat Favre die Nase schon voll und will noch einge vor die Tür setzen.....ich bin gespannt
ZitatAlles anzeigen[Favre: Hertha braucht eine Radikalkur
Berliner Morgenpost
Der Trainer fordert Verstärkungen. Der Bundesligist erhöht seinen Personaletat um vier Millionen Euro
Von Dirk Banse und Uwe Bremer
Berlin - Lucien Favre saß in seinem Haus in Saint-Barthélemy und schüttelte des Öfteren den Kopf. Der Trainer war wenig angetan von dem, was er auf dem Fernsehschirm sah. Favre hatte eine von mehreren DVDs eingelegt, die ihm die Verantwortlichen von Hertha BSC mitgegeben hatten. Auf denen waren Spielszenen zusammengefasst. Die Aufnahmen sollten als Entscheidungshilfe dienen, der 49-Jährige hatte zu diesem Zeitpunkt ein Angebot aus Berlin vorliegen. Favre hatte Zweifel an der Qualität des Hertha-Kaders. Doch die Verlockung Fußball-Bundesliga in der deutschen Hauptstadt überwog, Favre sagte zu. Das ist fünf Wochen her.
Erster Eindruck hat sich bestätigtInzwischen hat er sich ein persönliches Bild von der Mannschaft gemacht. Seit Montag sind die Spieler wieder im Training, nur auf Gilberto und Mineiro (Copa America) muss er noch verzichten. Heute steht bei Zweitligist Carl Zeiss Jena der erste Test der neuen Saison an (15.30 Uhr/Ernst-Abbe-Sportfeld). Seine Körpersprache und seine Aussagen verraten, dass sich Favre in seiner ersten Einschätzung bestätigt fühlt. Vom Niveau des Kaders ist er enttäuscht. Bis auf Gilberto und Mineiro, von deren Fähigkeiten er sofort überzeugt war, und Kapitän Arne Friedrich stellt er fast alle Spieler infrage. Das hat der Neue auch Dieter Hoeneß mitgeteilt. Der Manager befindet sich nicht zufällig seit Freitag auf Einkaufs- und Spionagetour in Brasilien. Die Zeit drängt, in sechs Wochen startet Hertha in Frankfurt in die Saison 2007/08.
Lobende Worte fand der Trainer für die Mannschaft bislang kaum, stattdessen kritisierte er etwa die Jungen. 'Ich höre immer von Talenten, ich will sie aber auch sehen.'
Nicht zimperlich geht Favre zudem mit gestandenen Spielern um. Erstes Opfer ist der bisherige Abwehrchef Dick van Burik (33), für den Favre keine Perspektive sah. Sein Urteil hat mit dazu beigetragen, dass der Niederländer den Verein verlassen muss. Zudem soll van Burik, dessen Vater Spielerberater ist, gegen die Interessen des Klubs gearbeitet haben.Harter Kern unter weicher Schale
Mit jedem Tag spüren die Spieler und Verantwortlichen von Hertha mehr, dass sich hinter der weichen Schale des Trainers mit dem eher leisen Auftreten ein harter Kern verbirgt. Favre wurde geholt, um nach der enttäuschenden vergangenen Saison (Platz zehn) Konsequenzen zu ziehen. Und siehe da: Favre setzt sein Konzept kompromisslos durch.Die Trainingseinheiten sind lang und intensiv, sein Urteil gnadenlos. Das bekamen in dieser Woche neben van Burik bereits die Probespieler Thierry Doubai (18) und Gregory Arnolin (26) zu spüren, die wieder nach Hause reisen mussten.
Spieler wie die abwanderungswilligen Boateng-Brüder, die als Toptalente gelten, haben bei Favre einen schweren Stand. Kevin Boateng (20), der mit dem angeblichen Interesse des FC Sevilla kokettiert, wurde vom Trainer schon mal unsanft weggeschoben, als er ihm zu nahe kam. Seine ersten Eindrücke von Bruder Jerome (18)? Favre: 'Es geht so.'
Inzwischen haben sich die Boateng-Brüder, die von Karel van Burik beraten werden, vom Training abgemeldet. Offizielle Begründung: Sie seien verletzt.
Favre dreht bei Hertha BSC einen Stein nach dem anderen um mit einer Beharrlichkeit, wie es sie sich wohl nur ein neuer Trainer leisten kann. Selbst Spieler wie Verteidiger Josip Simunic oder Stürmer Marko Pantelic, die in der vergangenen Saison noch gesetzt waren, können sich ihrer Stammplätze nicht sicher sein.
Es kommen Erinnerungen an 1997 auf, als Favre auf seiner ersten Trainerstation beim damaligen Schweizer Zweitligsten Yverdon-Sport FC für Aufsehen gesorgt hatte. Nach sechs Monaten wechselte er 14 (!) von 18 Profis aus. Resultat: 1999 stieg Yverdon in die erste Liga auf.
Eine solche Radikalkur kostet Geld. Bei diesem Thema ist Hertha BSC, trotz rund 45 Millionen Euro Verbindlichkeiten, am Basteln. Die erhoffte Zeichnung der Genussscheine über 25 Millionen Euro ist nach wie vor nicht erfolgt.
Doch unabhängig davon reagiert Hertha. So wird der Personaletat in jedem Fall von bisher geplanten 23,5 auf rund 28 Millionen Euro steigen. Sollte tatsächlich ein Investor Genussscheine zeichnen, würde Hertha weitere fünf Millionen ins kickende Personal investieren.