Archiv Borussia Mönchengladbach
-
Spargo -
6. November 2006 um 14:48 -
Geschlossen
-
-
Vorbericht, Spieltag 13: Hannover 96
http://javascript<b></b>:void(0)
Geschrieben von Michael Heinen
Freitag, 17 November 2006 Was waren das noch für Zeiten, als man sich nach deprimierenden Auswärtsauftritten immerhin jede zweite Woche auf das Spiel im Borussia-Park freuen konnte, wohl wissend, dass Borussia dort eine absolute Macht darstellt. Spätestens seit dem unsäglichen 0:2 gegen Schalke ist diese Zeit vorbei. Zwei Heimniederlagen in Folge haben den Nimbus der Unbesiegbarkeit auf heimischem Gefilde beendet. Vielmehr passt man sich mittlerweile daheim eher an die Leistungen der Auswärtsauftritte an als umgekehrt. Am letzten Wochenende gab es zwar dank des verdienten 1:1 in Hamburg einen kleineren Lichtblick, der aber nicht über das erneut schwache Spiel der Mannschaft hinwegtäuschen darf.
Maximal 2-3 erspielte Großchancen pro Spiel sind einfach zu wenig. Etwas mehr Wagemut gerade in fremden Stadien wäre wünschenswert, denn auf Dauer wird man mit solchen Auftritten konsequenterweise weit mehr Spiele verlieren als gewinnen. In den nächsten Wochen werden wir uns zu genüge darüber Gedanken machen können, wie wir unsere anhaltende Auswärtsschwäche in den Griff bekommen, stehen nach diesem Sonntag doch gleich 4 Auswärtspartien an den kommenden 5 Spieltagen an – davon die ersten beiden in Stuttgart und München. Zuvor wäre es aber umso wichtiger, daheim wieder in die Spur zurückzufinden, damit wir nicht bald schon in den Abstiegsrängen versacken.
Borussia:
Sonntag bietet sich Gelegenheit beim Spiel gegen die auswärtsstarken Hannoveraner, wichtigen Boden nach oben gut zu machen und zugleich den Abstand nach unten gegen einen direkten Konkurrenten zu vergrößern. Da kommt es gelegen, dass sich für diese wichtige Partie die Verletztenliste langsam entspannt hat. Jupp Heynckes steht jetzt vor dem Problem zu entscheiden, wer von den ehemals verletzten Akteuren bereits wieder fit genug ist für einen Einsatz. Während die Antwort bei Oliver Kirch und Kasper Bögelund noch recht eindeutig negativ ausfällt, ist mit den Herren Svensson, Svärd, Antonio, Polanski, Kluge und Keller gleich ein halbes Dutzend Spieler erst in dieser Woche wieder fit geworden. Heynckes wird zumindest ein paar von ihnen zunächst noch schonen und erst langsam heranführen wollen. Dies dürfte insbesondere auf die beiden Rückkehrer zutreffen, die am vergangenen Mittwoch in der Nachwuchsrunde erfreulicherweise 86 Minuten lang problemlos durchspielen konnten. Allerdings ist ein Freundschaftsspiel gegen den Bochumer Nachwuchs nicht vergleichbar mit dem Abstiegskampf in der Bundesliga. Und gerade Bo Svensson musste vor einigen Wochen leidvoll erfahren, was passieren kann, wenn man zu früh wieder in den Spielbetrieb voll einsteigt. Da es zudem etwas gewagt wäre, gleich zwei Innenverteidiger aufzustellen, die zuletzt mehr oder weniger leicht angeschlagen waren, wird Tobias Levels wohl noch einmal neben Ze Antonio auflaufen dürfen.
Im defensiven Mittelfeld ist Svard zwar eine dankbare zusätzliche Alternative für die Zukunft. Am Sonntag dürften Thijs und Polanski aber einmal mehr ihre Chance als Doppelsechser erhalten. Zurückkehren wird stattdessen Peer Kluge, da El Fakiri letzte Woche keine überragenden Argumente lieferte, warum er unbedingt weiter spielen sollte. Noch weniger tat dies Michael Delura, der im Spiel gegen seinen alten Verein auf die Bank zurückversetzt werden könnte. Betrachtet man sich seine Auftritte der letzten Wochen, so amüsiert die Tatsache, dass nicht wenige Fans noch vor kurzem befürchteten, der (Ex-)Schalker würde zu Saisonende nach Gelsenkirchen zurück müssen. Delura mag gewisse Qualitäten haben. Diese fokussieren sich aber viel zu stark auf seine Schnelligkeit, während er in allen übrigen Belangen noch viel dazulernen muss. Zur Zeit wäre es ratsam, wenn Heynckes seinen Ziehsohn in eine ähnliche Rolle rückt, die David Odonkor bei der WM im Sommer ausübte. Mitte der 2. Halbzeit kann ein solcher Spieler mit seiner Schnelligkeit gegen die müde gewordenen Gegner am ehesten etwas bewegen.
Grundsätzlich wäre es inzwischen einmal an der Zeit, Wesley Sonck und David Degen ihre Chance zu bieten, die ihnen bislang – u.a. durch diverse Verletzungen – verwährt blieb. Ihre Kurzeinsätze in Hamburg, in denen sie für Belebung sorgen konnten und den Ausgleich vorbereiteten, spricht eindeutig für sie. Wenn da nicht die Unruhe wäre, die insbesondere Degen in dieser Woche durch einige unbedachte Äußerungen hervorrief. Der Verein war zuletzt darum bemüht, die übertriebene Darstellung des Boulevards, der die Aussagen Degens in verstärkter Form verzerrt wiedergab, zu relativieren. Fakt ist, daß Degen nach dem Hamburg-Spiel seiner Unzufriedenheit mit der Reservisten-Rolle Luft gemacht hat und dies ein wenig zu forsch anging. Man darf gespannt sein, wie Jupp Heynckes nun reagieren wird. Stellt er Degen von Beginn an auf, so wird ihm der Boulevard vorwerfen, sich dem Druck des Spielers gebeugt zu haben. Doch es wäre wahrlich traurig, wenn sich unser Coach bei der Aufstellung von der potentiellen Reaktion von Bild und Express leiten ließe. Daher sollte der Verein die „Affäre“ um den „frechen“ Degen weiter so klein halten wie sie eigentlich auch war. Ein Spieler mit leicht überhöhtem Selbstbewusstsein hat seine ersten negativen Erfahrungen mit dem deutschen Boulevard gemacht und sollte sich bewusst sein, daß er sich in Zukunft vorsichtiger auszudrücken hat. Trotzdem sollte man die Sache damit auf sich beruhen lassen und ihm zumindest einmal die Gelegenheit geben, unter Beweis zu stellen, ob hinter seiner Großmäuligkeit tatsächlich ein entsprechendes Leistungsniveau steckt.
Alternativ wäre im Mittelfeld eine weitere Variante vorstellbar, durch die sowohl Degen wie Delura ihren Startplatz verlieren könnten. So wäre ein Einsatz von Federico Insua in einer Mittelfeldraute vorstellbar, in der Bernd Thijs die defensive Position einnimmt und in der Polanski sowie Kluge die Halbpositionen besetzen. Dafür müsste Heynckes dem Argentinier aber erst einmal die Spieltauglichkeit in der aktuellen Krisensituation zumuten. Noch vor einer Woche äußerte unser Trainer, daß man Insua momentan keinen Gefallen täte, ihn in eine nicht funktionierende Mannschaft zu stellen. Da sich seitdem trotz des 1:1 nicht so viel geändert hat, wäre es etwas inkonsequent, wenn der Argentinier jetzt auf einmal doch wieder auflaufen sollte.
Im Sturm ist einzig Oliver Neuville gesetzt. Neben ihm könnte erneut Kahê auflaufen, selbst wenn er in Hamburg der unglücklichste Akteur auf dem Platz war. Nachdem der Brasilianer sein Formhoch mit 4 Toren in 3 Spielen zu Saisonbeginn überwunden und zu alter Form zurückgefunden hat, ist es an der Zeit, Wesley Sonck seine Chance einzuräumen. Der Belgier mag mit seiner Art nicht unbedingt zum Trainerliebling taugen, er besitzt aber als Stürmer und insbesondere als Torjäger das größte Potential aller Borussen-Stürmer, das er in seiner Karriere auch schon über längere Zeit hinweg abrufen konnte.
Der Gegner aus Hannover:In Hannover ist der Präsident der Star. Mit Martin Kind ist vor einigen Monaten auch die Unruhe in den Verein zurückgekehrt. Das Verhältnis zu Sportdirektor Kaenzig war von Anfang an gestört, was in dieser Woche jetzt zur Entlassung des Ex-Leverkuseners führte. Sportlich konnte man in den letzten Wochen einen leichten Aufwärtstrend ausmachen, der durch den Sensationssieg bei den Münchener Bayern eingeläutet wurde. Galt die Elf von Dieter Hecking zuvor als sicher geglaubter Abstiegsanwärter, so sieht man jetzt wieder Licht am Horizont und könnte am Sonntag bei einem Sieg punktemäßig mit unserer Borussia gleichziehen.
Dies hätte eigentlich schon am letzten Wochenende geschehen können, da man dem VfB Stuttgart eine Halbzeit lang überlegen war und 1:0 in Führung ging. Nach dem Seitenwechsel führten dann aber 8 schwarze Minuten zum Rückstand und zu einer letztlich unglücklichen Heimniederlage. Überhaupt ist die AWD-Arena kein gutes Pflaster für die eigene Elf. 2 mickrige Punkte sammelte man in 6 Partien, d.h. man ist daheim fast genauso schlecht wie Borussia auswärts. Zu schade, dass es am Sonntag aber in den Borussen-Park geht, wo sich beide Mannschaften wohler fühlen sollten. Schon viermal war Hannover in dieser Saison auswärts siegreich. Neben den Bayern traf es den VfL Wolfsburg sowie im Pokal Dynamo Dresden und Borussia Dortmund.
Aufstellungstechnisch sind gegenüber den letzten Wochen wenige Änderungen zu erwarten. Einzig der zuletzt verletzte Vinicius kehrt für den gegen Stuttgart unglücklich agierenden Fahrenhorst zurück in die Innenverteidigung, wo er neben Cherundolo, Zuraw und Tarnat die eingespielte Viererkette bildet. Taktisch ist Hannover auswärts eher defensiv ausgerichtet und steht sehr diszipliniert. Nachdem sich daran selbst die Bayern die Zähne ausgebissen haben, wird es für unsere Elf sicher nicht ganz einfach, gegen dieses System ein Durchkommen zu finden. Gerade solche Gegner wie Hannover haben uns in der Vergangenheit daheim immer wieder Schwierigkeiten bereitet, so dass wir wieder einmal eine gehörige Portion Geduld und das nötige Glück benötigen, um hoffentlich irgendwann in Führung zu gehen.
Das Mittelfeld von Hannover ist zweigeteilt. In der Defensive sichern Hanno Balitsch und Chavdar Yankov zuverlässig ab. Ihnen im Nacken sitzt jetzt wieder Altin Lala, der nach seiner fünfwöchigen Verletzung in den Kader zurückkehren wird, aber wohl noch kein Kandidat für die Startformation ist.
Nachdem zu Saisonbeginn gerade das offensive Mittelfeld schwächelte, kommt das Trio Rosenthal, Bruggink und Huszti in den letzten Wochen langsam besser in Fahrt. Szabolcs Huszti wurde durch den Siegtreffer bei den Bayern berühmt und gilt als quirliger Wirbelwind auf der linken Mittelfeldseite. Zusammen mit dem zuletzt wiedererstarkten Michael Tarnat wird er gerade durch seine Schnelligkeit Thomas Helveg vor gewisse Probleme stellen können. So sehr Helveg durch seine Erfahrung und sein Stellungsspiel überzeugt, so machte der Auftritt beim HSV aber ebenso deutlich, dass seine besten Jahre schon lange vorbei sind und sich seine Karriere dem Ende entgegen neigt.
Der 20jährige Jan Rosenthal ist zur Zeit Hannovers größtes Talent und wird als solches von Dieter Hecking speziell gefördert. So stand er trotz selten überzeugender Leistungen in den letzten 5 Spielen in der Startformation und bedankte sich für das Vertrauen des Trainers am letzten Sonntag mit dem 1:0-Führungstor. Auch Arnold Bruggink, der es auf immerhin 2 Länderspieleinsätze für die Niederlande bringt, konnte gegen Stuttgart erstmals überzeugen. Von ihm erhofft man sich, dass er sich jetzt endlich in den deutschen Fußball eingewöhnt hat und die zentrale Mittelfeldrolle entsprechend ausfüllt.
Da Hecking auswärts meist mit einem massierten 5er-Mittelfeld aufläuft und somit dort Überzahl herzustellen versucht, bleibt vorne nur noch Platz für einen Stürmer. Diesen nahm zuletzt mit Jiri Stajner ein Mann ein, der gegen Borussia in seiner Karriere schon drei Treffer erzielt hat.
Bilanz: Statistisch spricht vieles für unsere Borussia. Von 17 Erstligapartien wurden 13 gewonnen. Allerdings fällt ein Großteil dieser Ergebnisse in die Zeit vor 1990. Betrachtet man nur die Partien, die seit 1999 (zunächst in der zweiten und später in der ersten Liga) in Mönchengladbach ausgespielt wurden, sieht es nicht mehr ganz so gut aus für unseren Klub. Von 5 Begegnungen wurden nämlich nur 2 siegreich gestaltet. 1999 gab´s gar eine 2:3-Niederlage sowie 2004 eine empfindliche 0:2-Pleite, die kurze Zeit später das Ende von Holger Fach als Borussen-Trainer bedeutete. In der Saison zuvor hatte ein 1:0 unserer Elf noch in Hannover zur Entlassung von Ralf Rangnick geführt.
Im letzten Mai sah es lange Zeit nach einer erneuten Niederlage aus, ehe Marcell Jansen in der 77. Minute per Fallrückzieher ausglich und später gar ein gewisser Wesley Sonck auf 2:1 erhöhte. Erst in der Schlussminute wurde die Freude ein wenig getrübt durch den Ausgleich von Vinicius, der aber angesichts des bereits feststehenden Klassenerhalts keine so große Bedeutung mehr hatte.
Schiedsrichter: Zum zweiten Mal in dieser Saison reist Fifa-Schiedsrichter Wolfgang Stark in den Borussia-Park. Beim ersten Mal sah er einen 1:0-Erfolg über Arminia Bielefeld, den er fehlerlos leitete. Weniger gerne erinnern wir uns zurück an seinen Besuch vor zwei Jahren, als er schon einmal Schiedsrichter der Partie Borussia – Hannover war. Die damalige 0:2-Niederlage begünstigte er durch einen unterlassenen Elfmeterpfiff. Das offensichtliche Foul an Thomas Broich verlegte er beim Stand von 0:1 ein paar Meter weiter nach außen, wodurch es nur zu einem Freistoß langte. Ansonsten hatte Stark bislang eine verhältnismäßig ruhige Saison ohne allzu viele Aufreger. Mit Mehdi Mahdavikia musste er bei 8 Erstliga-Einsätzen einen Spieler vom Feld verweisen. Vorige Woche konnte sich der 1.FC Köln bei Stark bedanken, dass er dem SC Freiburg einen Elfmeter verweigerte.
Aufstellungen
Borussia: Keller – Helveg, Levels, Zé Antonio, Compper – Degen, Thijs, Polanski, Kluge – Sonck, Neuville
Ersatz: Heimeroth – Delura, Sverkos, Fleßers, Svensson, Insua, Kahê
Es fehlen: Jansen, Bögelund, Daems (verletzt)
Hannover: Enke – Cherundolo, Vinicius, Zuraw, Tarnat – Rosenthal, Balitsch, Yankov, Bruggink, Huszti – Stajner
Ersatz: Golz – Fahrenhorst, Schröter, Hashemian, Andersson, Lala, Thorvaldsson,
Es fehlen: Halfar, Brdaric, Juric, Nagy, Troest (verletzt)
Schiedsrichter: Wolfgang Stark (Landshut)
Assistenten: Christian Dingert (Thallichtenberg), Harry Ehing (Engen)
Vierter Offizieller: Peter Henes (Herdecke)
SEITENWAHL-Meinung
Michael Heinen: Ich gebe zu, Angst zu haben vor diesem enorm wichtigen Spiel. Angst vor einer mauen, langweiligen Anfangsphase und besonders Angst davor, dass die Gäste irgendwann mit ihrer ersten echten Chance in Führung gehen. Doch da wir in unserer Situation alles andere als Angst gebrauchen können, tippe ich optimistisch auf einen 2:1-Sieg, da wir den Rückstand nach dem Seitenwechsel mit einer enormen Leistungssteigerung noch drehen.
Mike Lukanz: Die von Beginn an eingesetzten Insua, Degen und Sonck brennen ein wahres Offensivfeuerwerk ab und fegen die Gäste aus Hannover vom Platz. Wesley Sonck rennt beim Torjubel nicht zu Heynckes, sondern springt Uwe Kamps in die Arme, dicht gefolgt von David Degen. Leider ist die Realität meist anders, und so muss sich der Boulevard wieder Geschichten ausdenken statt Geschehenes ausschlachten zu können. Borussia gewinnt 1:0, ganz unspektakulär.
Thomas Zocher: Wer erinnert sich nicht an Stuart Pearce. Ein grobschlächtiger englischer Verteidiger mit entsprechend manischem Spitznamen ("Psycho"), der 1990 seinen eigenen Beitrag zum deutschen WM-Sieg leistete. Nun, als Trainer von Manchester City hielt sich jener Stuart Pierce neulich in einer Resultatskrise tapfer an "Beenie" fest, seines Zeichens ein handliches Spielzeugpferd seiner Tochter. Es funktionierte, in "Beenies" erstem Einsatz holte seine Mannschaft einen wertvollen Sieg. Nun, dies ist keine Aufforderung an Jupp Heynckes sich dem Okkultismus zu verschreiben. Nein, einzig die bloße Hoffnung die Borussenelf möge ihn durch ihren 1:0-Erfolg über Hannover 96 auch zukünftig vor Ähnlichem bewahren.
Christian Heimanns: Zuerst mal sollte man vielleicht die Aufstellung tippen, dann das Ergebnis, und dann den nächsten Verletzten sowie die Art der Blessur. In der Hoffnung, dass nicht alles so hart gegipst wird wie zunächst berichtet, tippe ich auf ein 1:0 für Borussia. Alternativen wollen wir uns nicht vorstellen.
Christoph Clausen: Es wird jetzt, verdammt noch mal, endlich wieder Zeit für einen Sieg, weshalb ich alle Skepsis in den Wind schlage und auf ein fröhliches 2:0 für die Borussia tippe.
Hans-Jürgen Görler: Gegen Hannover 96 dürfte es langsam wieder aufwärts gehen für die Borussia. Nach zwei Heimniederlagen in Folge ist auch ein 1:1 ein kleiner Erfolg.
Quelle: seitenwahl.de -
-
Borussia M´Gladbach - Hannover 96 0:1
Geschrieben von Mike Lukanz
Sonntag, 19 November 2006
Nach einem desaströsen Auftritt am heutigen Sonntag verlor Borussia ihr drittes Heimspiel in Folge. Mit 0:1 musste man sich den Gästen aus Hannover geschlagen geben. Was bereits vor dem Spiel tabellarisch feststand, ist nun auch in den Köpfen aller Beteiligten angekommen: Borussia steckt tief im Abstiegskampf der Bundesliga. Vor dem Hintergrund der kommenden Auswärtsspiele in Stuttgart und München und den Eindrücken des heutigen Abends kann jedem Beobachter nur Angst und Bange werden vor dem, was in den nächsten Wochen kommen mag. Der Trend der Mannschaft zeigt eindeutig nach unten und so gilt es, in den nächsten Wochen so viele Punkte wie möglich zu sammeln, um in der Rückrunde neu angreifen zu können.
Borussia startete am heutigen Samstag mit drei Änderungen zum Auswärtsspiel in Hamburg. Bo Svensson rückte zurück in die Innenverteidigung, Nando Rafael erhielt seine Chance im Mittelfeld neben Michael Delura und der von vielen seit Wochen geforderte Wesley Sonck agierte als zweite Spitze neben Nationalspieler Oliver Neuville. Kasey Keller hatte seine Schulterverletzung wieder auskuriert, die er sich beim Zusammenprall mit Hamburgs Spielmacher van der Vaart gezogen hatte und konnte demnach seine Mannschaft als Kapitän aufs Feld führen. Taktisch begann Borussia mit zwei defensiven Spielern vor der Abwehr (Kluge, Polanski), Delura auf der rechten und Nando Rafael auf der linken Seite komplettierten das Vierermittelfeld.
Das Spiel begann wie erwartet zerfahren. Die Gäste aus der niedersächsischen Landeshauptstadt standen tief, einzig Jiri Stajner bewegte sich auf Höhe der Gladbacher Verteidiger. Borussia agierte in den ersten Minuten des Spiels aggressiv und setzte auf Pressing, während die Hannoveraner durch viele kleine Fouls den Spielfluss der Gastgeber immer wieder unterbinden konnten. Borussia hatte ein leichtes optisches Übergewicht, Hannover war auf Konter ausgelegt. Es dauerte diesmal bis zur 13. Spielminute, bis der Schuss von Michael Delura als Torchance in die Statistik einfließen konnte. Zwei Minuten vorher war Kasey Keller schon gefordert, als er vor Hanno Balitsch klären konnte. Schon in dieser Phase war erkennbar, dass Hannover zwar auf Sicherung bedacht, bei eigenen Angriffen jedoch prinzipiell zielstrebig genug war.
Das Spiel blieb zerfahren. Borussia schaffte es zu keiner Zeit, Ordnung ins Spiel zu bekommen. Eugen Polanski und Peer Kluge spielten insgesamt schwach, Delura und Rafael wurden auf den Flügeln zugestellt, so dass im offensiven Mittelfeld ein großes Loch klaffte, das höchstens von Neuville und Sonck ab und an gefüllt werden konnte, wenn sich einer von beiden zurückfallen ließ.
Bis zur Halbzeit geschah folgerichtig nicht viel, einzig ein Seitfallzieher von Neuville sei an dieser Stelle erwähnt, wobei hier mehr der artistische Aspekt denn der sportlicher Wert der Aktion betont werden muss.
Dies war zugleich die letzte Aktion vom Nationalstürmer. Aufgrund von Adduktorenproblemen blieb Neuville in der Kabine, für ihn rückte Kahê in den Sturm neben Wesley Sonck. Noch bevor die Zuschauer die taktischen Veränderungen der geänderten Mannschaft verinnerlicht hatten, folgte die kalte Dusche. Ein eigentlich schon gewonnener Ball kam zu Hannovers Kapitän Michael Tarnat, der zum am Strafraum wartenden Hanno Balitsch passte. Marvin Compper zögerte einen Augenblick, schaute nur zu, als Balitsch aus 17 Metern trocken abzog. Der Ball schlug unhaltbar für Keller im linken unteren Eck ein.
Der erwartete Schock bei den Gastgebern blieb jedoch aus. Borussia intensivierte seine Offensivbemühungen, was jedoch mehr in der schon oft zitierten Scheinüberlegenheit mündete, sprich: man befand sich zu einem Großteil der Zeit in des Gegners Hälfte, ohne dass die Innenverteidigung der Gäste um Vinicius und Zuraw ernsthaft in Gefahr geriet. In dieser Phase erspielte sich Borussia die ein oder andere Standardsituation, die zu einem Großteil kläglich vergeben wurden. Eine Beobachtungen, die man bereits in den letzten Wochen machen konnte. Insgesamt scheinen die Standards wenig trainiert oder einstudiert. Bei direkten Freistößen wird erst unmittelbar vor Ausführung diskutiert, wer schießen soll. Ecken und Freistoßflanken werden planlos - und meist schlecht - in den Strafraum geschlagen, sofern sie überhaupt dort ankommen.
Mit zunehmender Spieldauer offenbarte der Gastgeber erneut die Probleme, die bereits in den Heimspielen gegen Leverkusen und Schalke beobachtet werden konnten. Mangelndes Spielverständnis, katastrophale Fehlpässe, mangelhaftes Stellungsspiel und motivationslose Dribblings, die zu Ballverlusten führen. Hannover benötigte in dieser zweiten Halbzeit keine überrangenden Defensivkräfte, um das planlose und ungefährliche Anrennen des Gegners unter Kontrolle zu halten. In dieser Phase fiel insbesondere Eugen Polanski negativ aus. Der U21-Nationalspieler spielt bereits seit Wochen deutlich unter seinen Möglichkeiten, seine spielerischen Qualitäten scheinen jedoch mit Woche zu Woche abzunehmen. Jupp Heynckes spricht im Zusammenhang mit Insua oft davon, dass der Spieler „geschützt" werden müsse. Ob man Polanski und der gesamten Mannschaft jedoch einen Gefallen tut, wenn er Woche für Woche seine nicht vorhandene Form darbieten darf, muss allerdings stark bezweifelt werden.
25 Minuten vor Schluss hatte Hannover die erste und größte Möglichkeit, das Spiel endgültig zu entscheiden. Erneut war es Polanski, der den Ball in der Offensive verlor. Stajner trieb den Ball über das halbe Spielfeld, passte am Strafraum klug auf den frei stehenden Arnold Bruggink, der noch geschickt den Laufweg kreuzt, dann aber mit einem unplatzierten Schuss an Keller scheitert. Das Publikum forderte lautstark die Einwechslung Insuas und Heynckes reagierte prompt. Dass er dafür allerdings den bis dahin sehr stark spielenden Thomas Helveg vom Platz nahm, quittierte das Publikum mit einem gellenden Pfeifkonzert, da es lieber den schon angesprochenen Polanski oder Nando Rafael ausgewechselt gesehen hätte. Der schon zehn Minuten zuvor eingewechselte David Degen ersetzte den ebenfalls schwachen Delura, konnte in der Folge ebenfalls kaum Akzente setzen. Ganz im Gegensatz zu Insua, der direkt mit seiner ersten Aktion für einen vernünftigen Angriff sorgte, als er den durchstartenden Degen mit einem schönen Pass in Szene setzte. Degen wurde allerdings geschickt und im letzten Moment gefoult, den viel versprechenden Freistoß aus 18 Metern setzte Sonck in die Mauer. Das kurze Strohfeuer, das Insua in den ersten Minuten entzündete, erlosch jedoch ebenfalls recht schnell, gleichwohl der Argentinier sichtlich bemüht war, etwas Ordnung ins Spiel zu bringen, was angesichts der fortlaufenden Spielzeit eine fast aussichtsloses Unterfangen war.
Eine wütende Schlussoffensive blieb erneut vollends aus. Zwar wurden lange Bälle in die Spitze geschlagen, doch Borussia erspielte sich keine einzige Chance in der zweiten Halbzeit. Ein einziger Torschuss, der seinen Namen auch verdient hat, in 90 Minuten Spielzeit: es ist offensichtlich, wo die Ursache des aktuellen Negativtrends liegt. In den letzten fünf Pflichtspielen hatte Borussia weniger Torchancen als eine in Normalform spielende Bremer Mannschaft in einem einzige Spiel. Heynckes sprach auf der Pressekonferenz von einer „nicht funktionierenden Mannschaft". Eine ehrliche und richtige Feststellung, auch wenn in den nächsten Wochen keine Zeit zur Ursachenforschung bleiben wird. Dass ihm eine solche Aussage auch persönlich angekreidet werden kann und wird, ist Heynckes sehr wohl bewusst. Gleich im Anschluss an diese Aussage betonte er weiterhin, dass er dafür auch „die volle Verantwortung" übernehme.
In einer insgesamt schwachen Mannschaft stachen einzig Kasey Keller, Bo Svensson und vor allem Thomas Helveg hervor, die allesamt durch ihre Ruhe ein wenig Sicherheit vermitteln konnten. Wesley Sonck konnte sich indes nicht nachhaltig für einen Stammplatz empfehlen, wobei man hier Geduld haben sollte. Immerhin erhalten Michael Delura, Nando Rafael und vor allem Eugen Polanski Woche für Woche ihre Gelegenheiten.
Borussia stehen sehr ungemütliche Wochen ins Haus. Nach den kleinen Störfeuern, die in Form der Interviewaussagen von Insua und Degen schon loderten, könnten in einigen Wochen regelrechte Brände entstanden sein. Die Stimmung auf der Pressekonferenz war deutlich schärfer und ungemütlicher als noch vor einigen Wochen. Das Abstiegsgespenst, das man schon unter Horst Köppel vergessen hatte, geistert im BorussiaPark umher und lässt alle Beteiligten nervös werden.
Tore: 0:1 Balitsch (50.)
Borussia: Keller - Helveg (Insua, 74), Svensson, Ze António, Compper - Polanski - Rafael, Delura (Degen, 67), Kluge - Sonck, Neuville (Kahê, 46)
Hannover: Enke - Cherundolo, Zuraw, Bergantin, Tarnat - Balitsch, Yankow (Lala, 79) - Schröter (Andersson, 89), Bruggink (Fahrenhorst, 86), Huszti - Stajner
Ersatz: Heimeroth, El Fakiri, Thijs, Levels
Schiedsrichter: Wolfgang Stark
Zuschauer: 39.670 (73,44 % Auslastung)
Gelbe Karten (Borussia): -
Gelb-Rote Karten: -
Rote Karten: -
Besondere Vorkommnisse: Es ist das erste Mal seit der Abstiegssaison 1998/99, dass Borussia drei Heimspiele in Folge verliert. Damals verlor man gar vier Spiele in Folge am heimischen Bökelberg (2:3 gegen Stuttgart, 0:2 gegen Nürnberg, 2:8 gegen Leverkusen und 0:2 gegen Bayern München).
Quelle:seitenwahl.de -
Die Alarmglocken schrillen
Geschrieben von Mike Lukanz
Sonntag, 19 November 2006
Jupp Heynckes beließ es diesmal beim offiziellen Statement. Nachdem Pressesprecher Markus Aretz allen Journalisten ein ruhige Heimfahrt wünschte, eilte Heynckes an allen Mikrofonen, Diktiergeräten und Kameras vorbei Richtung Kabine, er war zu keiner weiteren Stellungnahme bereit. Dies hatte zur Folge, dass Peter Pander, der jeder Pressekonferenz beiwohnt und anschließend selber Frage und Antwort steht, sich einer größeren Menge an Journalisten gegenüber sah, die nun von ihm Erklärungen verlangten. Erklärungen, was soeben geschehen war und wie Borussia den Karren aus dem (Abstiegs-)Dreck zu ziehen gedenkt. Seine Wortwahl ließ jedoch erkennen, dass in Mönchengladbach die Alarmglocken schrillen.
Nach einem solchen Spiel sind alle Beteiligten frustriert, niedergeschlagen. Peter Pander ist jedoch ein kluger Mann, der es versteht, zur richtigen Zeit die richtigen Worte zu finden und jedem Beobachter somit einen Eindruck vermittelt, wie es um Borussia steht und was im Verein besprochen wird. Er wird nie laut dabei, seine Stimme ist stets ruhig und sachlich, doch erkennt man auf Dauer, mit welchem Nachdruck Dinge angesprochen werden. „Eine unangenehme Entwicklung" habe er ausgemacht. „13 Punkte aus 13 Spielen sind eindeutig zu wenig!", hieß eine weitere Forderung. Immer und immer wieder wiederholte er, dass es in den kommenden Wochen einzig und allein darum gehe, „Punkte zu sammeln, egal wie". Der Sportdirektor ist sichtlich angefressen. Nach den persönlichen Turbulenzen der vergangenen Saison, nach Schlaudraff, Elber und Köppel sollte in diesem Jahr endlich Ruhe einkehren. Der nächste Schritt im Rahmen der Stabilisierung. Doch nun: Abstiegskampf.
Einmal dabei, sprach er weitere Dinge an: es werde ihm „zuviel geredet" in den letzten Tagen und „zu wenig gut gespielt". Jeder Einzelne müsse zuerst „auf dem Platz Leistung zeigen", erst dann vor den Mikros. Selbst Jupp Heynckes bekam, direkt oder indirekt, gewollt und ungewollt, sein Fett weg. Pander erwähnte, dass man „nicht dauernd über die vielen Verletzten klagen" könne, sondern dass man „gemeinsam aus dieser schwierigen Lage herauskommt". Natürlich blockierte er jede Frage zur Position von Jupp Heynckes, was letztlich nur vernünftig ist.
Jupp Heynckes, der auf der Pressekonferenz davon sprach, eine „nicht funktionierende Mannschaft" zu haben und dass man nun „im mentalen Bereich" arbeiten müsse, gestand mit leerem Blick, dass dies eine „sehr bittere Niederlage" sei und er für die jetzige Situation „die volle Verantwortung" übernähme. Bemerkenswerte Sätze nach einem 13. Spieltag über eine Mannschaft, die er zu großen Teilen zusammengestellt hat und täglich betreut.
Die Mechanismen des Geschäfts greifen, so auch in Mönchengladbach. Peter Pander ist sich dies bewusst. Er weiß vor allem, dass nur Erfolge die nötige Ruhe bringen. Er fordert sie ein. Eine andere Wahl hat er kaum. Als man sich für Heynckes entschied, hat man sich ebenfalls für kontinuierliches Arbeiten, Geduld, Aufbau und Jugendförderung entschieden. Vergessen sollte man jedoch nicht, dass die Bundesliga keine Pause gönnt. Es ist ein schwieriger Spagat, den Borussia zur Zeit bewerkstelligen muss. Alle bekannten Muster treten in Mönchengladbach derzeit zu Tage. Unzufriedene Spieler, die über die Presse kommunizieren, ein in Fahrt kommender Boulevard, dessen Schlagzeilen immer direkter und größer werden, ein bisweilen schmallippiger Trainer, dem man in diesen Zeiten des Misserfolgs die alten Geschichten vergangener Tage aufs Brot schmiert und schließlich ein Sportdirektor, der auf den Ernst der Lage hinweisen muss. Ein Teufelskreis, wie es scheint. Borussia muss in der Tat aufpassen, dass diese aktuelle Lage kein Dauerzustand wird. Sich auf die Rückrunde zu verlassen, wäre ein gefährlicher Irrtum. Schließlich hat man sich auch vor wenigen Wochen auf die Heimspiele verlassen.
Quelle: seitenwahl.de -
20.11.2006
Neuville verletzt
Im Spiel gegen Hannover verspürte Oliver Neuville gestern einen Stich im Adduktorenbereich, in der Pause ließ er sich auswechseln. Heute gab es Gewissheit: Der Nationalspieler fällt für das Spiel in Stuttgart voraussichtlich aus.
Bei einer Kernspintomographie stellte sich heute heraus, dass Neuville sich einen leichten Muskelfaserriss am Ansatz der Adduktoren sowie eine Schambeinentzündung zugezogen hat. Ein Einsatz im nächsten Bundesligaspiel in Stuttgart am Sonntag ist damit aller Voraussicht nach nicht möglich.
Einen Rückschlag gab es auch für den dänischen Mittelfeldspieler Sebastian Svärd. Der 23-Jährige, der wegen Verletzungen in dieser Saison noch kein Bundesligaspiel für Borussia bestreiten konnte, zog sich am Samstag im Regionalligaspiel mit Borussias U23 gegen Rot-Weiß Ahlen einen Muskelfaserriss im Adduktorenbereich zu und fällt etwa drei Wochen aus. -
Zitat von Spargo
20.11.2006
Neuville verletzt
Im Spiel gegen Hannover verspürte Oliver Neuville gestern einen Stich im Adduktorenbereich, in der Pause ließ er sich auswechseln. Heute gab es Gewissheit: Der Nationalspieler fällt für das Spiel in Stuttgart voraussichtlich aus.
Bei einer Kernspintomographie stellte sich heute heraus, dass Neuville sich einen leichten Muskelfaserriss am Ansatz der Adduktoren sowie eine Schambeinentzündung zugezogen hat. Ein Einsatz im nächsten Bundesligaspiel in Stuttgart am Sonntag ist damit aller Voraussicht nach nicht möglich.
Einen Rückschlag gab es auch für den dänischen Mittelfeldspieler Sebastian Svärd. Der 23-Jährige, der wegen Verletzungen in dieser Saison noch kein Bundesligaspiel für Borussia bestreiten konnte, zog sich am Samstag im Regionalligaspiel mit Borussias U23 gegen Rot-Weiß Ahlen einen Muskelfaserriss im Adduktorenbereich zu und fällt etwa drei Wochen aus.
Is doch egal wer auf dem Platz steht und kein Tor schießt. -
-
Gründe für die Talfahrt
Geschrieben von Michael Heinen
Dienstag, 21 November 2006
Jetzt also auch noch Hannover. Selbst dem vormals Tabellen-Siebzehnten reichte eine schwache Leistung, um unsere Borussia im eigenen Stadion zu besiegen und uns damit gleich noch zu Heimdeppen zu degradieren. Gegen Hannover 96 daheim keine einzige Torchance herauszuspielen dürfte ein Bundesliga-Novum sein. Aber es knüpft nahtlos an die Leistungen der vergangenen Wochen und Monate an, worüber der gewonnene Punkt in der Vorwoche nicht hinwegtäuschen durfte. Das Spiel in Hamburg als Aufwärtstrend zu werten, wie der Verein emsig bemüht war, war eine grobe Fehleinschätzung. Hier war es einzig dem zur Zeit ebenso desolaten Gegner geschuldet, dass man trotz schwacher Gesamtleistung nicht erneut ohne Punkt die Heimreise antreten musste.
In der gesamten Saison war kein einziges Spiel bislang richtig gut. Die ersten 4 Heimsiege wurden allesamt in höchst mäßigen Partien errungen. Gegen Wolfsburg brachte uns ein kurioses Kuller-Tor zurück ins Spiel, sorgte für kurzzeitige Euphorie, die uns auf die Gewinnerstraße brachte gegen einen absolut harmlosen Gegner. Im Anschluss an diese Partie wendete sich auch noch das Glück gegen uns und die Mannschaft ergibt sich ihrem Schicksal in erschreckender Hilf- und Tatenlosigkeit. Das Pokalaus in Osnabrück erscheint da in einem völlig neuen Licht, denn momentan spielt Borussia auf einem Niveau, das eben maximal für die Regionalliga reichen würde.
Die Schwachstellen des Teams sind hinreichend erkannt und erläutert worden. Wir erspielen uns zu wenige Torchancen, im Mittelfeld befindet sich kein Spieler, der – gerade in schwierigen Zeiten – einmal anpackt und engagiert voranschreitet. Die Abwehr leidet insbesondere an der Verletztenmisere. Der Sturm ist weitgehend außer Form. Die Standards kommen mit viel Glück gerade einmal in Richtung Strafraum, bergen aber seit Monaten keinerlei Torgefahr mehr. Doch interessanter als das Aufzählen derlei trauriger Beobachtungen ist die Frage nach den Gründen. Denn nur, wenn man diese ergründet, ist man in der Lage aus etwaigen Fehlern der Vergangenheit für die Zukunft zu lernen. An dieser Stelle seien einige grundlegende Fehler genannt, die in den nächsten Wochen und Monaten zu korrigieren sind, damit das „Konzept Heynckes“ doch noch zum (langfristigen) Erfolg führt und die Mannschaft nicht tatsächlich den Weg des Jahres 1999 fortsetzt.
Zu dünne Personaldecke in der (Innen-)Verteidigung
Heynckes und Pander haben vor der Saison aufgeräumt und u.a. mit Strasser und Fukal zwei alternde Ex-Stammspieler aus ihrem Vertrag entlassen. Beides Spieler, denen man als Fan nicht allzu viele Tränen nachweinte, da ihre Leistungen gerade in der vorigen Saison sehr durchschnittlich waren. Doch als Folge dieser Verkäufe setzten unsere Verantwortlichen bewusst auf einen relativ dünnen Kader in der Defensive. So stehen mit Bo Svensson und Zé Antonio nur zwei gestandene Innenverteidiger bereit. Wie sich in den letzten Wochen zeigte, sind Alternativen dazu nur in der Jugend zu suchen, da z.B. einem Thomas Helveg die Position nicht (mehr) zugetraut wird. Tobias Levels und einmal gar Tim Rubink (aus der A-Jugend!) wurden über mehrere Wochen ins eiskalte Wasser geworfen, wo Levels sich für einen derart jungen Spieler, der letztes Jahr noch Oberliga spielte, wacker schlug. Dass sich gestandene Bundesligastürmer gegen ihn in den entscheidenden Momenten etwas leichter durchsetzen, ist ihm nicht zum Vorwurf zu machen. Auf einer solch sensiblen Position führt jeder (kleinere) Fehler i.d.R. zu einem Gegentor. Positiv ausgedrückt ist man als Trainer enorm mutig, sich hier derart konsequent auf die Jugend zu verlassen. Ihm zugute halten muss man das enorme Verletzungspech, das uns insbesondere auf den Außenpositionen getroffen hat. Dass man die Viererkette teilweise zu drei Vierteln mit jungen Spielern besetzen musste, war Pech. Aber zum Teil eben auch vermeidbar, wenn man in der Zentrale noch einen erfahrenen Spieler in der Hinterhand behalten (bzw. neu verpflichtet) hätte. Einen Milan Fukal hätte man vielleicht doch besser nicht verkauft, wenn man zudem noch die Kandidaten für die rechte Seite näher in Augenschein nimmt. Oliver Kirch und Kasper Bögelund sind seit ihrer Ankunft in Mönchengladbach fast nur verletzt (gewesen), was man schon vor der Saison wusste. Thomas Helveg war in der vorigen Saison auch nicht immer völlig gesund und war eigentlich schon gar nicht mehr wirklich eingeplant. Trotz zuletzt immerhin durchschnittlicher Leistungen ist er mit seinen 35 Jahren schon lange über seinen Leistungszenit hinaus. Zu glauben, dass einer von den dreien schon irgendwie fit sein wird, kann man als ein wenig naiv bezeichnen.
In der Winterpause wird der Verein in der Abwehr zwingend nachlegen müssen. Gesucht wird ein erfahrener Spieler für die Innenverteidigung. Im Optimalfall ein Spieler, der auch für einen Stammplatz in Frage kommt, wenngleich solche Typen im Winter schwer zu bekommen sind. Während es defensiv aber in erster Linie an der Quantität mangelt, müssen wir langsam einsehen, generell ein gewichtiges Problem mit der Qualität zu besitzen.
Selbstüberschätzung
Hörte man sich in und um Mönchengladbach vor der Saison um, so kam man immer wieder zu dem gleichen Ergebnis. Horst Köppel hatte im Vorjahr mit Platz 10 ein allenfalls akzeptables Resultat erzielt. Der Kader wurde eigentlich als reif für die obere Tabellenhälfte eingestuft. Durch die Zukäufe im Sommer – insbesondere der millionenschwere Transfer von Insua sei hier genannt – wähnte man sich für die kommende Saison gar noch stärker. Als ich zu Saisonbeginn einwarf, das Potential unseres Kaders sei nicht zwingend so viel besser als bei Mannschaften wie Wolfsburg oder Hannover, wurde mir heftig widersprochen. Auch wenn man sich nicht unbedingt nur von der aktuellen Krise leiten lassen sollte, zeigt sich mittlerweile aber, dass wir alle ein wenig zu optimistisch in der Selbsteinschätzung gewesen sind. Oft wird die aktuelle Mannschaft etwas verächtlich mit der vermeintlich so viel schwächeren aus den Vorjahren verglichen. Doch war ein Bernd Thijs tatsächlich so viel besser wie dereinst ein Igor Demo? Ist ein Eugen Polanski wirklich effektiver als es Markus Hausweiler war? Ist Delura torgefährlicher als Ivo Ulich? Oder Kahê besser als Arie van Lent? Selbst die hoch gelobten Innenverteidiger halten unsere Defensive nicht wirklich so viel stabiler zusammen als es die oft belächelten Strasser und Pletsch in den Jahren nach dem Aufstieg getan haben. Nimmt man einmal deren letztes Borussen-Jahr aus, so sind die Qualitätsunterschiede nicht annähernd so groß wie einige sich das gerne ausmalen. Sicher, Zé Antonio und Svensson sind den Beiden fußballerisch um Längen überlegen. Aber ein Innenverteidiger muss eben auch andere Qualitäten aufbringen. Und in Sachen Zweikampfstärke, Kampfkraft und Einsatz liegen die Vorteile dann vielleicht sogar eher bei dem grobmotorischen Duo aus der Vergangenheit.
Wir müssen den Kader sicher nicht schlechter reden als er ist. Die Mannschaft sollte eigentlich stark genug sein, um mit dem Abstieg nicht wirklich was zu tun zu haben. Es gibt in der Liga 7-8 Mannschaften, die durch ihre finanziellen Möglichkeiten und ihren Vorsprung aus der Vergangenheit besser besetzt sind. Dahinter gibt es dann eine Reihe von Teams, bei denen sich die Qualität des Spielermaterials nur geringfügig unterscheidet. Während also z.B. Arminia Bielefeld an die Spitze strebt, haben besondere Umstände bei uns jetzt zu einem umgekehrten Szenario geführt. Wir dürfen davor nicht die Augen verschließen. Auch wenn die Einsicht schmerzt: Abstiegskampf ist für uns leider realistischer als UEFA-Cup. Und den müssen wir jetzt mit aller Macht annehmen und zunächst einmal alles daran setzen, um aus dem Keller herauszukommen. Wenn Eugen Polanski davon spricht, dass bei allen Spielern „der letzte Wille“ fehlt, dann muss spätestens jetzt jedem klar werden, dass wir ohne diesen „letzten Willen“ nächstes Jahr zweite Liga spielen werden. Marvin Compper muss sich bewusst machen, dass auch schon nach 13 Spielen der Abstiegskampf beginnt. Genau genommen hatte er spätestens mit dem Schalke-Spiel begonnen, denn die damalige Leistung war alarmierend genug, um auch dem letzten klar zu machen, was auf uns zukommt. In den nächsten Wochen werden wir mit ziemlicher Sicherheit auf die Abstiegsränge zurückfallen, was kein Weltuntergang ist. Wichtig ist, dass die Mannschaft endlich aufwacht und sich ihrer Situation bewusst wird. Zum zweiten liegt es jetzt auch an Jupp Heynckes, der nicht nur durch entsprechende Ansprache an die verunsicherten Spieler seine Erfahrung einbringen muss. Wenn man die absolute individuelle Klasse im Kader nicht besitzt, lässt sich vieles über mannschaftliche Geschlossenheit und Eingespieltheit wettmachen. Die Höhenflüge von Stuttgart und Bielefeld seien hier als aktuelle Beispiele genannt. Doch da kommen wir eben zum dritten und vielleicht wesentlichsten Punkt, der unsere aktuelle Misere verursacht
Ständige Rotation
Defensiv kann man Jupp Heynckes nur bedingt diesen Vorwurf machen. Die Verletzungssorgen hier sind in diesem Ausmaß sicher nicht vorhersehbar gewesen und da war es zum Teil unglücklich, mit wie vielen Ersatzspielern wir regelmäßig auflaufen müssen. Doch gerade auf den Positionen weiter vorne hat sich bislang noch keine echte Mannschaft herauskristallisiert. 25 Spieler sind in dieser Saison bereits für Borussia aufgelaufen. Bezeichnenderweise nur der HSV hat nach erst 13 Spielen genau so viele verschiedene Akteure benötigt. Im Sturm wurden in den letzten Wochen sämtliche Varianten ausprobiert. Ob Neuville, Kahê, Sonck, Delura, Sverkos oder Rafael. Sie alle wechseln fleißig durch und dies jeweils ohne durchschlagenden Erfolg. Sicher muss man bei anhaltendem Misserfolg auch mal anderen Spielern eine Chance geben. Momentan wäre es aber in allererster Linie wichtig, so weit wie möglich einen festen Stamm zu bilden und diesen einzuspielen. Dann kann man immer mal wieder auf 1-2 Positionen variieren, wenn es nicht so läuft. Aber in jeder Partie immer wieder neu durchzurotieren, geht i.d.R. nicht gut. Und die Folgen sind doch unübersehbar. Die Spieler kennen ihre gegenseitigen Laufwege nicht, Abspiele werden regelmäßig ins Nirwana gespielt, weil der Stürmer sich in eine andere Richtung bewegt als es der Mittelfeldspieler zu antizipieren versucht. Heynckes sollte jetzt lange genug zugesehen haben, um zu entscheiden, welche Spieler uns in der momentanen Situation am ehesten weiterhelfen können. Denen sollte er von nun an vertrauen und die Gelegenheit geben, sich über Wochen hinweg zu beweisen. Wenn einzelne Spieler sich dann als zu schwach erweisen, sind kleinere Korrekturen immer noch möglich. Eine ständige Rotation ist aber gerade in der jetzigen Situation wenig förderlich.
Ginge es nach meinen Beobachtungen, so würde ich mich im Mittelfeld für eine Raute entscheiden, bei der Thijs die defensive Rolle ausfüllt, Kluge und Polanski die Halbpositionen besetzen und Insua offensiv hinter den Spitzen Neuville und Sonck zum Einsatz kommt. Auch wenn der Belgier zu wenig dafür tut, um sich unverzichtbar zu machen, sehe ich bei ihm das größte Potential für die Zukunft, während ich bei den meisten Konkurrenten eher skeptisch bin, ob sie noch jemals den Sprung nach vorne schaffen werden. Damit wären wir nämlich beim nächsten Problem.
Quelle seitenwahl.de -
Naives Vertrauen auf ewige Talente
Delura, Rafael und Sverkos wurden allesamt von Peter Pander (zurück-)geholt. Sie alle weisen einen sehr ähnlichen Karriereweg auf. In jungen Jahren machten sie durch talentierte Leistungen auf sich aufmerksam, die für ihr damaliges Alter auf mehr hoffen ließen. Nach einiger Zeit stagnierten sie aber und fielen in ein Leistungsloch, das sie auf die Ersatzbank katapultierte. Durch Vereinswechsel versuchten Delura (von Schalke nach Hannover) und Sverkos (von Borussia nach Berlin) ihr Glück, waren dort aber noch weniger erfolgreich als zuvor. Nachdem sie allesamt über 1-2 Jahre vor sich hindümpelten, kam man bei Borussia auf die Idee, ihnen – aus welchen Gründen auch immer – eine neuerliche Chance in einem neuen Umfeld zu geben. Die Hoffnungen, die man in Nando Rafael setzte, sind mir von Anfang an unergründlich geblieben. Schon zu besten Zeiten hatte er in Berlin nur aufgrund der dortigen Stürmermisere seine Chancen erhalten. Delura wurde schon auf Schalke einst von Heynckes gefördert. Dieses Ziehsohn-Verhältnis setzt sich nun bei Borussia fort, wo Delura wie kein anderer Offensivspieler seinen Stammplatz sicher zu haben scheint. Wenn Heynckes allgemein auf einen festen Stamm setzen würde, wie oben gefordert, wäre dies noch einigermaßen nachvollziehbar. Gerade aber angesichts der praktizierten Rotation dürfte es auch im Team bei einigen unverständlich sein, warum ein derart mittelmäßiger Spieler so ungleich besser behandelt wird als andere. Selbstbewusste und vielleicht etwas egoistische Spielertypen wie Degen und Sonck, aber auch andere Reservisten wie Insua oder Sverkos werden sich nicht ganz zu Unrecht fragen, warum ihnen nicht ähnlich viel Vertrauen entgegengebracht wird. Die aktuell aufkeimende Unruhe in den Medien ist bei Erfolglosigkeit zwar normal und bei so vielen Niederlagen in Folge gibt es immer Reservisten, die unzufrieden sind. Mit der Personalie Delura macht sich Heynckes hier aber angreifbar.
Für die Zukunft sollte Heynckes hinterfragen, worauf sich sein Vertrauen in diesen Spielertypen begründet. Viel entscheidender ist aber, dass Pander und Heynckes allgemein ihre Personalpolitik hinterfragen.
Verfehlte Einkaufspolitik
Der kicker hat es uns in seiner Montag-Ausgabe knallhart, aber leider korrekt vor Augen geführt. Kein einziger Borussen-Einkauf aus diesem Sommer ist bislang eingeschlagen. Delura wird als Mitläufer geführt, Insua als Fehleinkauf. Degen, Heimeroth und Svärd werden mangels Einsatzzeit als „nicht zu bewerten“ eingestuft. So erklärt sich, warum die Mannschaft in diesem Jahr nicht besser agiert als in der Vorsaison, wo man nach der Winterpause auf ähnlich niedrigem Niveau agierte. Die aktuelle Misere ist kein soeben erst aufgetretenes Phänomen, das unter der Ägide Heynckes/Pander begonnen hat. Die Gründe ragen einige Jahre zurück und fangen spätestens mit dem Ende der Ära Hans Meyer an, mit dem die Kontinuität verloren ging. Mit Lienen, Fach, Advocaat, Köppel und jetzt Heynckes kamen seit März 2003 fünf Trainer zum Zuge. Alle 9 Monate wurden im Schnitt neue Konzepte von neuen Verantwortlichen entworfen, die alle auf neues Personal setzten und somit den Kader stetig durchmischten und veränderten. Nachdem zunächst Christian Hochstätter in der Ära Advocaat einige Missgriffe auf dem Transfermarkt tätigte, konnte sich auch Peter Pander bislang nicht durch ein allzu glückliches Händchen auszeichnen. Die Defensive wurde regelmäßig zu dünn besetzt, offensiv zögerte man viel zu lange, die wichtigste Position im offensiven Mittelfeld adäquat zu besetzen. Nachdem im letzten Jahr absehbar wurde, dass Thomas Broich ewig auf seinen Durchbruch bei Borussia würde warten müssen, gab man ohne Not einen Jan Schlaudraff nach Aachen ab, mit der Begründung, „ihn nicht genug zu kennen“ und sich auf die Aussagen des Trainers zu verlassen. Letzteres ist naiv, wenn man – wie Pander – ohnehin von Anfang an nicht vom Können eines Horst Köppel überzeugt gewesen ist. Erstere Aussage ist beinahe gar ein Kündigungsgrund, denn zum einen sollte ein Sportmanager den laut kicker besten Spieler der 2.Liga schon ein klein wenig einschätzen können. Zum anderen liegt Aachen nicht so weit von Mönchengladbach entfernt, als dass man nicht das eine oder andere Spiel hätte beobachten lassen oder gar besuchen können. Es ist müßig, im Nachhinein darüber zu spekulieren, ob Schlaudraff jemals in Mönchengladbach in so eine Rolle hätte schlüpfen können, die er nun in Aachen innehat. Jetzt, wo er gefeierter Nationalspieler geworden ist, fällt es leicht, so zu urteilen. Doch schon zur damaligen Situation, als Schlaudraff „nur“ Aktivposten eines Zweitligisten gewesen war, war die Aktion des Vereins wenig verständlich, wie Seitenwahl damals in einem entsprechenden Kommentar rügte. Auf jeden Fall ist uns durch den Verkauf zum Schnäppchen-Preis entweder eine weit höher zu erzielende Ablöse entgangen oder aber eine potentielle Alternative für unser doch eher unkreatives Offensivspiel.
Doch während die Akte Schlaudraff geschlossen werden kann, ist die Personalie des stattdessen neu hinzu gekauften Offensivspielers heiß diskutiert.
Federico Insua
Mit Insua wurden vor der Saison enorme Hoffnungen verknüpft, was nicht nur der hohen Ablöse geschuldet war. Im offensiven Mittelfeld drückt bei Borussia seit Jahren der Schuh und gerade mit dieser vakanten Position wurde stets auch unsere Auswärtsmisere konsequent verbunden. Als Insua gleich am ersten Spieltag gegen Cottbus und anschließend in Nürnberg seine Fähigkeiten andeutete, schien der Weg für eine Erfolgsstory vorgeebnet. Aber schon zwei Bundesliga-Spiele später wurde der Argentinier nach der ersten richtig schwachen Halbzeit in Aachen ausgewechselt und von Teilen der Öffentlichkeit für die desolate Mannschaftsleistung verantwortlich gemacht. In der Folgezeit blieb er stets Wackelkandidat, wurde mal ein-, mal frühzeitig ausgewechselt. Eine durchaus fragwürdige Behandlungsweise für einen eher sensiblen Spielertypen, der in ein fremdes Land wechselt und von dem hier gleich eine absolute Führungsrolle erwartet wird. Wenn Jupp Heynckes der Ansicht ist, Insua sei angesichts der Eingewöhnung und der Sprachprobleme noch nicht soweit, um der Mannschaft zu helfen, so hätte er ihn konsequent in die zweite Reihe setzen können, um ihn für die Rückrunde langsam aufzubauen. Wenn man aber liest, wie Insua bei den Boca Juniors nach ca. 10 Spielen langsam in Fahrt kam, hätte es am ehesten Sinn gemacht, mit dem Spieler durch dick und dünn zu gehen, sich gerade in schlechten Zeiten voll hinter ihn zu stellen anstatt ihn durch Auswechselungen schuldig fühlen zu lassen. Hier greift auch wieder die oben eingeforderte Eingespieltheit. Es gibt keine Gewähr dafür, dass es Insua tatsächlich in der Bundesliga schaffen wird. Aber wenn man einen solchen Spieler zu solch einem Preis einkauft, so sollte man ein wenig mehr auf ihn vertrauen und stärker auf ihn setzen. Eine Offensive, die seit dem 3. oder 4. Spieltag in einigermaßen unveränderter Form durchgespielt hätte, wäre mittlerweile sicherlich eingespielt genug, um Besseres abzuliefern, als wir es zur Zeit erleiden müssen. Und nur über konstante, regelmäßige Einsätze kann Insua jemals zu seiner Form finden und in die Rolle schlüpfen, die wir uns alle von ihm erhoffen. Sitzt er weiter auf der Bank und kommt nur sporadisch zum Einsatz, so ist absehbar, dass er auch auf seiner zweiten Station in Europa scheitern wird. Die nächsten Aufgaben unserer Borussia sind zwar denkbar undankbar für einen Offensivspieler, um sich Selbstbewusstsein und Form für die Zukunft zu holen. Dennoch sollte Heynckes sich überlegen, ob er nicht stärker auf seinen potentiell stärksten Spieler setzt und um ihn herum das Offensivspiel aufbaut. Schlechter als Delura, Rafael und Co. spielt Insua ohnehin nicht, so dass der kurzfristige Qualitätsverlust kaum ins Gewicht fällt, während der langfristige Qualitätszuwachs enorm sein könnte.
Fazit
Viel ist verkehrt gelaufen in den vergangenen Monaten und der wachsende Unmut auf die Verantwortlichen lässt sich angesichts der Negativserie sowie dem desolaten Auftritt der Mannschaft nicht viel länger ignorieren. Momentan ist die Mannschaft tot. Sollten Stuttgart und München in den nächsten Wochen halbwegs normal und motiviert spielen, sind uns in der aktuellen Verfassung derbe Klatschen gewiss. Natürlich wird man ihm Verein und gerade im Spielerkreis bemüht sein, optimistisch zu bleiben und auf seine Chance zu lauern. Doch die Fehler, die begangen worden sind, werden sich so schnell leider nicht beheben lassen, als dass wir allzu sehr auf ein Auswärtswunder hoffen sollten. Vieles in diesem Kommentar klingt wie eine Kehrtwendung gegenüber meiner Aussage von vorletzter Woche, in der ich für ein Festhalten am aktuellen Konzept plädierte. Dies ist aber nicht so, denn auch weiterhin bin ich der Meinung, es besteht keine ernsthafte Alternative zu einem Festhalten an Jupp Heynckes. Zu oft wurde in der Vergangenheit der Trainer gewechselt. Natürlich kann man vieles hinterfragen und kritisieren. Doch wenn man die Ablösung eines Verantwortlichen fordert, sollte man immer eine potentielle Alternative vorweisen können. Ein Christoph Daum ist bekanntlich nicht mehr zu haben und wäre ohnehin nicht nach Mönchengladbach gekommen. Irgendwoher einen ähnlichen Toptrainer zu bekommen, der bereit ist, zu einem Abstiegskandidaten zu wechseln, der in den letzten Jahren durch regelmäßige Trainerwechsel aufgefallen ist, ist unrealistisch. Der Trainer, der tatsächlich käme, würde uns vielleicht kurzfristig aufrütteln, wäre aber mit hoher Wahrscheinlichkeit in nicht allzu ferner Zukunft in ähnliche Diskussionen verstrickt. Dieser ewige Teufelskreis aus Diskontinuität – Misserfolg – Trainerentlassung muss irgendwann beendet werden. Und wenn wir nicht einem Trainer wie Jupp Heynckes mit seinen Erfolgen und seiner emotionalen Nähe zu Borussia diese Chance auf langfristiges Arbeiten geben, dann werden wir dies wohl niemandem zugestehen. Von daher sollten wir Fans uns Jupp Heynckes genauso gegenüber verhalten, wie ich es oben von Heynckes gegenüber Insua angemahnt habe. Ihm Geduld und Zeit entgegenbringen, an ihm auch in schlechten Zeiten festhalten und darauf hoffen, dass er uns mittel- bis langfristig dafür überkompensiert, was wir kurzfristig an Problemen durchleiden müssen.
Quelle: seitenwahl.de -
-
zu lang. Liest außer grover keine Mensch...
-
-
-
Zitat von Judge999
wenn du nich hier einen Zebra-Fred aufgemacht hättest, würde ich dir sogar Recht geben.
Fakten, Fakten, Fakten. Und an die Leser denken! -
-
-
-
Boah ey, guck grad ma hier rein.
Ihr seid abba schon echt scheiße drauf alle. -
-
-
-
Jetzt mitmachen!
Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!