ZitatAlles anzeigenWehen steht vor dem Sprung in den bezahlten Fußball
Der Hoffenheimer Stürmer Francisco Copado staunte nicht schlecht, als er sich im November 2006 auf dem Wehener Halberg wiederfand. "Man denkt, man kommt auf irgendein Dorf", stellte der weitgereiste Ex-Profi (HSV, Mallorca, TBBerlin, Unterhaching, Frankfurt) fest, so wie "bei einem x-beliebigen Freundschaftskick im Sommer." Für Ortsfremde ist der Anfahrtsweg zur Spielstätte des 6718-Seelen-Dorfes nach wie vor eine Fahrt ins Nirgendwo.
In weiten Kurven geht es auf einem schmalen Feldweg den Halberg hoch, an Äckern und Wiesen vorbei, bis man zum Sportplatz kommt, der mit einer kleinen überdachten Stehtribüne und zwei Mini-Sitztribünen maximal 4000 Zuschauern Platz bietet. Die Autos müssen auf Feldern und dem angrenzenden Kunstrasenplatz geparkt werden, sodass regelmäßig das Chaos ausbricht. Zwischen den geschmückten und großzügigen (Fußball-)Bühnen des Landes fühlt sich der Platz allenfalls an wie ein karger Gemeindesaal. Doch auch dort kann gute Kost präsentiert werden.
Der Verein gehört mittlerweile seit fünf Jahren zur Regionalliga-Spitze. Zwei dritte Plätze gab es zuletzt, doch 2007 soll es endlich mit dem ersehnten Aufstieg klappen. Elf Punkte beträgt der Vorsprung auf einen Nicht-Aufstiegsplatz, und auch der Trainerwechsel im Oktober von Djuradj Vasic zu Christian Hock konnte an der Wehener Dominanz nichts ändern. Für Präsident Heinz Hankammer (75) würde sich ein Traum erfüllen. Der Firmengründer des Wasserfilterherstellers Brita steht dem Verein seit 1982 vor, als der noch in der A-Klasse angesiedelt war. Seitdem unterstützt er den Klub großzügig. Nachdem der SV 1989 in die Oberliga aufstieg, war für Hankammer klar: Der Verein muss in den Profifußball. "Erst dann habe ich hier meine Pflicht erfüllt", so Hankammer, der im Laufe der Jahre mehrere Millionen Euro in den Fußball investierte.
An Geld hat es deshalb nördlich von Wiesbaden nie gemangelt. Hier wurde stets viel und pünktlich gezahlt. Deshalb war Wehen seit Ende der 80er Jahre Anlaufpunkt für viele Ex-Profis. Doch der Sprung in die Zweite Liga blieb stets aus. Auch in dieser Saison spielen viele Akteure mit Profi-Erfahrung im beschaulichen Taunussteiner Stadtteil (Masic, Glibo, Celikovic, Amstätter, Caruso, Catic, Schwarz, Fuchs, Yilmaz, Cenci, Popovic, Stroh-Engel, Fiorentino, Willmann). Der Unterschied zu früher: Die Spieler sind erfolgshungrig, wollen nach oben.
Für den Aufstieg sieht man sich gewappnet. Der Klub will sich ab Sommer in Wiesbaden etablieren. Dazu gehört auch eine geplante Namensänderung in "SV Wehen-Wiesbaden". Schon ab Sommer wird der SVW dann in der hessischen Landeshauptstadt seine Spiele austragen - unabhängig von der Ligazugehörigkeit. Das dortige Stadion soll umgebaut werden, gleichzeitig strebt Wehen einen Neubau an - in Wiesbaden oder Mainz-Kastel. Copado und Co. können also aufatmen - zum Halberg müssen sie jedenfalls nicht mehr fahren.
Quelle:Fußball - Regionalliga - kicker online
Man beachte den Kommentar von Copado am Anfang (nur zum Vergleich Hoffenheim hat 3.286 Einwohner )