Weltweite Razzia - Neuer Fuball-Wettskandal - Festnahmen in Berlin - Berlin - Berliner Morgenpost
ZitatAlles anzeigenNeuer Fußball-Wettskandal - Festnahmen in Berlin
Donnerstag, 19. November 2009 15:11
Dem internationalen Fußball droht ein neuer Wettskandal größeren Ausmaßes. Die Staatsanwaltschaft Bochum ermittelt seit Anfang des Jahres gegen eine international agierende Bande. Dabei nahm die Berliner Polizei am Morgen fünf Beschuldigte fest - darunter auch zwei alte Bekannte.Ein neuer Wettskandal erschüttert den internationalen Fußball. Die Polizei hat am Morgen in Berlin fünf Mitglieder einer internationalen Bande festgenommen, die in großem Stil Spiele aus hochrangigen Fußball-Ligen manipuliert haben sollen. Bei zeitgleichen Razzien im In- und Ausland soll es insgsamt 15 Verhaftungen in zehn Ländern gegeben haben.
Nach Informationen von Morgenpost Online sind unter den in Berlin festgenommen Verdächtigen die beiden Drahtzieher des Wettskandals um den Schiedsrichter Robert Hoyzer - die Brüder Ante und Milan S.. Sie sollen möglicherweise noch am Donnerstag nach Bochum überstellt und dort verhört werden.
Die Mutter von Ante S. bestätigte gegenüber Morgenpost Online, dass ihr Sohn von Polizeibeamten festgenommen wurde. Wo er festegenommen wurde, wollte sie nicht sagen. Allerdings ist die Tür der Charlottenburger Wohnung, heute Morgen von Polizeibeamten aufgebrochen worden.
In dem neuen Verfahren ermittelt die Staatanwaltschaft Bochum gegen insgesamt 200 Tatverdächtige, erfuhr Morgenpost Online aus Berliner Sicherheitskreisen. Nach Angaben der Bochumer Staatanwaltschaft sind am Donnerstag im In- und Ausland zahlreiche Einrichtungen durchsucht und mehrere Verdächtige festgenommen worden. Dabei sei die Bochumer Behörde durch Verantwortliche der Europäischen Fußball-Union (UEFA) unterstützt und begleitet worden. Details der Aktion sollten noch am Donnerstag mitgeteilt werden. Die Beschuldigten seien verdächtig, Spieler, Trainer, Schiedsrichter und Offizielle bestochen zu haben, hieß es in Bochum.
Nach Informationen von Morgenpost Online wurden unter anderem Fußballspiele in der ersten Liga der Türkei manipuliert. Gewettet wurde den Vorwürfen der Ermittler zufolge auf Spiele der SüperLig von Deutschland aus - mit zum Teil sehr hohen Beträgen - bei Wettanbietern in Asien Auch namhafte türkische Nationalspieler sollen involviert sein.
Hoyzer-Skandal ging von Berlin aus
Ob diesmal auch deutsche Ligen betroffen sind, blieb zunächst unklar. Anfang 2005 war der bisher größte Wettskandal im deutschen Fußball aufgeflogen. Im Mittelpunkt stand der mittlerweile lebenslang gesperrte Bundesliga-Schiedsrichter Hoyzer, die Gebrüder S. und das Berliner Cafe King. Der damalige Bundesliga-Schiedsrichter Hoyzer gestand später, 67.000 Euro für die Manipulation von Spielen erhalten zu haben. Wegen Beihilfe zum Betrug wurde er im November des gleichen Jahres vom Landgericht Berlin jedoch zu einer Haftstrafe von zwei Jahren und fünf Monaten ohne Bewährung verurteilt. Zudem wurde er vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) lebenslang gesperrt. Hoyzer trat seine Haftstrafe im Mai 2007 an und kam 14 Monaten später wegen guter Führung wieder frei.23 Spiele im DFB-Pokal, der Zweiten Bundesliga und in den Regionalligen waren manipuliert worden oder sollten beeinflusst werden. Doch Hoyzer selbst war dabei der mäßig bezahlte Handlanger. Das große Geld machten Hoyzer Auftraggeber: Die kroatischen Brüder Ante, Milan und Filip S. verdienten hunderttausende Euro. Das Trio hatte den Ausgang bestimmter Partien gewettet und sorgte mit den Bestechungen für ihre Gewinne.
Zentrale der Manipulationen war das von den Brüdern betriebene Café King in der Charlottenburger Rankestraße. Dort hatte Hoyzer die Brüder kennen gelernt. Bei einer Polizei-Razzia fanden die Beamten nach dem Auffliegen des Betrugs Auszahlungsbelege für Sportwetten in Millionenhöhe. Ante S. wurde zu zwei Jahren und elf Monaten Haft verurteilt. Seine Brüder erhielten Bewährungsstrafen.
Hoyzer war nicht der einzige, der sich für Spielmanipulationen bestechen ließ. Hoyzer hatte bei seinen Vernehmungen auch seinen früheren Kollegen Dominik Marks belastet. Der Zweitbundesliga-Schiedsrichter sollte mindestens zwei Spiele manipuliert haben. Marks wurde zu einem Jahr und sechs Monate Haft auf Bewährung verurteilt.