Hier die letzte Ansage der FIFA zum Thema Schwarzmarkt und Einlasskontrollen, aufgezeichnet durch die Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 20.06.06 auf der Titelseite. Ich denke, da klärt sich Einiges:
"FIFA knickt ein – WM-Tickets dürfen weiterverkauft werden
Der Weltfußballverband FIFA hat den Kampf gegen den organisierten Schwarzmarkthandel mit WM-Tickets aufgegeben. „Wir haben einen freien Markt. Da ist es nicht verboten, etwas, das man einmal gekauft hat, auch wieder zu verkaufen“, hieß es.
Willi Behr, Ticketing-Chef im WM-Organisationskomitee (OK) für Deutschland betont, dass es ein Gesetz gegen Schwarzmarkthandel nun einmal nicht gebe.
Die Personifizierung der Eintrittskarten, die unter anderem den Schwarzhandel verhindern sollte, spielt als Kontrollinstrument offenbar keine Rolle mehr. Kaum jemand musste sich bisher an den Stadiontoren ausweisen. Jetzt, nach zehn Tagen WM, sagt Behr sogar: „Wenn jemand ein gültiges Ticket vorweisen kann, soll er auch hereinkommen und nicht wegen fehlender Personifizierung draußen bleiben müssen.“ Entsprechende Anweisungen gibt es auch für die Ordner in Hannover.
Vor dem WM-Spiel Mexiko gegen Angola in Hannover war ein organisierter Handel mit Eintrittskarten jenseits der FIFA-Kanäle bekannt geworden. Eine Agentur hatte Kartenangebote offensiv beworben, Tickets für das eigentlich längst ausverkaufte WM-Finale in Berlin will sie für 5900 Euro an den Fan bringen. Es gibt offenbar jede Menge Fußballanhänger, die derartige Wucherpreise bezahlen. Vor dem Mexiko-Spiel in Hannover verkaufte die Agentur in einem angemieteten Tagungsraum eines City-Hotels Tickets für 500 Euro. Hunderte Fans, zumeist Mexikaner, griffen am Freitag zu. Die Umsätze in dem Tagungsraum dürften bei über 100 000 Euro gelegen haben – sie waren jedenfalls so hoch, dass die Agentur einen Sicherheitsdienst engagierte, um die Verkaufsstelle zu überwachen. Hannovers Polizei hat die Vorgänge juristisch überprüft und ist zu dem Schluss gekommen, dass „Straftatbestände schwer zu fassen“ seien.
Die spannendste Frage ist, wo die Schwarzmarkttickets herkommen. Karl Rothmund, Präsident des Niedersächsischen Fußballverbandes und Chef des Organisationskomitees in Hannover, hat keine Erklärung dafür. „Das dürfte es eigentlich nicht geben.“ Behr vermutet, dass Agenturen möglicherweise die nationalen Fußballverbände der Welt und Sponsoren angesprochen haben, um im großen Stil Eintrittskarten aus deren Kontingenten aufzukaufen. Möglicherweise seien auch „Endverbraucher“ bereit gewesen, ihre Tickets abzugeben.
Der offizielle WM-Kartenverkauf war im Vorfeld immer wieder von Fanorganisationen und Datenschützern kritisiert worden. Sie bezeichneten es als „fragwürdige Praxis“, dass Besucher Namen und Personalausweisnummer preisgeben mussten, um über das Internet an Tickets zu kommen. Die FIFA führte stets Sicherheitsaspekte ins Feld. Bekannte Hooligans sollten von vornherein herausgefiltert werden. Behr glaubt, dass es auch gelungen ist, „ein Ausufern des Schwarzmarktes zu verhindern“. Stefan Wittke
Hier noch der Link zur Online-Version des Artikels: