Polizeipräsidium Westpfalz
30.01.2007, 16:40 - Polizeidirektion Kaiserslautern
Kaiserslautern, Polizei zieht nach Ausschreitungen beim Südwestderby Bilanz: Mehrere Festnahmen und Strafanzeigen und sechs verletzte Beamte
Ausschreitungen vor dem Spiel am Kreisel Löwenburg
Eine erschreckendes Fazit hat das Polizeipräsidium Westpfalz einen Tag nach dem Südwestderby des 1. FC Kaiserslautern gegen den Karlsruher SC (1:1) gezogen: Drei Festnahmen, mehrere kurzzeitige Gewahrsamnahmen, insgesamt acht Strafanzeigen wegen verschiedener Delikte sowie neun Verletzte lautet die traurige Bilanz des pfälzisch-badischen Fußballabends.
Besonders tragisch: Die schwere Verletzung eines Polizeibeamten, der von einer Glasflasche am Kopf getroffen wurde. Er erlitt Schnittwunden und eine schwere Gehirnerschütterung und wurde noch am gleichen Abend operiert. Zwischenzeitlich gab der behandelnde Arzt zumindest teilweise Entwarnung. Die Operation sei gut verlaufen und bleibende Schäden seien nicht zu erwarten, wobei diesbezüglich noch keine endgültigen Aussagen gemacht werden können. Drei weitere Einsatzkräfte sowie drei KSC-Anhänger wurden bei den immer wieder aufkommenden Auseinandersetzungen leicht verletzt.
Erschrocken zeigte sich die Einsatzleitung heute insbesondere über die gezeigte Brutalität beider Fangruppen. Erfahrungsgemäß kommt es bei brisanten Derbys immer wieder zu den üblichen gegenseitigen verbalen Provokationen und Rangeleien. Am gestrigen Abend wurde jedoch diese Grenze überschritten und durch unkalkulierbare Aktionen die Gesundheit Anderer beeinträchtigt bzw. zumindest gefährdet.
Der Abend hatte für die Polizei wie viele andere Fußballeinsätze begonnen. Gegen 18.45 Uhr war der Sonderzug mit rund 750 Karlsruher Fans in Kaiserslautern angekommen. Aufgrund der bereits im Vorfeld der Partie bekannten Brisanz wurden die KSC-Fans von einem massiven Polizeiaufgebot in Empfang und in gewohnter Manier über die Bahnhofstraße und den Kreisel Löwenburg zum Stadion begleitet.
Am Kreisel erwarteten sie die Lauterer Fangruppierungen und begrüßten sie mit Sprechchören. Trotz des starken Polizeiaufgebotes begannen die Karlsruher Rowdys mit dem Abschießen von Pyrotechnik. Als diese von der Gegenseite zurück geworfen wurde und zusätzlich Glasflaschen als Wurfgeschosse ins Spiel kamen, drohte die Situation zu eskalieren. Eine dieser Flaschen traf den schwer verletzten 45-jährigen Polizeikommissar. Nur das konsequente Einschreiten der Beamten, teilweise mit Schlagstockeinsatz, verhinderte drohende Auseinandersetzungen der Fangruppen. Im Zusammenhang mit dem Abschießen von Pyrotechnik wurde ein 23-jähriger Mann aus der Karlsruher Fanszene festgenommen.
Gesundheitsgefährdend und gefährlich: KSC-Fans brennen Pyrotechnik im Stadion abWas am Kreisel begonnen hatte, setzte sich im Stadion fort. Auch hier zeigte sich ein Teil der KSC-Anhänger als Fußball-Rowdys und machte erneut negativ auf sich aufmerksam. Wenige Minuten nach Spielbeginn wurden aus dem Karlsruher Fanblock mehrere Leuchtraketen abgeschossen und drei Bengalos gezündet. Die anschließende heftige Rauchentwicklung bewegte den Schiedsrichter zu einer mehrminütigen Spielunterbrechung. Die Verursacher hofft die Polizei nach der noch durchzuführenden Auswertung der Videoaufnahmen zu ermitteln.
Zwei andere KSC-Fans konnten bereits während der zweiten Halbzeit über ausgewertete Videoaufzeichnungen identifiziert und festgenommen werden. Sie waren in der ersten Spielhälfte an einem Gerangel zwischen ca. 15 Karlsruhern im Gästeblock beteiligt. Für die Schläger war das Spiel beendet; sie verbrachten den Rest des Abends in der Gewahrsamszelle.
Auch auf dem Rückweg vom Stadion zum Bahnhof setzten sich die Provokationen der Karlsruher gegenüber den Einsatzkräften fort. Immer wieder mussten sie eingreifen, weil Platzverweise oder Aufforderungen zum Weitergehen nicht befolgt wurden.
Als sich nach der Ankunft im Bahnhof abzeichnete, dass die Kapazitäten des Sonderzuges nicht ausreichten, um alle KSC’ler aufzunehmen, kam es erneut zu Reibereien. Auf Gleis 1 blockierten die Karlsruher die Eingangstüren des Zuges, um ein weiteres Einsteigen zu verhindern. Erst nach einem kurzzeitigen Schlagstockeinsatz war die Situation bereinigt.
Der wegen des Zündens und Werfens von pyrotechnischen Gegenständen am Kreisel Löwenburg Festgenommene wurde zur Durchführung eines beschleunigten Verfahrens heute Nachmittag dem zuständigen Richter beim AG Kaiserslautern vorgeführt. Dem Antrag auf Durchführung eines Beschleunigten Verfahrens wurde zugestimmt. Die Hauptverhandlungstermin wird in den nächsten Tagen festgelegt. Den erweiterten Antrag auf Hauptverhandlungshaft lehnte der Richter ab.
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