ZitatAlles anzeigenDeutschlands Profi-Fußballvereine haben einen Pakt gegen Schwarzhandel mit Eintrittskarten geschlossen. Das erfuhr SPIEGEL ONLINE aus der Bundesliga. Unangenehm könnte die gemeinsame Linie auch für Ebay werden, eine der wichtigsten Börsen für die Tickets.
1000 Euro für ein Fußballspiel? Wer heute Abend Bayern in der Champions League gegen Real Madrid sehen möchte, muss einiges investieren. Im Internet werden 80-Euro-Tickets für über 1000 Euro gehandelt, "weil mein Kumpel krank geworden ist". Das mag für Einzelfälle zutreffen, doch ein Großteil der Verkäufer betreibt über Ebay einen organisierten Schwarzmarkt, auf dem Woche für Woche Deutschlands Fußballfans abgezockt werden. Nicht selten bieten einzelne Händler Dutzende Karten zum Sofortkauf an, Spieltag für Spieltag wechseln mehrere Tausend Tickets über das Internet die Besitzer.
Doch langsam wird es ungemütlich für Schwarzhändler: Wie SPIEGEL ONLINE erfuhr, haben die Ticketmanager der Bundesliga auf einer Tagung in Leverkusen kürzlich drastische Maßnahmen beschlossen. Ziel ist, gemeinsam gegen Internetauktionshäuser wie Ebay oder bundesligakarten.de vorzugehen, über die die Schwarztickets weiterverkauft werden. Ferner versuchen die Vereine, Alternativen zu finden, bei denen die Karten zu fairen Preisen die Besitzer wechseln können. Und: Alle Vereine streben in puncto Ticketing einheitliche Allgemeine Geschäftsbedingungen (AGB) an. So soll ermöglicht werden, dass Schwarzhändler juristisch verfolgt werden können. Logistische Unterstützung erhalten die Clubs von der DFL, die die Tagung der Ticketverkäufer mitinitiiert hat.
Auf Anfrage von SPIEGEL ONLINE bestätigte Ebay die Streitigkeiten: "Tatsache ist, dass sowohl einzelne Bundesliga-Vereine als auch die DFL den Weiterverkauf von Fußball-Bundesliga-Tickets zu einem höheren Preis unterbinden wollen. Dies tun einzelne Vereine im Rahmen ihrer Allgemeinen Geschäftsbedingungen. Allerdings sei gleichzeitig ausdrücklich darauf hingewiesen, dass es ebenfalls Bundesliga-Vereine gibt, die den Weiterverkauf nicht untersagen", so Ebay-Sprecherin Maike Fuest. Der HSV gehört nicht dazu. Wer beispielsweise beim Weiterverkauf von Tickets für die Heimspiele der Hamburger erwischt wird, soll - wie bei fast allen Bundesliga-Vereinen üblich - eine Vertragsstrafe von bis zu 2500 Euro zahlen.
Darüber hinaus werden auch nicht bezahlte oder gestohlene Tickets vermehrt über Ebay angeboten: "Wir können daher nur jedem davon abraten, Karten über das Internet zu kaufen", sagt Kai Voerste, Leiter Ticketing beim Hamburger SV. Außerdem warnt Voerste die Internet-Käufer vor verschlossenen Toren am Stadion. "Vereine, die über eine elektronische Einlasskontrolle verfügen, können diese Tickets sperren lassen", so Voerste. 11 von 18 Bundesligisten haben eine elektronische Einlasskontrolle. Der HSV wendet diese Praxis bereits seit einigen Monaten an. Der Käufer steht dann mit der teuer bezahlten, aber ungültigen Karte vor dem Stadion - und hätte sich die Anreise schenken können.
HSV vor dem Bundesgerichtshof
Überhaupt ist der HSV Vorreiter in Sachen Schwarzmarktbekämpfung. Derzeit klagt der Club gegen den Internethändler Tickets und karten für alle bundesliga, dfb cup und Champions League fussball events events online bestellen! - Bundesligakarten.de. Auf der Plattform wurden wiederholt Karten für HSV-Heimspiele angeboten. Vor dem hanseatischen Oberlandesgericht (OLG) haben die Hamburger bereits gewonnen. Somit wurde die Wirksamkeit der AGB quasi gerichtlich festgestellt. Das Gericht urteilte damals, dass "ein Weiterverkauf von Eintrittskarten in jedem Fall ein wettbewerbswidriges Umgehungsgeschäft darstellt, wenn der Weiterverkäufer Kenntnis von den AGB hat und den Weiterverkauf nicht einstellt." Nachdem der vor dem OLG unterlegene Gegner in Revision gegangen ist, landete das Verfahren jetzt vor dem Bundesgerichtshof. Ende des Jahres wird die Entscheidung erwartet. Sollte der HSV erneut Recht bekommen, könnte es auch für Ebay ungemütlich werden.
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