21.03.2006 - WM-Tickets: Sponsoren verlosen Tickets
Beim Karten-Roulette zur Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland gibt es mit Glück durchaus noch Chancen eines der begehrten Tickets zu gewinnen. Denn der Fußball-Weltverband FIFA hat den 15 internationalen und sechs nationalen Sponsoren mehr als eine halbe Million von rund drei Million Karten zur Verfügung gestellt, die auf verschiedensten Wegen verteilt werden. Im Mittelpunkt stehen dabei werbeträchtige Verlosungen, die Belohnung von Mitarbeitern oder die Einladung an Geschäftspartner. Dies ergab eine dpa-Umfrage unter der Mehrzahl der Sponsoren.
Die Fast-Food-Kette McDonalds will einen Großteil ihrer 15 000 Karten an ihre Gäste vergeben. Im Mai startet eine zweite Verlosungsaktion. Ähnlich läuft es bei Coca-Cola mit 12 000 Tickets, die sich zudem Freizeitmannschaften Ende April in Berlin erkicken können. Auch gibt es ein hauseigenes Fußballturnier mit entsprechenden Preisen für die Gewinner.
Die Fluglinie Emirates aus Dubai wird die meisten ihrer 25 000 Tickets gezielt zur Verkaufsförderung nutzen. «Endverbraucher, die mit Emirates Business oder First Class fliegen, können Tickets für die Vorrunde erhalten. Je nach Wert des Flugtickets kann dann auch noch ein Hotel dabei sein», sagt Marketing-Manager Volker Greiner.
Wer ein bestimmtes Sondermodell - auf 1500 limitiert - beim koreanischen Autobauer Hyundai kauft, findet nach Unternehmens- Angaben zwei WM-Tickets im Handschuhfach. Eine Eintrittskarte bekommt, wer von Ende März an in Deutschland oder England ein hochwertiges Laptop von Toshiba erwirbt. «Die WM-Karte soll ein gewisser Kaufanreiz sein», sagt Toshiba-Marketing-Manager Europa, Thomas Friedrich.
«Der größte Teil geht über Gewinnaktionen an die Öffentlichkeit oder unsere weltweit rund 250 000 Mitarbeiter», erläutert der Leiter der Sportkommunikation bei der Telekom, Matthias Schumann. Zu den Hauptpreisen beim Bundespresseball im vergangenen November gehörte eine Spende der Telekom: Zwei Endspiel-Karten. Die Baumarktkette OBI verlost seit Ende Dezember wöchentlich 100 x 2 Karten unter ihren Kunden. «Mehr als 80 Prozent der uns zur Verfügung stehenden WM- Karten gehen an unsere Kunden», sagt OBI-Sprecherin Johanna Meessen.
Die Deutsche Bahn als nationaler Förderer will die Hälfte der WM- Karten aus ihrem Kontingent für eigene Mitarbeiter zur Motivierung und Belohnung vergeben. Von den 13 000 Tickets geht die andere Hälfte an Geschäftspartner und in Verlosungs-Aktionen. Die Deutsche Postbank vergibt nach Angaben ihres Sprechers Joachim Strunk von 10 000 Tickets 4000 an Mitarbeiter. Etwa je 2000 Karten sind für Gewinnspiele oder Geschäftspartner und Firmenkunden vorgesehen.
Beim Wettanbieter Oddset, der ebenfalls verschiedene Aktionen startet, werden Anfang April 3000 Tickets für das Endspiel am 9. Juli in Berlin in einer Lotto-Sonderauslosung vergeben. Der Versicherer Hamburg-Mannheimer verfügt über 15 000 Tickets, die zum Teil als Erfolgsprämie an Außendienstmitarbeiter und Führungskräfte gehen. Bei Philips Deutschland werden 95 Prozent der Karten für die Kundenbindung genutzt. Zum Beispiel: Ein Elektroinstallateur kauft beim Großhändler seine Philips-Produkte ein und erhält - je nach Umsatzvolumen - eine entsprechende Anzahl Gewinnspielkarten.
Verschiedene Gewinn-Aktionen rund ums Auto gibt es beim Reifenhersteller Continental. «Ein großer Teil der Aktionen finden im Ausland statt, um unseren Bekanntheitsgrad international zu steigern und das Markenimage stärker zu emotionalisieren», sagt Conti-Sprecher Alexander Lührs. Mitarbeiter können sich über ihr fußballerisches Können qualifizieren. «Über 100 Männer-Teams aus mehr als 25 Ländern haben an unserer internen Fußball-WM teilgenommen», berichtet Lührs. Bei adidas gehen 3000 Karten zu Originalpreisen an Mitarbeiter. «Wir nutzen die Tickets vor allem für Einladungen unserer Kunden
(Fachhändler) und Geschäftspartner weltweit», sagt Sprecher Jan Runau.
Die Energie Baden-Württemberg (EnBW) hat ihr Kartenkontingent zu weit über 90 Prozent an Kunden, Belegschaft und Zeitungsleser vergeben. In Zusammenhang mit dem Angebot von WM-Karten an Minister und Parlamentarier im Stuttgarter Landtag führt die Staatsanwaltschaft Karlsruhe gegen den Vorstandsvorsitzenden, Utz Claassen, ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts auf Vorteilsgewährung. Konzernchef Claassen, einst kurzzeitig Präsident von Hannover 96, erklärt: «Die Einladungen waren, sind und bleiben legal.» (dpa)