Beiträge von Langenfeld-Hopper

Der Metropolregion-Mäzen

... und der Beweis, dass Erfolg doch käuflich ist

1 - 2
08.12.2008, 17:00h
Rhein-Energie-Stadion, Köln/ D
Bundesliga, Deutschland - 50.000 Zuschauer (ca. 5.000 Gäste)

Nach einem völlig verkorksten Wochenende sollte zumindest ein Spiel im Stadion besucht werden. Bei der Entscheidung zwischen einem Landesliga-Kick im Kölner Raum und dem Gastspiel des HSV in Müngersdorf entschied man sich für zweiteres, da nach dem eigenen Spiel in LEV zum einen Zeitknappheit herrschte, zum anderen der HSV-Auftritt in Prag recht imposant und beeindruckend war. So ging es rechtzeitig gegen 15 Uhr los. Dass es doch noch knapp werden würde, konnte man nicht ahnen, dies ist jedoch der Deutschen Bahn zu verdanken. Ganze 3 Minuten fuhr die Bahn nämlich ab, so dass man nur noch die roten Rücklichter zu sehen bekam und 30 Minuten bei unangenehmer Kälte am Bahnhof, wohlgemerkt Lanfenfeld Berghausen und nicht Düsseldorf Hbf oder so, verbringen musste. So ging es etwas mehr als eine Stunde vor dem Spiel erst los und nach Umsteigen am Bahnhof Messe/Deutz in die Straßenbahn war man knapp 15 Minuten vor Anstoß in Müngersdorf angekommen. Alle Kassen bereits geschlossen, eine einzige war noch offen - ein Glück, dass ich genau zu dieser hin musste, um mein Ticket zu erhalten. Zum Intro gab es auf Kölner Seite das gewohnte Fahnenmeer hinter den Zaunfahnen der BOYZ KÖLN und WILDE HORDE hinter dem Tor, wie immer sehr nett anzuschauen. Die Gäste überraschten mit einer Choreo im Stehplatzbereich in Form von Glanzfolien in den Vereinsfarben schwarz-weiß-blau, hinzu gab es eine Rauchbombe. Von Anfang an der HSV sehr laut und brachial, vor allem das HAMBURGER SPORTVEREIN, WIR WERDEN IMMER BEI DIR SEIN kam sehr, sehr gut rüber. Der Schock kam jedoch schon nach knapp 3 Minuten in Form eines Bänderrisses beim brasilianischen Neuzugang Alex Silva. Sehr stimmungsvolle Anfangsphase, auf beiden Seiten viel Bewegung in den Kurven. Nach 15 Minuten nickte Mladen Petric eine Jansen-Flanke ins Kölner Gehäuse. Dies hatte zur Folge, dass die Stimmung außerhalb der Support-Blöcke S2 und S3 abflachte und der die Hamburger nunan tonbestimmend waren, jedoch muss hinzugefügt werden, dass die BOYZ und die WH stets zu hören waren, nahezu Dauersupport. Immer wieder schallten HAMBURGER JUNGS und brachiale HSV-Gesänge durch das Stadion, leider jedoch nach und nach mit immer weniger Beteiligung, so sehr sich der Haufen von etwa 200-300 supportwilligen im Unterrang auch bemühte.

Beide Mannschaften spielerisch in etwa auf Augenhöhe, doch nur der HSV nutzte seine Chancen, so war es erneut Petric, der nach einer Ecke in der 31. Minute einnetzte, wobei es auch bis zur Halbzeit blieb. Diesem ätzenden Aufladekarte-System, was es nun schon in der 2. Saison auch beim FC gibt, ist es zu verdanken, dass ich keine Euros an den Verpflegungsständen ließ und wieder ins innere des Stadions ging. Zum Einlauf zur 2. HZ präsentierte sich der Stehplatzbereich der Gästekurve erneut in schwarz-weiß-blau, diesmal in Form von Luftballons, unerwartet und sehr schick ... Die Ordner jedenfalls hatten gut 15 Minuten danach noch ihren Spaß daran, die Luftballons zu zertreten. In der 2. Halbzeit das selbe Bild, wie in Halbzeit numero uno, der FC spielte gut nach vorn, erspielte sich auch Möglichkeiten, die jedoch allesamt ungenutzt blieben. Davon ließen sich die Jungs der WH jedoch nicht den Spaß verderben, so gab es während der 2. Halbzeit etwa 10 - 15 mal einen Papierschnippsel-Regen und wie bereits erwähnt, nahezu durchgehenden Dauersupport, vor allem das ERSTER FUßBALLCLUB KÖLN konnte von der Lautstärke überzeugen, da sich ausnahmsweise auch einige drumherum und auf den anderen Tribünen beteiligten. Das 1:2 von Torjäger Novakovic brachte nochmal etwas Stimmung zurück, es sollte jedoch beim alles in allem verdienten Auswärtssieg des HSV bleiben, der nach einer kurzen Schwächephase inzwischen wieder voll im Saft und zurück im Meisterschaftsrennen ist, mein Tipp vor der Saison jedenfalls war der HSV, warten wirs mal ab.

Nachdem sich das Stadion bereits geleert hatte, ging man nochmal an der Südtribüne vorbei, um vielleicht noch das ein oder andere bekannte Gesicht anzutreffen, wurde dann jedoch überrascht, als sich hinter der Tribüne etwa 200 Ultras und ultragesinnte zu einem friedlichen Protestmarsch vom Stadion zu den Räumlichkeiten der Ultras versammelten. Unter lautstarken IHR KRIEGT UNS NIEMALS TOT und WIR SIND DIE FANS, DIE IHR NICHT WOLLT wurde an der Spitze mit einem FC FANS GEGEN POLIZEIWILLKÜR Banner und Doppelhaltern zu diesem heiklen Thema der Marsch unter dem Motto WEDER FREUND NOCH HELFER, bei welchem übrigens auch einige Mitglieder der CFHH (CHOSEN FEW HAMBURG) teilnahmen, über die Jahnwiesen angetreten, Polizeigewalt und Polizeiwillkür die die FC-Fans vor allem bei den Auswärtsspielen zu spüren bekommen. Dieser Protestmarsch wurde jedoch nach den Vorkommnissen beim letzten Heimspiel gegen das Kunstprodukt aus der Umgebung von Heidelberg ins Leben gerufen, als es massive Übergriffe seitens der grünen Staatsmacht gegenüber Mitgliedern der WH und BOYZ (auch gegen am Boden liegende weibliche Mitglieder!) am Stadionvorplatz gab, als diese sich dort mit einigen Stadionverbotlern auf ein, zwei Bierchen trafen und Spruchbänder entrollten. Schon in der Anfangsphase der 2. Halbzeit hing etwa 15 Minuten ein schwarz-weißer FÜR DEN ERHALT DER FANKULTUR Banner über dem der WH. Man selbst beobachtete das etwas am Rande und begab sich anschließend in die Bahn, die einen über Neumarkt und Bahnhof gegen 22 Uhr zuhause ablieferte. So hatte das bis dahin völlig verkorkste Wochenende doch ein einigermaßen vernünftigen Ausklang gefunden.