Alles anzeigenIrgendwelche Rücktritte zu fordern liegt mir fern. Ich fände einen Rücktritt abgebracht, man kann aber sicher auch andere Meinungen vertreten. Ich finde es auch legitim, wenn man Hoeneß in dieser Situation nicht fallen lässt, vor allem vor dem Hintergrund seiner Verdienste um den Verein.
Was mich aber ankotzt ist, dass diese schwere Straftat die hier (offenbar) begangen wurde, zum Kavaliersdelikt heruntergespielt wird. Bei all den (verständlichen) Treuebekundungen hätte ich mir zumindest einmal den Satz gewünscht, dass das wirklich schlimm ist, was er da mit Vorsatz gemacht hat. Stattdessen wird Uli Hoeneß hier (oder besser gestern auf der JHV) in eine Opferrolle gesteckt, die ihm einfach nicht gerecht wird. Fast alle machen dabei schön mit, als sei man eine Sekte und kein Fußballverein.
Und wer ihm seine Reue abnimmt, dem ist auch nicht mehr zu helfen. Der zeitliche Zusammenhang zwischen dem Scheitern des Deutsch-Schweizer Steuerabkommens und seiner Selbstanzeige spricht jedenfalls für sich. Uli Hoeneß bedauert nicht seine Steuerhinterziehung, er bedauert, damit nicht durchgekommen zu sein.
Die mediale Darstellung ist sicherlich an einigen Stellen wirklicher Müll. Dennoch darf man auch den einen oder anderen fernsehauftritt des Saubermanns Hoeneß (z.b. bei Jauch) nicht vergessen. Die Geister, die ich rief... Das ist ein Punkt, den viele hier bewusst ignorieren, weil sie es einfach nicht wahrhaben wollen, einen der größten Heuchler der deutschen Öffentlichkeit zum Präsidenten zu haben. Wer austeilen kann muss auch einstecken können und Uli Hoeneß ist im Austeilen ein Großer.
Uli Hoeneß hat einen fairen Prozess und eine gerechte Strafe (wie sie auch immer ausfallen wird) verdient. Und er hat die Unterstützung seiner Freunde und des Vereins verdient. Aber er ist der Täter und nicht das Opfer und genau deshalb war die Inszenierung gestern auch so ekelhaft.
guter beitrag