mal was von der 2. Mannschaft
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Ein Team rastet aus: Vier Platzverweise für den Gegner nützen Preußen nichts
[28.09.2008 | TA]Die Landesliga-Preußen erreichten im Stadion ein 1:1, das sich der normalen Wertung entzieht. Im Heimspiel gegen den undisziplinierten Spitzenreiter SG Herten-Langenbochum kamen die Fußballer von Trainer Cihan Tasdelen in ihrem sechsten Spiel nur zu einem Zähler, obschon sie ab der 75. Minute mit zehn gegen sieben Feldspielern agierten.
Langenbochum rastete komplett aus und kassierte binnen Sekunden zwei Rote Karten sowie eine Gelb-Rote und in der 90. Minute noch eine Gelb-Rote.
Tumulte nach dem 1:1-Tor
Die feldüberlegenen, aber im Abschluss eklatant schwachen Preußen erzielten nach Heidtmanns Linksflanke durch den eingewechselten Patrick Wensing das 1:1 (74.). Der Torschütze soll vor seinem Kopfball den Gegenspieler weggedrückt haben. Spielleiter Thorsten Derbort, der bis dahin keine Probleme mit der bisweilen robusten Partie hatte, sah sich massiv beleidigt, bedrängt und bedroht.
Langenbochum rastet aus
Der in Münster wohnhafte Unparteiische, der für den ASV Ellewick im Kreis Ahaus/Coesfeld schiedst, stellte SG-Abwehrmann Sebastian Stemmer vom Platz, "weil er mich bedrohte und vor die Brust stieß", wie er echo-muenster gegenüber erklärte. Direkt danach sah auch der weiter motzenden Nikolas Pechliwanis Rot. Er beleidigte den Assistenten. Dann bekam der schon verwarnt SG-Kapitän Mike Kühn Gelb-Rot, weil er mit dem Meckern nicht aufhört.
Jetzt tobten die Ersatzspieler und Betreuer von Langenbochum ungebremst an ihrer Bank drauflos, traten gegen Werbebanden und beleidigten die Spielleiter. In der 90. Minute sah der bereits verwarnte Langenbochumer Marvin Romberg Gelb-Rot, weil er nach einem Pfiff den Ball auf die Tribüne pfefferte.
Trainer sieht nur zu
Was sich die SG als Gast im Stadion leistete, war eine glatte Unverschämtheit. Der schon seit Spielbeginn sehr emotional gestimmte Trainer Karsten Quante war ein schlechtes Vorbild für seine Akteure. Als es einen Verantwortlichen geben musste, der dem Treiben nach dem 1:1 Einhalt gebietet, war niemand parat. Ein unwürdiges Schauspiel nahm seinen Lauf. So wird der Fußball beschädigt. Die demolierten Werbebande wird der SCP dem Verein in Rechnung stellen. Preußen-Chef Marco de Angelis bekam alles live mit.
Münster nach 0:1 überlegen
Die Spielwertung muss nach diesen Szenen eine getrübte solche werden. Mit einem guten und konsequent gespielten Angriff erzielte Langenbochums Enver Muzaffer auf Vorarbeit von Safet Dzinic die Gästeführung (9.). Preußens Innenverteidiger Goran Mikic wurde vom Vorbereiter überlaufen. Münsters Trainer baute seine seit Wochen unter Wert platzierte Elf im 4-2-3-1-Format auf.
Stürmer Daniel Seidel bekam die meiste Unterstützung von den Flügelspielern Josef Maffenbeier und Kamilos Jeyenthira. Marvin Bakalorz drängte durch die Mitte und agierte mit seiner jugendlichen Unbekümmertheit zwar mutig, aber noch ohne Gefühl für das richtige Abspiel. Maffenbeier setzte vor der Pause einen Schuss an den Pfosten und einen nächsten fischte ihm Keeper Sascha Vitolins weg.
Viele Chancen verschleudert
Die auch spielerische Überlegenheit der sehr laufintensiv agierenden Preußen nahm zu, als Hassan Nasrallah nach der Pause kam, Maffenbeier für den ausgewechselten Seidel in die Spitze ging und dort ackerte, „was das Zeug hielt“. Langenbochum war ausschließlich mit dem Abwehren beschäftigt und löste sich schlecht aus der Umklammerung. Nur Jochen Kalender hatte eine, aber gute, Szene per Kopf. Er verfehlte den Kasten, den Preußens A-Juniorenkeeper Fabian Otte hütete.
Maffenbeier musste das 1:1 machen, als er wunderbar geschickt wurde, aber mit dem Außenrisst treffen wollte (61.). Den emsig bemühten Preußen lief die Zeit weg. Tasdelen setzte Wensing für die linke Seite ein, stellte auf eine Dreierkette und zwei Spitzen um. Wensings Torjubel in der 74. Minute wurde von den tumultartigen Szenen abgelöst.
Die zugegeben schwierige Aufgabe des Teams, das drei Mann mehr auf dem Platz hat und gegen zwei gestaffelt stehende Abwehrreihen anrennen muss, löste Münster schlecht. Ruhe und Überblick behielt niemand, klaren Kopf beim Abschluss auch keiner. Das 1:1 geht wie eine gefühlte Niederlage aufs Konto, wo jetzt schon vier Unentschieden stehen.
In Tasdelen rumort es
Cihan Tasdelen (Foto) war tief frustriert: „Wir schaffen es nicht, gegen sieben oder sechs Gegenspieler drei Punkte zu holen! Ich fasse es nicht mehr.“ Wer ein „Tempodribbling in Überzahl ansetzt, satt den Mitspieler zu sehen“, der dürfe sich nicht über Kritik wundern. „Eine normale Leistung, eine den Ansprüchen genügende, zeigt hier keiner.“
Er frage sich, „wofür wir überhaupt Stürmer haben. Das, was wir bieten, schlucke ich nicht mehr lange.“ Einmal mehr sei die Elf „besser als der Gegner“ gewesen, habe aber diesen Vorteil nie umgesetzt.
Namen und Zahlen
Preußen II: Otte – Dieckmann (90. Bunse), Mikic (65. Wensing), Pufal, Heidtmann – Melzer, Dej – Jeyenthira, Bakalorz, Maffenbeier – Seidel (46. Nasrallah).
Tore: 0:1 Muzaffer (9.), 1:1 Wensing (74.)
Rote Karten: Stemmer, Pechliwanis (beide Langenbochum/jeweils 75.)
Gelb-Rote-Karten: Kühn (Langenbochum/75. wegen Meckerns), Romberg (Langenbochum/90./wegen Ballwegschlagens)