Nur die Guten bleiben drin
Wien - Die Europameisterschaft 2008 wird auf keinem Einheitsrasen gespielt, die UEFA hat den acht Stadionbetreibern freie Wahl gelassen.
"Bei diesem Thema mischen wir uns nicht ein, solange wir mit der Qualität zufrieden sind, dies wird von einer Expertengruppe von uns untersucht. Wir vertrauen aber den Leuten und Rasenexperten vor Ort", sagte der EM-Turnierdirektor für Österreich, Christian Schmölzer.
Debatte über neu oder alt
Bleibt der Rasen oder kommt ein neuer? Das war der wichtige Punkt, der zu klären war.
Sieben von acht Entscheidungen sind gefallen. In Wien und Genf wird der Rasen nicht ausgetauscht, in Salzburg und Basel (die mussten, weil sie normalerweise Kunstrasen haben) sowie Innsbruck, Zürich und Bern kommt ein neuer Naturrasen.
Ob im Klagenfurter Stadion ebenfalls ein Austausch vorgenommen wird, soll sich am Montag entscheiden.
"Wenn der Rasen gut ist, kann er drinnen bleiben", lautete die einzige Vorgabe. So passiert im Wiener Ernst Happel Stadion, in dem nicht viele Matches stattfinden und der Zustand des Spielfeldes topp ist.
Fehler der WM 2006 vermeiden
Während der Weltmeisterschaft vor zwei Jahren in Deutschland hatte es immer wieder Kritik an der Beschaffenheit des Grüns gegeben, für die WM-Stadien war ein eigener Rasen gezüchtet worden.
gab zwei Mischungen, eine für die Nord- und eine für die Südstadien. "Die hatten dann auch Pech mit Wetter und Vegetation, auch war die Rasenqualität nicht wie erwünscht", erinnerte sich Schmölzer.
Weniger entscheidend als der Zeitpunkt des Verlegens - auf vielen Rasen kann man sofort spielen - sind die Wetterverhältnisse, Regengüsse sind Gift.
Die Nässe war bei der WM in Deutschland das große Problem, Feuchtigkeitsschichten hatten sich gebildet und die Trittfestigkeit war nicht überall gleich.
Generalprobe in Salzburg ging daneben
Missglückt war in Salzburg eine "Generalprobe" am 25. Juli 2007, als das ausgebaute EM-Stadion Wals-Siezenheim mit dem Spiel Red Bull Salzburg gegen Arsenal vor 30.900 Zuschauern eröffnet wurde.
Der eigens dafür verlegte Naturrasen sorgte für Aufregung. Zu holprig, zu weich, ja faul sei er gewesen und gestunken habe er, hieß es.
Der Rasen war mit zwei Jahren zu alt und verfilzt. Das soll nicht wieder passieren.
Der für den EM-Rasen engagierte Lieferant aus Deutschland versprach "absolute Oberklasse".
Rasen aus Ungarn und Deutschland
Ein Rundruf unter den Betreibern der österreichischen EM-Stadien ergab, dass zwei EM-Rasen in Deutschland und einer in Ungarn wachsen.
Jener für Salzburg gedeiht in Waidhofen in der Nähe von Ingolstadt, jener für Klagenfurt - so er benötigt wird - in der Nähe von Heidelberg und jener für Innsbruck im Budapester Donauschwemmland.
Die Tiroler haben übrigens gleich zwei Felder bestellt.
"Wir verlegen den zweiten Rasen auf dem Trainingsplatz neben dem Stadion, das ist unsere Reservefläche, falls wir was tauschen müssen", erklärte Michael Außerhofer, der Geschäftsführer der Innsbrucker Stadionerrichtungs- und Betreibergesellschaft.
Rasenlegen als Wissenschaft
Die Zusammensetzung und Bearbeitung von Fußball-Rasen ist eine kleine Wissenschaft. So wächst zum Beispiel der Rasen in Ungarn auf einer Sandschicht und ist nicht verwurzelt.
"Der Rasen versucht zu wurzeln, aber auf Sand geht das nicht, das verursacht Stress bei ihm. Er ist hungrig aufs Verwurzeln, wenn er dann verlegt wird, dann verwurzelt er", gab Außerwinkler von seinem neu erworbenen Wissen weiter.
Im Innsbrucker Tivoli-Stadion wird am Montag mit dem Abtragen des alten Rasens begonnen.
"Wann der neue verlegt wird, hängt vom Wetter ab. Wenn es schön ist am Donnerstag und Freitag, wenn es regnet, werden wir es auf Montag verschieben."
Nach EURO kein Rasenverkauf wie in Berlin
Auch in Salzburg soll diese Woche das Naturgrün das Kunstgrün überdecken.
War der Rasen des WM-Stadions in Berlin nach dem Finale 2006 an Fans verkauft worden, so plant man in Österreich keine Aktionen dieser Art.
"Wir lassen ihn drinnen, wir müssen ja danach wieder Fußball spielen", sagte Außerwinkler.
Ob der Rasen in Klagenfurt liegen bleibt oder nach der EM ein Plastikgrün verlegt wird, ist hingegen noch offen.
Quelle: APA