Hitchcock zu Gast im Ally Pally….
1976 produzierte John Schlesinger den Film “Der Marathon-Mann” mit Dustin Hoffmann in der Hauptrolle, und Alfred Hitchcock wird uns mit vielen spannungsgeladenen Klassikern als Meister des Thrillers unvergessen bleiben – beide scheinen zur Zeit zu Gast im Alexandra Palace zu sein, wenn “The Power” ans Board tritt.
Drittes Spiel von Phil Taylor, zum dritten Mal ging der Rekord-Weltmeister über die volle Distanz und zum dritten Male wankte der 47-Jährige am Rande des Abgrunds. Im entscheidenden siebten Satz des Achtelfinales gegen die Nr.17 der Setzliste, seinen englischen Landsmann Alan Tabern, ging es in die Decision, im neunten Leg gelang “The Power” das Break zum 5-4 und erstmals hatte er die Chance, das Spiel nach Hause zu bringen. Und in diesem, folgenden zehnten Leg zeigte der 42-Jährige dann erneut das Maximum an physischer Stärke, erzielte zweimal in Serie einen 180er, checkte die 52 Rest problemlos aus und rettete einen 4-3 Sieg ins Ziel. Vorangegangen war eine Partie, die den Knackpunkt wohl im zweiten Satz hatte. 1-0 lag die Nr.1 der Setzliste nach Sätzen vorne, verpasste die Doppel-8 und Tabern nutzte die Chance zum Satzausgleich. In der Folgezeit zeigte Taylor wie schon in den vorherigen Matches gegen van Gerwen und Walsh Schwächen auf die Doppel-Felder, während Tabern unbekümmert drauf los spielte und den haushohen Favoriten mehr und mehr Richtung Abgrund drängte. Aber immer wieder zog der 13-fache Weltmeister den Kopf aus der Schlinge, biss sich ins Spiel und kämpfte gegen die Riesensensation an, zum ersten Mal bei der WM vor dem Finale auszuscheiden. Bezeichnend für die Partie dürfte sein, das Taylor seine erste 180 erst im fünften Satz auf die Scheibe legte. Es soll allerdings gewiss nicht die große Leistung von Alan Tabern schmälern, der eine tolle Partie bot – nur ist es immer noch etwas anderes, einen Phil Taylor bei einer WM zum Gegner zu haben, als einen anderen Profi. Vor allem der siebte und entscheidende Satz bot eine Vielzahl an Highscores und knappen Treffern, der die Fans sehr begeistert hat. “The Power” steht somit als erster Viertelfinalist fest und trifft am Samstag nun auf seinen Landsmann Wayne Mardle.
“Hawai501” rang den Niederländer Roland Scholten mit 4-3 nieder. Diese Partie erreichte zwar nicht ganz die Dramatik des Spiels Taylor-Tabern, war jedoch auch enorm spannend. Ständig musste Mardle hier einem Rückstand hinterherlaufen, ehe er dann im siebten Satz im dritten Leg das entscheidende Break schaffte und als Roland Scholten im anschließenden Leg einen Dart auf Doppel-16 zum Ausgleich vergab, checkte Mardle seine 74 Rest zum Spielgewinn aus.
Die erste große Überraschung des Tages erlebten die Zuschauer im wie immer prall gefüllten Alexandra Palace bereits am späten Nachmittag, als der an Nr.6 gesetzte Andy Hamilton eine 1-4 Klatsche gegen Alex Roy kassierte. Frühes Aus also für “The Hammer”, der im letzten Jahr immerhin das Halbfinale erreicht hatte und auch in diesem Jahr durchaus hoffnungsvoll in die Championships ging. Alex Roy, Nr.27 der Setzliste, fordert nun heute im Achtelfinale Suljovic-Bezwinger John Part.
Schadlos hielt sich Titelverteidiger Raymond van Barneveld. 4-1 gegen Jason Clark hört sich zwar souverän an, aber mit Ausnahme des ersten Satzes, der zu Null für den amtierenden Champion durchging, hatte Barney mehr zu beißen, als im lieb war. Jason Clark, der somit nach Colin Lloyd und Phil Taylor der dritte Spieler ist, der van Barneveld bei PDC-Weltmeisterschaften einen oder mehr Sätze abnahm, spielte an seiner Leistungsgrenze, während der Niederländer immer wieder mit sich selbst haderte und nicht die Souveränität zeigte, die man von ihm gewohnt ist – was aber vielleicht auch daran lag, das er über Weihnachten mit einer Grippe das Bett hüten musste und daher noch nicht 100% in Form ist. Letztlich aber setze sich die Nervenstärke von Raymond durch und er buchte das Achtelfinalticket gegen Kevin Painter – und nicht gegen Adrian Lewis, wie ich gestern vorschnell vermeldet habe. Erst, wenn Barney und Jackpot (gegen Tony Eccles) ihre Partien gewonnen haben, kommt es zur mit Spannung erwarteten Partie der beiden – was dann am späten Samstagabend der Fall sein könnte. Allerdings sollte Barney nicht den Fehler machen, und Kevin Painter auf die leichte Schulter nehmen – die Nr.15 der Setzliste ist der einzige Spieler bei den Titelkämpfen, der noch keinen einzigen Satz abgeben musste…
Viertelfinale (best of 9)
Phil Taylor (ENG - 1) – Wayne Mardle (ENG - 9)