schöner Text:
ZitatAlles anzeigenEdelmetallbesitzer sind glücklich dieser Tage, hört man. Die Preise für Gold und Silber ziehen stetig an. Manche sprechen schon von einer Edelmetallblase, und es sei riskant, jetzt noch in diesen Markt einzusteigen. Andere freuen sich einen Ast, weil sie in weiser Voraussicht schon vor acht Jahren ihre Lebensversicherungen verkauft und zehn 1-Kilo-Goldbarren in den Tresor gelegt haben. Es ist für diese Menschen ein schönes Gefühl, damals das Richtige getan zu haben, denn sie fühlen sich jetzt reicher als im Jahre 2001. Gefühlter Reichtum halt, weil an der Menge des Goldes hat sich seit dem ja nichts verändert.
Das erinnert ein bißchen an die amerikanischen Hausbesitzer, die sich in den vergangenen Jahren auch sehr reich fühlten. Mittlerweile wohnen viele von ihnen in Zeltstädten am Rande der Stadt und von weitem können sie ihre ehemaligen 250.000$-Luxus-Holz-Villen betrachten, die eigentlich immer noch ganz gut aussehen, aber mittlerweile für um die $ 1000,- angeboten werden, weil irgendwelche kriminellen Gesellen - die übrigens auch einmal ein solches Haus besaßen - die Kupferrohre aus den Wänden gerissen und die Badezimmerarmaturen auf dem Flohmarkt verscherbelt haben.
Nun gut, Sie sehen, Reichtum ist oft nur gefühlt und Gefühle ändern sich wie das Klima. Was kann man tun, um seine Gefühle in den Griff zu bekommen? Vielleicht liegt der Schlüssel darin, an den eigenen Denkstrukturen zu feilen. Einfach einmal anders herum denken. Wir sind es gewohnt, alles in Form von Geld zu bewerten. Wir haben gelernt, dass man den Wert einer Sache grundsätzlich an der Menge der dafür nötigen Zettel aus bedruckter Baumwolle bemisst. Und obwohl wir wissen, dass diese Scheine über keinen inneren Wert verfügen, können wir uns nur schwer aus diesem Gedankengefängnis befreien.
Sie besitzen Gold? Nehmen Sie einfach Gold als Maßstab und sie werden feststellen, dass Papierzettel und staatliche Münzen in letzter Zeit immer billiger werden. Für ein Kilo Gold können Sie zurzeit ziemlich viele und zudem aus minderwertigen Metall gefertigte 1-Euro-Münzen kaufen. Um genau zu sein, etwa 25.000 Stück. Jetzt stellt sich nur die Frage, ob Sie Bedarf an diesen minderwertigen Münzen haben. Falls nicht, wäre es albern für diese mangelhafte Münzware edles Metall auszugeben.
Vielleicht besitzen Sie ja auch ein Haus, welches zudem frei von Hypotheken ist und ganz und gar Ihnen gehört. Vermissen Sie einen Chart auf hausseiten.de der Ihnen täglich, - was sage ich - minütlich anzeigt, wieviel bedruckte Baumwolle Sie für Ihr Haus kaufen können? Ist es wirklich interessant zu wissen, wieviel Geld Sie mit Ihrem Haus kaufen können? Es ist doch viel schöner, abends vor dem Kamin einen guten Rotwein zu trinken, als draußen in der Kälte auf einem Sack bunter Baumwolle zu sitzen. Es wäre albern, mit seinem Haus auf Shoppingtour zu gehen, um damit Geld zu erwerben.
Was ist mit den ganzen anderen schönen Dingen, die Sie besitzen? Interessiert es Sie wirklich, wieviele auf Ihrem Kontoauszug sichtbar gemachte Computerzahlen sie dafür kaufen können? Macht es Sie wirklich glücklich, wenn Sie Zahlen auf einem Stück Papier betrachten?
Ja, werden Sie vielleicht sagen, denn dieser Kontoauszug gibt mir ein Gefühl der Sicherheit. Wie aber kann ein Stück Papier für Sicherheit sorgen? Die Anschnallgurte und der Airbag im Auto können das, aber geht es nicht ein bißchen weit zu behaupten, ein Stück Papier mache das Leben sicherer? Rennen Sie mit einem solchen Zettel in der Hand einmal vor eine Laterne! Das wird weh tun! Hundertprozentig!
Ein gutes Gefühl der Sicherheit bekommt man in der heutigen Zeit nur durch Dinge, die einen wirklichen Wert haben: bezahltes Wohneigentum, ein gut gefüllter Lebensmittelkeller, ein ausreichender Vorrat Brennholz und auch Gold und Silber. Und vor allem sollte man sich bewußt sein, dass die richtig guten Gefühle durch un-sach-liche Werte ausgelöst werden, die man sowieso nicht für Geld kaufen kann: eine intakte Familie, gute Freunde und Gesundheit. Das sind alles Dinge, die wichtig sind.
Geld gehört nicht wirklich dazu und man sollte es als das betrachten, was es tatsächlich ist: bunt bedruckte Baumwolle oder Zahlen, die man sich am Geldautomaten oder auf einem Zettel, den man Kontoauszug nennt anschauen kann. Was soll an diesen Zahlen – in welcher Form auch immer - wertvoll sein? Geld selbst hat doch gar keinen Wert! Mit Sachwerten und Gold und Silber kann und konnte man zu allen Zeiten diese Zahlen kaufen. Für Edelmetalle bekommt und bekam man immer bedruckte Baumwolle. Mal mehr, mal weniger, was daran liegt, dass die Qualität von bedruckter Baumwolle stark schwankt. Nach Kriegen und einer Währungsreform wird oft recht gute Qualität geliefert und im Laufe der Zeit wird die Qualität schlechter und schlechter. Geht auch gar nicht anders, denn bedingt durch Zins und Zinseszins wird von Jahr zu Jahr mehr und mehr Baumwolle benötigt, was die Qualität derselben immer schneller sinken lässt.
Irgendwann droht dann die ganze Welt in Baumwolle zu ersticken und den meisten Menschen wird klar, dass es einfach zu viel von dem Zeug gibt. Und irgendwann nach der ein oder anderen Verwerfung, will niemand mehr Baumwolle kaufen und man beginnt sie in Schubkarren herumzufahren oder im Kamin zu verheizen.
Und genau an diesem Punkt hat Geld zum ersten Mal einen richtigen Wert: einen Brennwert. Die Bude wird warm und heimelig.
Ist halt alles nur gefühlt.