VON INGO DURSTEWITZ
Wenn die Herren Fußballprofis am Palmenstrand faulenzen oder sonst wo den Ball links liegen lassen, beginnen für die Bundesliga-Manager die hektischen Tage, alldieweil: Ein neuer Kader will gebastelt werden. Auch Heribert Bruchhagen liegt seit drei Wochen nicht auf der faulen Haut. Doch nach unzähligen Verhandlungen und Pokerspielen hat der sportlich Verantwortliche der Frankfurter Eintracht eine ernüchternde Erkenntnis gewonnen: "Spieler, die unser sportliches Niveau anheben, bewegen sich auf einem Gehaltsniveau, das wir nicht zahlen können und wollen."
Bruchhagen weiß, dass diese Worte nicht das sind, wonach Fußball-Frankfurt lechzt, aber auch vor dem dritten Bundesligajahr nach dem dritten Wiederaufstieg sieht er es als seine vordringliche Aufgabe an, die Ansprüche nicht ins Uferlose wuchern zu lassen: "Wir können die Erwartungshaltung des Umfelds nicht so schnell erfüllen wie erwünscht."
Gehaltsgefüge im Blick
Mit Konkurrenten wie Dortmund oder Hamburg könne die Eintracht nicht mithalten. "Das ist undenkbar." Bruchhagen erinnert an den Wechsel von Mohamed Zidan von Mainz nach Hamburg, was den HSV im Gesamtpaket 15 Millionen Euro kostet. Die Eintracht winkte schon nach den ersten Verhandlungsrunden mit den Zidan-Beratern ab. Auch weil die Hessen das Gehaltsgefüge nicht aus dem Ruder laufen lassen wollen. "Das würde nur Unfrieden schaffen", betont Bruchhagen.
Das Eintracht-Umfeld müsse sich, wie der Vorstandsvorsitzende bekennt, vielmehr daran erfreuen, "dass wir ein ordentlicher Bestandteil der Bundesliga sind, wir sind ein ernsthafter Player - das ist doch toll". An der Ausrichtung habe sich nichts geändert, der Verein müsse mit kleinen Schritten nach vorne kommen, "alles andere wäre der erste Schritt in die falsche Richtung". Für die Eintracht gelte es daher, "einen Spagat zu machen", will sagen: Spieler finden, die eine Verstärkung und zudem finanzierbar sind. "Das macht die Sache schwierig", bedeutet Bruchhagen. Schwierig, aber nicht aussichtslos.
Anfang der Woche tagten Bruchhagen und Trainer Friedhelm Funkel in Frankfurt, sie besprachen auch die nächsten Transferaktivitäten. Ein Spieler, auf den die Frankfurter ein Auge geworfen haben, ist Mehdi Mahdavikia. "Er ist jemand, über den wir diskutieren", sagt Funkel. Zumal hochklassige Spieler auf der rechten Flanke nur schwer zu finden seien. Knackpunkt der Verhandlungen mit Mahdavikia ist das Gehalt. Der Iraner strich zuletzt beim HSV 2,3 Millionen Euro (plus Prämien) ein, in Frankfurt müsste er auf knapp die Hälfte verzichten.
Ein anderer Kandidat ist der Bremer Mittelfeldabräumer Leon Andreasen. "Ein sehr guter Spieler", sagt Funkel. Das Problem hier: Werder will den Dänen nicht ziehen lassen, "noch nicht", wie Funkel anmerkt. Schließlich wollen die Bremer ihrerseits auf dem Transfermarkt zuschlagen, sie haben Mittelfeldmann Alou Diarra von Olympique Lyon ins Visier genommen. "Wenn Andreasen auf den Markt kommen, werden wir sicher nicht die einzigen Interessenten sein", orakelt Funkel. Hannover hat die Fühler ausgestreckt. Ob die 96er für die Eintracht auch eine Nummer zu groß sind?