Unglück in Rom: Weitspringer von Speer getroffen
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Rom/Stuttgart (dpa) - Ein Unglücksfall hat das Golden-League- Meeting in Rom überschattet und für Entsetzen bei den Leichtathleten gesorgt: Der französische Weitspringer Salim Sdiri wurde direkt an der Sandgrube vom Speer des Finnen Tero Pitkämäki am Oberkörper getroffen.
«Er ist nicht lebensgefährlich verletzt», sagte ein Mitglied der Medizinischen Kommission des Sportfestes dem TV-Sender Premiere. «Wir müssen sehen, ob eine Rippe gebrochen ist oder ob die Lunge etwas abbekommen hat.»
Der Franzose war nach dem Vorfall umgehend auf einer Trage aus dem Stadion-Innenraum und in ein Krankenhaus gebracht worden. Er soll die ganze Zeit bei Bewusstsein gewesen sein. Der Speer von Vize-Europameister Pitkämäki war weit außerhalb des Wurfsektors gelandet, Sdiri hatte ihn gar nicht kommen sehen. «Ich war gerade dabei, auf ihn zuzugehen. Da sah ich den Speer auf mich zukommen. Ein Schritt weiter nach vorne - und das Ding hätte mich am Kopf getroffen», schilderte der italienische Weitspringer Andrew Howe die Szene im Olympiastadion. «Wir sind ausgeflippt in dem Moment. Ich habe den Speer raus gezogen und meine Hand auf die Wunde gedrückt.»
Das Sportfest ging trotzdem programmgemäß weiter, der Kampf um die Anteile an dem mit einer Millionen US-Dollar gefüllten Jackpot rückte jedoch in den Hintergrund: 400-Meter-Läuferin Sanya Richards, Hürdensprinterin Michelle Perry (beide USA) und Stabhochspringerin Jelena Isinbajewa (Russland) setzten ihre Siegesserie beim dritten von sechs Sportfesten fort. Hingegen hatte Unglücksrabe Pitkämäki auch sportlich Pech, er konnte seine Erfolge von Oslo und Paris nicht wiederholen. Peinlich für die deutsche Leichtathletik: Kein einziger Teilnehmer war am Start, so etwas hat es nach Ansicht von Experten in der seit 1998 bestehenden Serie noch nicht gegeben.
100-Meter-Hürden-Weltmeisterin Perry legte gleich eine Weltjahresbestzeit vor: Die 28 Jahre alte Amerikanerin war in 12,44 Sekunden schnell wie nie zuvor. «Fantastisch. Ich will alles Gold haben dieses Jahr», meinte sie begeistert von sich selbst. Isinbajewa, die Überfliegerin im Stabhochsprung, siegte ebenfalls unangefochten mit 4,90 Meter, da das groß angekündigte Duell mit Jennifer Stuczynski ausfiel. Die Amerikanerin, die lange dir Weltbestenliste mit 4,88 Meter angeführt hatte, fehlte wegen Rückenbeschwerden.
Richards setzte sich erneut über die Stadion-Runde in 49,77 Sekunden durch. Nach der «Golden Gala» in Rom macht die Golden League sechs Wochen Pause und geht nach der Weltmeisterschaft in Osaka (26. August bis 2. September) am 7. September in Zürich weiter. Nur die Sechsfach-Sieger dürfen sich aus dem Jackpot bedienen.
Das mit Spannung erwartete 100-Meter-Duell zwischen Weltrekordler Asafa Powell und Derrick Atkins (USA) gewann der zuletzt verletzte Jamaikaner in 9,90 Sekunden mit zwölf Hundertstel Vorsprung. «Ich bin wieder da und voll der Alte», freute sich Powell. Eine Weltjahresbestleistung über 5000 Meter stellte der Äthiopier Sileshi Sihine in 13:01,46 Minuten auf. Die meisten anderen Ausdauer- Spezialisten aus seinem Land mussten wegen der bevorstehenden All Afrika Games in Algerien zu Hause bleiben.