Frank Mill quatscht über Gott und die Welt. Das Interview ist zwar schon drei Wochen alt, aber hier wohl noch nicht aufgetaucht.
Streitbarer Publikumsliebling - BVB - DerWesten
"Ich war ein Miststück auf dem Platz" - BVB - DerWesten
Auch wenn er von sich sehr überzeugt zu sein scheint, ist es lesenswert. Hier mal ein paar Auszüge.
über seine Anfänge bei RWE:
Ich war 14 Jahre alt und wurde zum Probetraining eingeladen. Das war auf nem Aschenplatz, da spielte die B-Jugend. Ich war immer ziemlich klein. Deshalb habe ich die erste Halbzeit draußen gestanden. Irgendwann stand es 1:1, da hieß es. „Bring mich mal den Kleinen da rein.“ Das Spiel ist 6:1 ausgegangen, ich habe alle fünf Tore geschossen. Das war mein Start bei Rot-Weiss Essen.
über Gladbach:
Das war ne sehr schöne Zeit. Also, nicht da zu leben. Die Leute waren schon anders als wir.
In wie weit?
Die haben eine andere Art. Hier sagen sie dir, ob du in Ordnung oder ein Arsch bis. In Gladbach sagen sie: „Du bis nett.“ Dann gehst du aus der Tür und sie quatschen doof über dich. Aber gespielt habe ich da gerne.
(...)
Wie war die Atmosphäre am Bökelberg mit den steilen Rängen?
Das war toll. Wenn wir da Europapokal gespielt haben, das war klasse. Da gab’s auch schon Manolo den Trommler.
über Dortmund:
Wir sind (im Sommer 88) ohne Trainer ins Trainingslager gefahren. Der einzige, der da war, war Köppel, das war der schlechteste Trainer aller Zeiten. Und der hat mit uns den Pokal gewonnen!
über Dickel und Möller:
Ich stehe nicht auf so große Gesten. Das war beim Norbert Dickel schon so. jedes Mal, wenn der ein Tor gemacht hat, dann lief der zur Südtribüne und rüttelte da am Gatter. Da habe ich ein Hörnchen gekriegt. Andy war genau so. Der hat immer die große Bühne gesucht. Der wusste, dass die Leute ihm danach auf die Schulter klopfen.
(...)
Ach, Andy... Super Fußballer. Komischerweise hat der ganz viele Titel gewonnen. So viele hat kaum ein anderer. Er ist ein netter Kerl. Guter Golfspieler.
über Hitzfeld:
Er hat mit uns sehr viel gesprochen. Er war perfekt darin, mit dir eine halbe Stunde zu reden, und du wusstest danach weniger als vorher. Er hat dir zu verstehen gegeben, dass die Anderen im Moment besser sind als du, und du bist dann raus gegangen und fandest das toll. Faszinierend. In Dortmund hatte ich drei Jahre Probleme mit Ottmar Hitzfeld.
über die Fortuna und Ristic:
Wir hatten ein Durchschnittsalter von 32 Jahren. Nur alte Säcke. (lacht) Und alles auf Standardsituationen aufgebaut. Von zwei Stunden Training haben wir eine Stunde und 45 Minuten Standards geübt. Ich stand an der Mittelline, der Ball kam raus und Ristic sagte: „Junge, läufst du so linke Seite, kriegst du Ball wieder, Flanke zweite Pfosten“, und, und, und... Ich bin fast wahnsinnig geworden. Im November, kalt, und du stehst da minutenlang auf ein und demselben Fleck.
über seinen Charakter als Spieler:
Gifitg. Ab und zu mal ne Schwalbe gemacht. Das, was den anderen nicht gefällt, ein Miststück auf dem Platz. Ich weiß nicht, wie viele Elfmeter ich rausgeholt habe.
Es gab da den Klassiker: Vor dem Verteidiger stehen, Arme nach hinten, Hintern raus und langsam nach hinten sinken lassen ...
... (lacht) ja, und dabei musst du das Bein zwischen seinen Beinen haben. Dann hakst du dich da ein. Tja, immer wenn es knapp wurde, dann kam der Meister Mill. Ist wirklich wahr. Mein Freund Otto Rehhagel hat nach einem Spiel über mich vom Leder gezogen. Die Bremer führen in Dortmund kurz vor Schluss 0:1. Dann verlieren die 2:1. Ich glaube, ein Elfmeter und ein Tor habe ich so noch gemacht. Hat der geschimpft! Aber mit den Rufen war es am schlimmsten in Bochum. Die haben nicht „Mill du Sau gerufen“, sondern „Müll!“ Hach, schrecklich. Immer wenn ich da war: „Müüüüüll!“ (...) Das hörst du alles. Nur irgendwann ist es dir egal. Da musst du mit leben, sonst musst du Badminton spielen. In der Zweiten Liga mit Düsseldorf standen da manchmal die Opas am Spielfeldrand und fuchtelten mit ihren Schirmen rum.