03.06.2008
KAMPAGNE GESTARTET
Rettet die Spatzen!
Der putzige Piepmatz wird in Hamburg immer seltener
OLAF WUNDER
Lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach." Eine alte Redensart, die daran erinnert, dass der Haussperling, wie er eigentlich heißt, als Allerweltsvogel galt. Praktisch überall war er zu hören: der fröhliche "Tschilp-tschilp"-Gesang.
Doch diese Zeiten sind lang vorbei. Und wenn nicht bald etwas geschieht, dann ist der freche kleine braune Vogel ganz aus dem Stadtbild verschwunden. Es gibt nur noch 29000 Paare in Hamburg - vor 40 Jahren waren es vier Mal so viele.
Die "Deutsche Wildtier Stiftung" startet nun gemeinsam mit dem Bezirksamt Mitte ein Rettungsprogramm. Das erste sogenannte Spatzen-Reihenhaus, ein Nistkasten, der Platz für zwei Familien bietet, haben Stiftungsgeschäftsführerin Birgit Radow und Bezirksamts-Chef Markus Schreiber gestern an der Fassade der Bucerius-Law-School-Kindertagesstätte angebracht.
Ziel der Kampagne ist es, 5000 neue Nistplätze in Hamburg zu schaffen. Alle 1000 Schulen, Kindergärten und Kitas in der Hansestadt sollen ein Spatzen-Reihenhaus bekommen. Dafür aber müssen ebenso viele Sponsoren und Spender her, die bereit sind, 29,90 Euro zu investieren. Übrigens: Wer einen Nistkasten kauft, hilft damit auch Menschen. Die "Deutsche Wildtier Stiftung" lässt sie von den Tilbecker Behinderten-Werkstätten in Nottuln (Westfalen) produzieren.
Es sind die glatten Fassaden moderner Häuser, die für den Spatz den Tod bedeuten. Denn als Höhlenbrüter benötigt er Nischen, um seine Jungen großzuziehen. Die finden sich aber immer seltener. Mit jeder Altbausanierung wird den Vögeln der Raum zum Brüten genommen.
Aber noch etwas anderes setzt dem Spatz zu: der Mangel an Nahrung für die Brut. Bis zu 250 Ameisen, Blattläuse, Käfer und Würmer benötigen Spatzen täglich, um die hungrigen Mäuler im Nest zu stopfen. Doch da in Hamburg heimische Sträucher und Hecken selten geworden sind, gestaltet sich die Suche nach Futter immer schwieriger. Die "Deutsche Wildtier Stiftung" appelliert deshalb an Hausbesitzer, ihre Gärten nicht "klinisch rein" zu fegen, sondern Laub auch mal liegen zu lassen. Denn darin gedeihen Insekten.
Sie wollen Pate für eins von 5000 Spatzen-Reihenhäusern werden? Infos: http://www.DeutscheWildtierStif tung.de, Tel. (040) 73339-1880
(MOPO vom 03.06.2008 / SEITE