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Was passiert, wenn Trainer ihre Spieler hassenWenn Fußballtrainer nach schlechten Leistungen ihre Spieler disziplinieren wollen, gibt es eine breite Palette an Möglichkeiten: Nächtliche Einheiten, Straftraining mit Medizinbällen, Feierverbot, Hilfe beim privaten Umzug. Morgenpost Online gibt einen Überblick der kuriosesten Fälle aus 40 Jahren Bundesliga-Geschichte.
Da standen sie nun in Reih und Glied und gehorchten aufs Wort. „Alle Mann Kopf schütteln!“, gab der Trainer vor, und so geschah es. „Was soll das?“, fragte nach einer Weile der Erste. Damit ihr wisst, was ihr zu tun habt, wenn euch einer fragt, ob ihr Fußball spielen könnt“, antwortete der Zampano.
So soll es gewesen sein vor rund 40 Jahren beim TSV 1860 München am Tag nach einer deftigen Niederlage, und wer den Trainer Max Merkel je kennengelernt hat, zweifelt keine Sekunde an der Richtigkeit dieser Anekdote. Als er danach den 1. FC Nürnberg übernahm, jagte er die Spieler die Berge hoch und schaute mit dem Fernglas vom Hotelbalkon aus zu, vor sich ein Glas Bier. Und nach einem von ihm initiierten Saufabend setzte er am nächsten Morgen Zirkeltraining an.
Heute hassen Trainer anders.
Uwe Rapolder von der TuS Koblenz hat es dieser Tage demonstriert. Seine formal zweitklassige Mannschaft wirkte im Spiel bei Hansa Rostock wie eine Thekentruppe und schrieb Geschichte: Das 0:9 war die höchste Niederlage in der Zweiten Liga seit 28 Jahren. Prompt strich Rapolder den Rückflug, denn der wäre zu kurz gewesen für sein Strafprogramm. Dreimal ließ er während der achtstündigen Rückfahrt im Mannschaftsbus die Video-Aufzeichnung von der Partie laufen. Außerdem müssen die Spieler für die Kosten der Fans aufkommen, die fatalerweise mitgereist waren an die Ostsee.
Erfunden hat er das nicht, allerdings kamen bisher meist Vorstände auf die Idee, den Profis ans Geld zu gehen. Trainer denken doch mehr an Strafen an Leib und Seele.Magath ließ nachts trainieren
Automatisch kommen wir dann auf Felix Magath, den Treuhänder der alten Trainerschule. Als er noch beim FC Bayern war, standen die Münchner Profis nach einem Pokalspiel beim FC Erzgebirge Aue mal von 3.40 Uhr an auf dem Trainingsplatz, besorgte Anwohner riefen sogar die Polizei ob der ungewöhnlichen Ereignisse.
Auch von seinem Nachfolger Ottmar Hitzfeld (21.30 Uhr) und von Christoph Daum (2.05 Uhr) sind solche Geschichten nach Pleiten überliefert. Als Erfinder des Nachttrainings gilt aber der Frankfurter Dietrich Weise, der schon 1985 zu dieser kuriosen Maßnahme griff.
Beliebt ist bei Trainern auch das Streichen von gesellschaftlichen Großereignissen wie die Teilnahme am Kölner Rosenmontagstrubel (Daum 2007) oder der traditionellen Floßfahrt der Bayern-Mannschaft (Magath 2004).
Schachner ließ Aufsätze schreiben
Gefürchteter bei Spielern ist ohne Frage jedoch der intellektuelle Ansatz. So ließ Max Merkels Landsmann Walter Schachner 2007 ebenfalls bei 1860 München die Profis nach einem 0:3 Hausaufgaben machen: „Jeder muss eine Analyse schreiben, die er in einem Couvert am Mittwochmorgen abgeben muss.“ Alle gaben ab, doch mit welchem Erfolg? Sie verloren weiter, vier Wochen später war der Trainer seinen Job los.
Auch vom Trainer-Neuling Magath beim Hamburger SV und von Hoffenheims Ralf Rangnick, damals in Hannover, hat man derartige Feldversuche schon gehört. Besonders leicht ist es also nicht mehr als Trainer von heute, Spieler noch zu beeindrucken mit seiner Wut. Werder Bremens Sportdirektor Klaus Allofs weist zu Recht daraufhin, dass „24 Stunden Videoberieselung und Stromstöße nicht erlaubt sind“. Und wer Grenzen überschreitet, muss mit den Folgen leben. Frag nach bei Willi Kronhardt, Trainer der Wolfsburger Reserve.
Kronhardt ließ sich beim Umzug helfen
Der kam 2007 auf die Idee, die Kicker des damaligen Tabellenletzten für seinen privaten Umzug einzuspannen. Er habe sehen wollen, auf wen er sich verlassen könne, privat wie auch sportlich. Die Spieler fanden es nicht so toll. „Wir kamen uns vor wie unbezahlte Möbelpacker.“ Willi Kronhardt wurde umgehend entlassen.
Hannes Linßen dagegen überstand im Winter 1994 seine Wutdemonstration. Fünf Tage schwieg er die Kicker von Fortuna Köln an, erst kurz vor dem nächsten Spiel sprach er wieder mit ihnen, um die Aufstellung zu verkünden, „sonst wären wir mit 15 Mann aufgelaufen“.
Den Schweigetrick hat er vielleicht von Gladbachs Legende Hennes Weisweiler, der zuweilen nicht mit Günter Netzer sprach. Berti Vogts war dann der Mittler. Sein Auftrag hieß: „Sag dem langen *********, dat et nit spielt.“
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