Nortons Reisefred: Indien und Bhutan

Nachdem ich heute morgen um halb vier für so einen Himalayasonnenaufgang aufgestanden bin und sich das Wetter danach in den Regenmodus verabschiedet hat, schreibe ich ein bisschen was über Darjeeling.

Die Gegend hier heißt nicht umsonst wie der Tee, bzw. der Tee heißt wie die Gegend, sondern das ist hier neben den Bergen tatsächlich das zentrale Thema. Darjeeling ist zudem eine der ehemaligen Hill Stations der Briten, in die sie sich zurückgezogen haben, wenn es ihnen unten in calcutta zu heiß geworden ist. - was ich inzwischen von der Methode komplett nachvollziehen kann. Die Briten waren da früher aber auch echt beinhart, denn nicht nur, dass sie ihre ganze Verwaltung hier hochgeschleppt haben, nein sie haben hier auch gleich noch das ganze englische Gesellschaftsleben abgebildet. Inklusive Pferderennen. Asterix hatte doch Recht, die spinnen die Briten.

Man mietet sich also im Tal einen Fahrer oder einen sogenannten Shared Jeep und fährt 3 Stunden eine schlechte, enge Bergstraße hinauf. Shared Jeep heißt in Indien nicht nur, dass man sich den Wagen mit anderen teilt, es heißt auch, dass im Wagen nicht 5 Leute + Fahrer sitzen, sondern 10. Wir haben den Fahrer genommen, richtige Entscheidung.

Oben angekommen ist das wirklich ein sehr cooler Mix aus Indien und den buddhistischen Himalayastaaten Nepal, Bhutan und Tibet. Es gibt viele Kloster, noch mehr Teeplantagen und die Menschen sind eben auch der Mix dieser ganzen Länder. Es fühlt sich aber definitiv mehr nach Himalaya als nach Indien an. Eine ganz entspannte Atmosphäre hier oben und von meiner Seite eine Empfehlung.

Wir reisen im Oktober, weil das die beste Zeit für den Himalaya ist. Die klarsten Sichten, öfter gutes Wetter als sonst. Ich habe also letztendlich ein Cricketspiel gegen die Sicht auf den dritthöchsten Berg der Welt getauscht. in Mumbai vor dem Cricketstadion war ich mir noch nicht so ganz sicher, ob das eine brillante Idee war, aber hier oben ist das jetzt schon toll. Diese hohen Berge haben was faszinierendes und wir hatten großartige Sichten.

Wir waren wie gesagt heute morgen auf so einem Aussichtspunkthügel, der noch mal 500 Meter höher ist, als Darjeeling und der Sonnenaufgang über dieser Bergkette, wo jeder Berg 6000 Meter und höher ist, hatte definitiv was. Da kommt plötzlich so eine Wolke auf Augenhöhe auf einen zu, lustig. - Abgesehen davon muss ich eh Maxe zum Cricket mitbringen, das hätte alleine auch keinen Sinn gemacht.

Ihr habt es ja vermutlich nicht so mit Tee, aber ich bin inzwischen mehr denn je felsenfest der Meinung, das meiste was uns Zuhause als Darjeeling Tee verkauft wird, sind die Reste, die sie unter den Sortiermaschinen zusammengefegt haben. lustigerweise heißt hier nämlich kein einziger Tee Darjeeling, die haben alle Namen und unterschiedliche Qualitäten, was aber vermutlich für die westliche Welt zu kompliziert gewesen wäre.
Das ist jedenfalls ein echt anderer Level und ich bin jetzt offiziell ein wandelnder Teetransporter.

Bilder folgen.

Zitat von flauschi

das klingt mir jetzt doch etwas oberlehrerhaft

wenn ein inder nach deutschland kommt wird er auch über die mannigfaltige bierkultur staunen, deshalb muss er ja nich gleich sagen 'bei uns gibts nur "beer", alles andere wäre wohl für die buddhistische welt zu kompliziert gewesen'
also immer schön sachlich bleiben

So wollte ich das auch nicht ausdrücken, ich habe es lustig gemeint. du hast mich da missverstanden bzw. Ich hab es unglücklich formuliert. Die Höhe, sei nachsichtig mit mir.

Ich wollte mehr darauf hinaus, dass es ein viel wertigeres Produkt sein kann, als in unserer allgemeinen Wahrnehmung bei der Verwendung eines Teebeutels aus dem Supermarkt. Ich wusste das persönlich auch nicht, dass die Teesorten Namen haben.
Ich glaube es liegt daran, dass es bei uns meistens nur Darjeeling Tee heißt, weil es eben meistens Mischungen aus der Region hier sind und nicht die einzelne Pflanze, einer einzelnen Teefarm, einer konkreten Pflückung.

Mir war das halt nicht in dem Maße nicht bewusst, deshalb fand ich es spannend. - mit Assam verhält es sich ähnlich.

Zitat von flauschi

das klingt mir jetzt doch etwas oberlehrerhaft

wenn ein inder nach deutschland kommt wird er auch über die mannigfaltige bierkultur staunen, deshalb muss er ja nich gleich sagen 'bei uns gibts nur "beer", alles andere wäre wohl für die buddhistische welt zu kompliziert gewesen'
also immer schön sachlich bleiben

Im übrigen würde sich der jeweilige Tourist in Deutschland vermutlich auch wundern, warum er trotz der mannigfaltigen Bierauswahl in Deutschland in seinem Heimatland nur Becks und Paulaner als deutsches Bier bekommt....

Ist schon auch ähnlich.

Zitat von vmaexchen

Gibt es in Bhutan eigentlich Internet oder woher wissen wir, ob du die Busfahrt überlebt hast?

Nein, ich gehe mal davon aus die nächste Woche kein Internet oder Handyempfang zu haben.

Aber da Bhutan im Jahr nur ca. 20000 Touristen hat, dürfte jeder verunglückte Tourist ne Sensation sein. Das steht dann mit Sicherheit in der Zeitung.

Zitat von flauschi

dafür müssten sie euch aber erstmal als touristen identifizieren

Nun ja, als Einheimischer gehe ich nicht gerade durch...

Zitat von Kartenfahnder

ich fürchte Norton und Uschi werden in Bhutan hängenbleiben.

Bruttonationalglück ? Wikipedia


War schön mit euch, machts gut

Ja, das ist ein ganz anderer Ansatz und daher total spannend. Einer der Gründe weshalb wir dorthin reisen.

Sie haben so lustige Dinge in der Verfassung verankert. Neben dem Glück auch so Elemente wie, man soll nicht länger als von 9 bis 5 am Tag arbeiten, damit noch genug Zeit für das eigene Glücklichsein verbleibt.

Ganz spannende Kultur.