Der Corona Fred

Meine Vermutung: Höchste Prio hat weiterhin, die Überlastung des Gesundheitssystems vermeiden eben durch Streckung. Nebenher wird an Impfstoffen und Medikamenten zur Linderung (oder gar Heilung) weltweit geforscht. Die nicht komplett ausbleibenden Neuinfektionen tragen minimal zur weiteren Herdenimmunität bei.

Auf Herdenimmunität zu setzen komplett ohne andere Maßnahmen halte ich für viel zu gefährlich.

So unschön, nervig und anstrengend ich alle Einschränkungen auch finde halte ich das für zielführend. Und hoffe immer noch, dass richtige heiße Temperaturen und vielleicht ein Mini-Wunder das Ganze beschleunigen.

Zitat von 8Prozent

Meine Vermutung: Höchste Prio hat weiterhin, die Überlastung des Gesundheitssystems vermeiden eben durch Streckung. Nebenher wird an Impfstoffen und Medikamenten zur Linderung (oder gar Heilung) weltweit geforscht. Die nicht komplett ausbleibenden Neuinfektionen tragen minimal zur weiteren Herdenimmunität bei.

Auf Herdenimmunität zu setzen komplett ohne andere Maßnahmen halte ich für viel zu gefährlich.

So unschön, nervig und anstrengend ich alle Einschränkungen auch finde halte ich das für zielführend. Und hoffe immer noch, dass richtige heiße Temperaturen und vielleicht ein Mini-Wunder das Ganze beschleunigen.

Corona ist leider auch in sehr heißen Ländern vorhanden.

Zitat von Kartenfahnder

Bei den aktuellen Infektionszahlen bräuchten wir selbst mir einer eingerechneten Dunkelziffer 25 Jahre oder so zur Herdenimmunität (habe das nicht nachgerechnet. Wenn mich da jemand mit besseren Zahlen aufklären kann, bitte, gerne). Das geht also alleine rechnerisch schon nicht auf.
Also nein. Das Ziel ist nicht, Herdenimmunität durch "Durchseuchung" zu erreichen (das wäre der schwedische Weg), sondern halt eben die Impfung zu haben.

Und selbst das unter der Annahme, dass einmal gebildete Antikörper lebenslangen Schutz bilden und man nicht mehrmals erkranken kann (was meines Wissens auch nicht sicher ist).
Sehe das genauso wie du. Wenn man auf Herdenimmunität setzt, dann funktioniert das nur wenn man innerhalb kurzer Zeit viele Infizierte hat (mit dann allen bekannten dramatischen Nebenwirkungen). Möglicherweise eine Alternative für relativ isolierte, bevölkerungsarme Länder mit gutem Gesundheitswesen, aber für Mitteleuropa nicht.

Zitat von Kartenfahnder

Corona ist leider auch in sehr heißen Ländern vorhanden.

Jepp. Wenn man sich die Bilder aus Guayaquil und anderen südamerikanischen Metropolen ansieht, wo die Toten teilweise auf offener Straße verbrannt werden. Die haben konstant um die 30°C da unten.

Also ich persönlich kann in meinem begrenzten Umfeld nicht erkennen, dass die Leute "back to normal" sind. Ja, es sind mehr Leute draußen (wo meines Wissens nach die Ansteckungsgefahr deutlich niedriger ist) und auch in Geschäften, aber das Verhalten der meisten in Summe scheint mir schon noch deutlich anders als vorher.

Insofern befürchte ich zwar, dass die Infektionen wieder steigen, bin aber guter Dinge, dass das nicht zu schnell und "extrem" exponentiell außer Kontrolle gerät ohne in zwei bis vier Wochen noch reagieren zu können.

Ich höre den Podcast von Herrn Drosten auch sehr gerne und finde generell seine Art sehr gut, sein Wissen und seine Einschätzungen zu vermitteln, aber gestern hat mich wirklich geärgert, dass er vom bisher doch "so milden Lockdown" gesprochen hat. Ich weiß, dass es noch viel strenger geht (analog der südlichen Euro Länder - ohne zu wissen, ob das viel mehr bringt als bei uns), aber ich glaube das verkennt die Lage der Leute und Familien schon. Ich hätte es auch bevorzugt noch weiterzumachen, zumindest bis diese App da ist, aber dieser "milde Lockdown" ist bis jetzt definitiv ein Hammer für das Land gewesen, d.h. man muss da schon auch laufend Kollateralschäden bedenken.

Übrigens, der Kekule spricht nach wie vor von seiner Hoffung auf einen Sommer-Effekt. Ich habe z.B. viel Kontakt nach Indien, und natürlich haben die dort auch einen Lockdown, aber wer Indien kennt, weiß, dass das niemals so richtig funktionieren kann. Da wundert es mich schon, dass man von da bisher noch keine Schreckensbilder hat.

Zitat von spock

Und selbst das unter der Annahme, dass einmal gebildete Antikörper lebenslangen Schutz bilden und man nicht mehrmals erkranken kann (was meines Wissens auch nicht sicher ist).Sehe das genauso wie du. Wenn man auf Herdenimmunität setzt, dann funktioniert das nur wenn man innerhalb kurzer Zeit viele Infizierte hat (mit dann allen bekannten dramatischen Nebenwirkungen). Möglicherweise eine Alternative für relativ isolierte, bevölkerungsarme Länder mit gutem Gesundheitswesen, aber für Mitteleuropa nicht.

Wobei ich mich tatsächlich immernoch frage, warum es in Schweden relativ gut läuft. Natürlich ist die Todeszahl pro Bevölkerung da deutlich höher als hier, aber das Gesundheitssystem ist nicht zusammen gebrochen und vielleicht sind die bald mit dem Thema durch, während man anderswo immer noch stirbt. Wie hieß es letztens, abgerechnet wird im nachhinein. Ich weiß es nicht.

Zitat von Kartenfahnder

Wobei ich mich tatsächlich immernoch frage, warum es in Schweden relativ gut läuft. Natürlich ist die Todeszahl pro Bevölkerung da deutlich höher als hier, aber das Gesundheitssystem ist nicht zusammen gebrochen und vielleicht sind die bald mit dem Thema durch, während man anderswo immer noch stirbt. Wie hieß es letztens, abgerechnet wird im nachhinein. Ich weiß es nicht.

Gab einen interessanten Radiobeitrag von einem Reporter der seit einigen Jahren in Schweden lebt.
Wenn die Regierung darum bittet etwas zu tun (Abstand halten, Hygiene beachten etc.) dann machen die Schweden gerne mit. Wenn allerdings etwas befohlen wird dann werden die Schweden bockig wie ein störischer Esel.

Vielleicht ist dort auch ohne die Verbote ein größerer Anteil an gesunden Menschenverstand vorhanden.

Zum Stichwort Sommer hier ein Artikel vom berühmten Mallorca-Magazin.

https://www.mallorcamagazin.com/nachrichten/lo…ie-stoppen.html

Da werden Kekule und eine Studie von spanischen Wetter- und Gesundheitsexperten zitiert. Wie das zu Guayaquil passt, kann ich natürlich auch nicht sagen.

Zitat von Kartenfahnder

Wobei ich mich tatsächlich immernoch frage, warum es in Schweden relativ gut läuft. Natürlich ist die Todeszahl pro Bevölkerung da deutlich höher als hier, aber das Gesundheitssystem ist nicht zusammen gebrochen und vielleicht sind die bald mit dem Thema durch, während man anderswo immer noch stirbt. Wie hieß es letztens, abgerechnet wird im nachhinein. Ich weiß es nicht.

https://www.tagesschau.de/ausland/schwed…pannen-101.html

Zitat von Kartenfahnder

Wobei ich mich tatsächlich immernoch frage, warum es in Schweden relativ gut läuft. Natürlich ist die Todeszahl pro Bevölkerung da deutlich höher als hier, aber das Gesundheitssystem ist nicht zusammen gebrochen und vielleicht sind die bald mit dem Thema durch, während man anderswo immer noch stirbt. Wie hieß es letztens, abgerechnet wird im nachhinein. Ich weiß es nicht.

Ja, ich auch nicht.
Aber die Karte "Herdenimmunität" auszuspielen ist eben All-in. Für Deutschland hieße dass ca. 73.000 Neuinfektionen pro Tag (https://www.focus.de/politik/deutsc…d_11897711.html) , um in 18 Monaten eine Herdenimmunität zu erreichen. Mal abgesehen davon, dass man die Zahl ja sowieso nicht exakt steuern kann, wenn man alles freigibt- wenn es schiefgeht hast du am Ende eben eine halbe Millionen Tote (und wenn es "gut" geht nicht so viel weniger).
In Schweden werden die absoluten Zahlen aufgrund der Unterschiede in Bevölkerungszahl- und dichte natürlich nicht so dramatisch aussehen-so oder so.)

Zitat von spock

Ja, ich auch nicht.Aber die Karte "Herdenimmunität" auszuspielen ist eben All-in. Für Deutschland hieße dass ca. 73.000 Neuinfektionen pro Tag (https://www.focus.de/politik/deutsc…d_11897711.html) , um in 18 Monaten eine Herdenimmunität zu erreichen. Mal abgesehen davon, dass man die Zahl ja sowieso nicht exakt steuern kann, wenn man alles freigibt- wenn es schiefgeht hast du am Ende eben eine halbe Millionen Tote (und wenn es "gut" geht nicht so viel weniger).
In Schweden werden die absoluten Zahlen aufgrund der Unterschiede in Bevölkerungszahl- und dichte natürlich nicht so dramatisch aussehen-so oder so.)

glaube auch da leben die meisten Menschen in Städten

Zahl der offiziell aktiven Infizierten jetzt unter 40k. Vor 9 Tagen waren es 54k

Bin mal gespannt , wie sich das zum Monatsbeginn aussieht und sich dann fortschreibt. Ich hoffe , daß die Menschen wissen , daß es auch schnell wieder hoch gehen kann.

Zur Frage warum R schon vor dem Lockdown auf 1 gesunken ist und zum Verhalten der Schweden hier eine sehr gute Erklärung von Ranga Yogeshwar.

https://www.youtube.com/watch?v=OLBav50d-X8

Keine bahnbrechende Erkenntnis: Man könnte sagen, es kommt am Ende einfach auf das vernünftige Verhalten der Leute an...

Wie man schön sieht , haben wir jetzt ungefähr die Zahl der Neuansteckungen erreicht die dazu geführt haben , daß hier alles absolut runtergefahren wurde.Also ist auch noch lange nichts durch

Zitat von Jules Rimet

Wie man schön sieht , haben wir jetzt ungefähr die Zahl der Neuansteckungen erreicht die dazu geführt haben , daß hier alles absolut runtergefahren wurde.Also ist auch noch lange nichts durch

Also hier im hohen Norden ist ähnlich wie im Osten die corona Lage noch überschaubar. In meiner recht dünn besiedelten Gegend sowieso. Das heißt, abseits meines Medienkonsums betrachte ich das Thema mit einiger Distanz.

Aber ich beobachte auch eine sinkende Akzeptanz bei den Leuten. Da werden Kinder (ohne Not) in die Notbetreuung gesteckt, weil es halt jetzt langsam nervt, und sich diebisch gefreut, dass man die Möglichkeit dazu hat. Beim Einkaufen ist die totale Umsichtigkeit auch weg. Es sind viele kleine Dinge.

Und in den Gesprächen sind die Leute mehr und mehr genervt von den Einschränkungen.

Mich beschleicht so langsam das Gefühl, dass es einer zweiten Welle bedarf, damit die Leute in letzter Konsequenz begreifen, worum es geht und die Maßnahmen auch mittelfristig umsetzen. In einigen Fällen ist dazu evtl. sogar ein Einschlag im persönlichen Umfeld nötig.

Und das sage ich vollkommen ohne Sarkasmus und ohne das ich da irgendeinem ein Unheil gönnen würde. Ich habe durchaus Verständnis für die Sorgen der Leute (wenn auch nicht bei allen ). Mir ist da meine Wohlfühloase (sicherer Job, zu 90% Homeoffice, großer Garten, schönes Wetter, entspannte Kinder, die noch zu klein sind, um großartig anderes als die Knast Mama und Papa zu kennen ) durchaus bewusst und weiß das sehr zu schätzen.

Zitat von Lawless3012

Mir ist da meine Wohlfühloase (sicherer Job, zu 90% Homeoffice, großer Garten, schönes Wetter, entspannte Kinder, die noch zu klein sind, um großartig anderes als die Knast Mama und Papa zu kennen ) durchaus bewusst und weiß das sehr zu schätzen.

Ich glaube den Einfluss von diesen Punkten auf die Erträglichkeit eines Lockdowns kann man gar nicht überschätzen.

Hier die schwedische Sicht der Dinge. Weiß allerdings nicht welchen Einfluss der vorhin gepostete statistische Fehler der schwedischen Behörden auf diese Sicht hat.

https://www.weltwoche.ch/ausgaben/2020-…be-17-2020.html

Bemerkenswert finde ich diesen Absatz:

Giesecke spricht in unaufgeregt-nüchternem Ton. Die richtige Politik sei es, nur die Alten und Gebrechlichen zu schützen. Nach der hohen Sterberate in Schweden gefragt, erklärt er, in seinem Land würden aufgrund der lockereren Massnahmen einige ältere und besonders gefährdete Menschen früher aus dem Leben scheiden, die anderswo etwas später auch sterben würden. «Ihr Leben wird um einige Monate verkürzt», so der Schwede. Die Staaten mit rigorosen Sicherheitsmassnahmen könnten letztlich aber nicht mehr Leben retten. «Wenn man dort mit der Exit-Strategie beginnt, wird man Tote verzeichnen, die wir bereits gehabt haben.»

Wenn es tatsächlich so wäre, dass die meisten der Toten "nur" um einige Monate früher versterben als ohnehin, dann würde das schon eine Rolle in all den Abwägungen spielen. Bloß woher kommt diese Erkenntnis?

How Taiwan keeps kids safe at school amid COVID-19

https://youtu.be/wmK9Bt1xcnY

Hier gibt es oft gute und aktuelle Informationen.

https://www.sciencemediacenter.de/alle-angebote/coronavirus/

Zitat von Werderstrand

Wenn es tatsächlich so wäre, dass die meisten der Toten "nur" um einige Monate früher versterben als ohnehin, dann würde das schon eine Rolle in all den Abwägungen spielen. Bloß woher kommt diese Erkenntnis?

Man kann ja schwer den Gegenversuch bei einem Menschen darstellen. Wie lange lebt er bei Situation a und bei Situation b. Also kann es auch keine Erkenntnis geben.

Im Ort meiner Schwiegereltern (1.000 Einwohner) gibt es mehrere Todesfälle und schwere Krankheitsfälle (angesteckt nach einem Stammtischbesuch), unter anderem ist der unmittelbare Nachbar verstorben. Alle sind zwischen 60 und 80 Jahre alt und hatten würde ich mal sagen altersbezogene Vorerkrankungen aufzuweisen, Der eine hatte schonmal einen Herzinfarkt, die anderen hatten mit dem und das zu kämpfen, aber alle standen ganz normal mitten im rüstigen Rentnerleben.

Man weiß es nicht, aber wahrscheinlich hätten die meisten wohl ohne Corona noch ein paar Jahre (vielleicht auch noch 20?) gelebt. Den Hinterbliebenden zu sagen, die Verstorbenen sind halt jetzt nur ein paar Monate vorher schon gegangen, wäre meiner Meinung nach in diesen Fällen völlig unzutreffend.

Zitat von wmdabeiseier2

Man kann ja schwer den Gegenversuch bei einem Menschen darstellen. Wie lange lebt er bei Situation a und bei Situation b. Also kann es auch keine Erkenntnis geben.
Im Ort meiner Schwiegereltern (1.000 Einwohner) gibt es mehrere Todesfälle und schwere Krankheitsfälle (angesteckt nach einem Stammtischbesuch), unter anderem ist der unmittelbare Nachbar verstorben. Alle sind zwischen 60 und 80 Jahre alt und hatten würde ich mal sagen altersbezogene Vorerkrankungen aufzuweisen, Der eine hatte schonmal einen Herzinfarkt, die anderen hatten mit dem und das zu kämpfen, aber alle standen ganz normal mitten im rüstigen Rentnerleben.

Man weiß es nicht, aber wahrscheinlich hätten die meisten wohl ohne Corona noch ein paar Jahre (vielleicht auch noch 20?) gelebt. Den Hinterbliebenden zu sagen, die Verstorbenen sind halt jetzt nur ein paar Monate vorher schon gegangen, wäre meiner Meinung nach in diesen Fällen völlig unzutreffend.

Ich glaube man würde so einen Zusammenhang eventuell in den Übersterblichkeitsstatistiken sehen. Ich kann mir das aber bei der aktuellen Zunahme der Todesfälle in einigen Ländern nicht vorstellen, dass sich das in den nächsten Monaten wieder ausgleicht.