3 - 3
06.04.2008, 15:00h
Preussen-Stadion, Münster / D
Oberliga Westfalen, Deutschland - 3.962 Zuschauer (ca. 150 Gäste)
Das Preussen-Stadion in Münster... immer wieder in Planung gewesen und doch immer wieder verschoben auf das nächste große Spiel, wenn Preußen Münster endlich wieder aufsteigt. Heute nun, eigendlich stand ja ein eigenes Spiel auf dem Programm und somit ein fußballfreies Wochenende nach der Unlust gestern auf dem Programm, war es dann so weit. Jemand wollte mir wohl kein WE ohne Fußball gönnen, so ging es nach kurzfristigem Studium, nach der Absage des eigenen Spiels, der Spielpläne in erreichbarer Nähe dann endlich gen Münster, auch wenn dies ein verhältnismäßig teurer Spaß werden sollte, da so kurzfristig keine Mitfahrer gefunden werden konnten. Etwa 130 km in eine Richtung und Ankunft etwa 14.30 am Stadion machten schon Appetit auf das Ostwestfalen-Derby zwischen Preußen und der Zweitvertretung des erstligisten Arminia Bielefeld. Die Kreuzung vor dem Stadion wurde durch die grüne Staatsmacht gesperrt, da dort einige Preußen und wohl zivil gekleidete Arminen aufeinander trafen und einige Schmähgesänge die Straßenseiten wechselten. Nachdem man direkt am Stadion geparkt hatte, ging es dann ins schmücke Rund. Ein sehr schönes Stadion, mit einer Sitzplatz-Haupttribüne und großen Stehtribünen. Man war schließlich beim langjährigen erst- und zweitligisten zu Gast. Sympathie für den SCP hat man schon seit einigen Jahren und so freute man sich dann endlich das erste Spiel in Münster zu sehen. Vom heutigen Spiel hatte man sich stimmungstechnisch nicht viel erwartet, jedoch war dies dafür mehr als ordentlich. Grund war der Stimmungsboykott der CURVA MONASTERIA, den Ultras des SC Preußen, aufgrund der Vorfälle beim Heimspiel gegen Eintracht Rheine, als der Block von der Staatsmacht unverhältnismäßig übertrieben gestürmt wurde und der Verein nach den Vorfällen der Curva in den Rücken fiel, was deren Zorn auf die Vereinsführung auf den Plan rief. Dies als grober Einschnitt in die Fanszene von SCP, jedoch war wie gesagt die Stimmung von Anfang an mehr als ordentlich, so dass ich auch sehr zufrieden war. Ein wunderschönes Stadion, Wetter spielte mit ... gute Wahl.
Zum Einlauf der Mannschaften füllte sich dann auch langsam der Gästeblock, wo sich in etwa 150 Bielefelder, die größtenteils in die Kategorie Ultras oder Ultra Kids gehören dürften, einfanden. Wenige Minuten vorher war dieser mit gut 4-5 Mann besetzt, was doch sehr überraschte und schon eine erste kleine Enttäuschung hervor rief, diese löste sich dann schließlich doch beim Anblick eines zwar nicht vollen, ganz und garnicht, aber ordentlich gefüllten Gästeblocks. Auf der Seite der Gastgeber gab es auf der Gegentribüne eine kleine Gruppe, den Namen konnte ich leider nicht entziffern, da unter anderem das berühmte A.C.A.B. Banner über der Fahne lag, welches deutschlandweit bekannt sein dürfte durch die Ablichtung in der SportBild, ich jedenfalls kenne es noch von dort und es war das erste mal, dass ich auf diese Abkürzung (wofür sie steht, dürfte wohl bekannt sein) aufmerksam geworden bin. Jedoch steht unter diesem A.C.A.B. nicht das übliche ALL COPS ARE BASTARDS sondern ALL CHRISTIANS ARE BROTHERS ... sehr nette Idee. Die CURVA präsentierte sich mit einer spektakulären Fahnen- und Doppelhalter-Choreo, sehr ansehnlich das ganze, so dass das Spiel dann auch endlich losgehen konnte. Um den Bielefelder Anhang etwas besser ins Auge nehmen zu können, beschloss ich mich dem Gästeblock etwas zu nähern, was jedoch fast dazu führte, dass ich das 1-0, welches nach ganzen 20 Sekunden (!!!) fiel, verpasste. Nochmal Glück gehabt, besser hätte es nicht losgehen können. Als dann nach 4 gespielten Minuten auch schon das 2:0 fiel, schien das Spiel entschieden, Bielefeld jedenfalls war noch nicht auf dem Platz. Interessanter ging es da schon im Bereich Gästeblock zu, wo natürlich sowohl von Gäste-, als auch von der Münsteraner Seite (die Leute die in diesem Bereich stehen sind immer die selben, wollen provozieren und sind zum Teil weniger am Spiel sondern eher an Halbzeit 3 interessiert) einige pöbeleien die Seiten wechselten, alles jedoch im Rahmen blieb, zumal im kleinen Zwischenblock etwa 20 grüne vor Ort waren. Im Spiel passierte nicht allzu viel, man hatte sich schon längst wieder auf die andere Seite und auf die schicke Tribüne begeben. Bielefeld kam zum Anschlusstreffer, so dass die 2. Halbzeit doch zumindest ein bißchen Spannung versprach. Ins Auge fiel hinter dem Tor ein riesiger Banner mit schwarzer Schrift auf weißem Grund mit der unmissverständlichen Botschaft BIELEDINGS WEGBUMSEN... Jedoch habe ich mir nicht denken können, dass da noch was aus blau-weiß-schwarzer Sicht geht... so kann man sich täuschen. In der Halbzeit wurde nach langer Zeit auch mal wieder was für die eigene Schalsammlung zuhause getan. Ein weißer-grün-schwarzer Balkenschal hatte es mir angetan und wechselte für übliche 15,00 Euro den Besitz vom SC Preußen zu mir.
Nach der Halbzeit ging es dann sehr schnell. Innerhalb von 10 Minuten zwischen der 54. und 64. Spielminute führte Bielefeld plötzlich gegen völlig konfus wirkende Preußen mit 3-2. Das (Tribünen-)Volk war völlig außer sich, so kam ein Herr vor mir nach geschlagenen 30 Sekunden auf die Idee aufzustehen, den Finger zu heben und in Richtung Linienrichter zu drohen: DAS WAR ABSEITS, ABSEITS - DAS WAR ABSEITS! Dabei verteilte sich der Inhalt seines Mundes, er war gerade dabei eine Bratwurst zu essen, auf die (wahrscheinlich) Enkelin vor ihm ... göttliche Szene, zum krumm lachen. Das Preussen-Stadion sollte noch einmal erbeben, als die knapp 4.000 Zuschauer nämlich das 3-3 bejubelten. Völlig verdient, Bielefeld hatte aus 4 Chancen 3 Tore gemacht, doch zu mehr sollte es nicht reichen, so war die Enttäuschung auf Preußen-Seite doch groß, die Mannschaft wurde jedoch trotzdem für den aufopferungsvollen Kampf belohnt. Auf Gästeseite kam es in der zweiten Halbzeit zu kleineren Auseinandersetzungen mit dem Nebenblock, wo auch die grünen eingriffen, die Situation jedoch blieb ruhig. So konnte man sich dann nach Verkündung der Ergebnisse auf den Heimweg machen. Ein lohnenswerter Ausflug war es allemal, auch wenn es nicht das Spitzenspiel war und die Emotionen nicht ganz so hoch kochten, wie man es sich vielleicht vorgestellt hat.