ZitatAlles anzeigenMachtkampf: HSV vor Zerreißprobe
Trotz der sportlich guten Situation gibt es hinter den Kulissen des Fußball-Bundesligisten Hamburger SV einen Kampf um die Macht im Verein. Vor der Mitgliederversammlung am 25. Januar, bei der der zwölfköpfige Aufsichtsrat neu gewählt wird, macht sich der Ratsvorsitzende Horst Becker Sorgen um den Traditionsclub. ''Der Verein steht vor einer Zerreißprobe. Es wäre schlimm, käme es zu einer Blockwahl'', sagte Becker dem ''Hamburger Abendblatt''.Die gut organisierte Fan-Abteilung ''Supporters'', die mit 46.000 Mitgliedern die größte Gruppierung unter den insgesamt 58.000 Vereinsmitgliedern stellt, will für die Wahl mobil machen. Vielen ist die Politik des Vorstandes um Bernd Hoffmann zu sehr auf wirtschaftliche Ziele ausgerichtet. Der angestrebten Ausgliederung steht die Mehrheit der Fans zudem kritisch gegenüber. Bei den Vereins-Verantwortlichen besteht die Befürchtung, dass die ''Supporters'' so viele Interessenvertreter im Aufsichtsrat unterbringen, dass sie die Arbeit des Vorstands blockieren können.
Hoffmanns Vertrag als Vorstandsvorsitzender und der seiner Vorstandskollegin Katja Kraus laufen bis 2011. ''Es scheint so zu sein, dass man vier, fünf oder sechs Leute unterstützen will. Man könnte zu dem Schluss kommen, dass bestimmte Ziele verfolgt werden'', sagte Becker.
''Wenn die Zusammensetzung des Rats so weiterläuft, werden Hoffmann und Kraus freigestellt. Sie sollen weg'', meinte Horst Eberstein, der bei der Wahl des Delegierten für die Senioren unterlegen war. Nun fühle er sich nicht mehr dem Aufsichtsrat zugehörig, sagte Eberstein. Bis zur Wahl will er nicht mehr an den Sitzungen teilnehmen. Der HSV hat in Erwartung einer regen Teilnahme für den 25. Januar erstmals einen größeren Saal gemietet, in den 7000 Mitglieder passen.
Trainer Martin Jol stellte sich am Donnerstag hinter den Vorstand. ''Ich habe hier sehr gute Bedingungen vorgefunden, der Verein hat Schritte nach vorn gemacht, die vor Jahren noch unmöglich waren'', sagte der Holländer. Der Vorstand sei ''sehr innovativ. Ich kann mir keine besseren Leute vorstellen''.
Sportdirektor Dietmar Beiersdorfer wollte sich nicht ausführlich zu dem Thema äußern: ''Es hat sich hier viel entwickelt in den letzten Jahren, dennoch leben wir in einer Demokratie, und das ist auch gut so''. Jeder sollte sich im Verein auf seine Aufgaben konzentrieren, die große öffentliche Diskussion sei nicht förderlich.
Geht das schon wieder los?