ZitatAlles anzeigenUmfrage unter allen 18 Bundesliga-Trainern
21.11.2007Von Timo Prüfig
Ottmar Hitzfeld (58), Lucien Favre (50) und Felix Magath (54) zählen zur älteren Trainer-Generation in der Bundesliga, haben ihren jüngeren Kollegen aber eines voraus: Der Bayern-Trainer, der Hertha-Trainer und Wolfsburgs Trainer-Manager sind viel fortschrittlicher und innovativer als die meisten ihren Kollegen.
In der exklusiven Umfrage von SPORT BILD (s. u. Fragen und Antworten) unter allen 18 Bundesliga-Trainern sprechen sich Hitzfeld, Favre und Magath für den Versuch aus, den Einwurf durch einen Einschuss zu ersetzen. Favre: "Das wäre eine interessante Regeländerung", die ganze neue taktische Möglichkeiten eröffnen würde (Magath).
Alle drei plädieren auch für die Einführung einer Zeitstrafe. "Zeitstrafen von zehn oder 15 Minuten wären mal einen Versuch wert", sagt Ottmar Hitzfeld, "denn wenn ein Spieler seine fünfte Gelbe bekommt, profitiert davon ja nur der nächste Gegner. Bei einer Zeitstrafe hingegen käme die Mannschaft, die geschädigt wurde, auch in den Genuss des Vorteils."
Für Auszeiten während des Spiels, wie es zum Beispiel im Handball und Eishockey praktiziert wird, sprechen sich immerhin sieben Trainer aus, darunter wieder Hitzfeld, Favre und Magath. "Wenn man einmal pro Halbzeit die Möglichkeit hätte, das Spiel zu unterbrechen und die Mannschaft neu einzustellen, würde das mehr taktische Möglichkeiten bieten", argumentiert Hitzfeld.
Eindeutig ist das Votum unter allen 18 Bundesliga-Trainern bei der Frage "Sollte bei einer Notbremse innerhalb des Sechzehners immer pauschal auch Rot gegeben werden?" 16 von 18 Fußball-Lehrern antworteten: Pauschal die Rote Karte zu zeigen ist falsch.
"Eine bessere Torchance als einen Elfmeter kannst du fast nicht bekommen", sagt Ottmar Hitzfeld (58). "Egal, wie groß die Chance ohne das Foul gewesen wäre. Wenn es dann noch Rot gibt, wird man doppelt bestraft."
MSV-Trainer Rudi Bommer (50) meint: "Bei einem groben Foul, bei dem es immer Rot geben würde, ist der Platzverweis natürlich okay. Aber nicht bei Trikot-Zupfern oder Schubsern."
Die SPORT BILD-Umfrage ergab auch: Die Abseitsregel sollte verändert werden: Nur ein Drittel der Bundesliga-Trainer findet das passive Abseits gut. "Dadurch gibt es immer wieder Situationen, die unterschiedlich ausgelegt werden", so KSC-Trainer Ede Becker (51). "Man sollte die Abseitsregel so belassen, wie sie ist", sagt Bielefelds Ernst Middendorp (49).
Den Videobeweis bei strittigen Torentscheidungen wollen fast alle, nur zwei Trainer sind technikfeindlich. "Alleine diese Saison hat es viele Situationen gegeben, bei denen eindeutige Tore nicht gegeben wurden", sagt Hertha-Trainer Lucien Favre (50), "das kann man mit Torkameras verhindern."
Den Profi-Schiedsrichter fordern zehn Trainer. "Positiv daran wäre, dass sie nicht mehr auf einen weiteren Job angewiesen wären und sich somit mehr Ruhezeiten gönnen könnten", spricht sich Bochums Trainer Marcel Koller (47) für eine Reform aus.
Über die 6+5-Regel, also sechs Deutsche und fünf Ausländer auf dem Platz, die Fifa-Präsident Joseph S. Blatter ab 2010 will, wird sehr kontrovers diskutiert. Neun Trainer sind ausdrücklich dafür, neun dagegen. Hitzfeld: "Beim FC Bayern haben wir ohnehin die besten deutschen Profis und hätten kein Problem, dieser Regel nachzukommen."
Die kleineren Vereine sind eher dagegen. "Man steht ständig vor dem Problem, mit deutschen Spielern eine schlagkräftige Truppe auf die Beine zu stellen", so Koller. "Gute Deutsche sind meist bei den Topvereinen. Es ist schwierig, da mitzuhalten."
Nur ein Trainer sprach sich für ein Spiel auf Kunstrasen aus: Ernst Middendorp (Bielefeld), "aber nur auf Plätzen der neuesten Generation."
Fußball - 1. Bundesliga - Exklusiv-Umfrage unter allen 18 Bundesliga-Trainern