ZitatAlles anzeigenWenn Mitte August die neue Bundesliga startet, sind viele Plätze schon weg: Zehntausende Fans haben eine Dauerkarte. Die sind zum Teil teuer, viele auch überraschend billig. Welche Preispolitik verfolgen die Vereine?
Die Bundesligisten gehen unterschiedliche Wege. Der HSV zum Beispiel hat die Preise in den teuren Kategorien für eine Dauerkarte (ohne Rabatte und Vergünstigungen) gerade um bis zu 15 Prozent erhöht und verschont dafür die günstigeren Plätze. Das Gegenteil bei Schalke 04: Der Klub schlägt wie in den vergangenen Jahren im Stehplatz- und preiswerteren Sitzplatzbereich deutlich auf. Bei den Stehplätzen hat sich Schalke seit 2005 sogar vom günstigsten zum teuersten Verein entwickelt. 182 Euro müssen die Fans mittlerweile für eine Stehplatzkarte zahlen - 62 Euro mehr als bei Bayern München.
Wolfsburg liegt auf dem Preisniveau der Bayern, während sich Aufsteiger Hoffenheim mit 150 Euro für ein Stehplatzticket preislich schon mal in der ersten Tabellenhälfte einpendelt. In anderen Kategorien liegt Hoffenheim ebenfalls vorne. Dagegen bieten Wolfsburg, Hertha, Cottbus und Bremen in allen Kategorien ihre Tickets relativ günstig an. Hartmut Zastrow vom Sportforschungs- und -beratungsunternehmen sport + Markt zur Preispolitik der Vereine.
sport.ARD.de:
Kommt der "normale" Fan überhaupt noch an eine Dauerkarte.Hartmut Zastrow:
Generell ist es Stammkunden vorbehalten, Tickets zu bekommen. Und es kommt natürlich auf den Verein an, ob es noch Tickets gibt. Bei Schalke wurde sogar die Warteliste geschlossen. Selbst wenn Vorbesitzer auf ihre Karten verzichten, werden sie ausschließlich den bereits eingetragenen Wartenden angeboten. Hier ist also ein Kauf für "Neulinge" unmöglich.
Warum ziehen die Preise gerade im Stehplatzbereich, wo in der Regel die treuesten Fans zuschauen, an oder verharren zum Teil auf hohem Niveau?
Hartmut Zastrow:Fußball ist ein Top-Event und dafür sind die Preise sehr niedrig. Für Bayern München werden gerade mal 120 Euro für eine Dauerkarte fällig - das ist pro Spiel nicht teurer als ein Kinobesuch und wesentlich günstiger als ein Besuch im Vergnügungspark. Dass die Preise beim Fußball noch im Toleranzbereich liegen, zeigt zudem die ungebremste Nachfrage. Selbst Bundesliga-Neuling Hoffenheim meldete bereits knapp 13.000 verkaufte Dauerkarten. Dennoch sollten Preiserhöhungen moderat sein. Denn treue Fans zu vertreiben, liegt nicht im Interesse des Vereins, schließlich tragen sie maßgeblich zur Stimmung im Stadion bei.
Ist die Schmerzgrenze bei den Fans höher geworden, seit die Spiele mehr einen Eventcharakter haben?
Hartmut Zastrow:
Das und attraktivere Stadien sind der Grund für höhere Preise, aber auch für die gestiegene Nachfrage und die Preis-Akzeptanz beim Zuschauer. Außerdem haben sie den Sport für neue Fans interessant gemacht: Familien nutzen Spiele zum gemeinsamen Ausflug und auch Frauen verfolgen Partien immer häufiger live im Stadion.
Denken sich die Vereine da auch: Die Zuschauer zahlen sowieso?
Hartmut Zastrow:
Eher traditionelle Fans möchten den wirtschaftlichen Aspekt des Fußballs oft ausblenden, sie sehen sich mehr als Förderer denn als Geldgeber. Vereine müssen aber ökonomisch agieren. Sie müssen abwägen, wie viel ihres Umsatzes über den Ticketverkauf kommen muss, um wirtschaftlich erfolgreich zu sein und ohne die Fans zu verärgern. Beispiel FC Arsenal in London, wo bei Dauerkarten mittlerweile 61,50 Euro pro Spiel in der billigsten Preiskategorie verlangt werden. Ein Resultat dieser Preisgestaltung ist das hohe Durchschnittsalter der Zuschauer, die im Schnitt älter als 40 sind.
Richtet sich die Aufmerksamkeit der Vereine zunehmend auf den Verkauf von Logen und Business Seats?
Hartmut Zastrow:
Die hochpreisigen Tickets der VIP-Bereiche sollen dafür sorgen, dass die Tickets der treuen Fans nicht zu teuer werden. Kein Stadionbau wird geplant, ohne einen VIP-Bereich zu berücksichtigen. Kaum ein Erst- oder Zweitligaverein in Europa denkt nicht über die Ausweitung dieses ertragreichen Stadionbereiches nach. Wieder Beispiel Arsenal: Allein die Hospitality-Plätze des neuen Stadions bringen dem Verin mehr Umsatz als das Ticketing des alten Highbury-Stadion insgesamt.
Fernsehgeld und Auslandsvermarktung stehen ebenfalls mehr und mehr im Vordergrund. Sind die Einnahmen aus dem Ticketverkauf nur noch Nebenerwerb?
Hartmut Zastrow:
Fernsehgeld und internationale Vermarktung sind zusätzliche Einnahmequellen, sie verdrängen jedoch nicht die Stellung der Ticketverkäufe.
Wie wird die Ticketpolitik in einigen Jahren sein?
Hartmut Zastrow:
Nach unserer Einschätzung wird es weiterhin moderate Anpassungen geben. 120 Euro für eine Bayern-Dauerkarte sind ein Schnäppchen - das kann sich wohl nicht auf Dauer halten.
"Bayern-Dauerkarte ist ein Schnäppchen" - Bundesliga - Fußball - sport.ARD.de
Hoffe ist in die richtige Kategorie,sonst ein MOD bitte verschieben.