Ballack vs. Löw 0
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Ballack hat recht. Frings muss in die Mannschaft zurück (0) 0%
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Das Vertrauensverhältnis ist zerstört. Löw muss Ballack die Kapitänsbinde abnehmen (0) 0%
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Ballack sollte gegen England zuschauen (0) 0%
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Wer braucht Ballack? Löw sollte ihn rauswerfen (0) 0%
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Ballack hat recht, hätte es aber intern ansprechen müssen (0) 0%
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Löw und Ballack sollten sich aussprechen - anschließend Geldstrafe für Ballack (0) 0%
Es ist Feuer unterm Dach. Ich finde, das hat nen eigenen Fred verdient..
Nochmal den Auslöser, das komplette Ballack-Interview, zum Nachlesen:
ZitatAlles anzeigenIm Interview: Michael Ballack
„Frings' Rücktritt wäre schlimm“22. Oktober 2008 Michael Ballack, 32 Jahre alter Fußballprofi, wundert sich, wie der von Bundestrainer Joachim Löw geschürte Konkurrenzkampf in der Nationalmannschaft geführt wird. Im Gespräch mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung empfindet es Ballack als Frechheit, wie manche Stammkräfte im Team von Außenstehenden wie dem früheren Nationalspieler Olaf Thon diskreditiert werden und vermisst Respekt und Loyalität.
Sie hatten vergangene Woche eine kleine Operation an beiden Füßen, bei der Ihnen gutartige Knoten entfernt worden sind. Wie verläuft die Heilung?
Ich vertraue den Ärzten, die sagen, dass ich relativ schnell wieder am Training teilnehmen kann - in ein, zwei Wochen. Außerdem bekomme ich viele aufmunternde Genesungswünsche, da kann ja nichts mehr schief gehen.Wer hat sich denn alles gemeldet?
Mein Trainer in Chelsea, Felipe Scolari, viele Mitspieler, auch einige vom FC Bayern München und José Mourinho.Hat sich der Bundestrainer denn gemeldet?
Nein.
Überrascht Sie, dass Joachim Löw sich nicht bei seinem Kapitän über dessen Gesundheitszustand erkundigt?
Das überrascht mich schon, weil es in der Vergangenheit bisher immer anders war.
Joachim Löw hat ja zuletzt den großen Konkurrenzkampf ausgerufen und die arrivierten Kräfte mit einbezogen. Außerdem hat er gesagt, er würde jetzt nur noch nach Leistung gehen und alle Spieler hätten sich zu "unterwerfen". Weht in der Nationalelf nun ein anderer Wind?Ich finde es grundsätzlich gut, einen Konkurrenzkampf auszurufen. Aber das ist nichts Besonderes, sondern eine Normalität für jeden von uns. Im Umkehrschluss frage ich mich natürlich, ob es in der Vergangenheit in der Nationalelf wohl Fälle gab, bei denen das Leistungsprinzip nicht angewendet worden ist.
Was meinen Sie konkret?
Die Form des Konkurrenzkampfes nach einer erfolgreichen Europameisterschaft, dass gestandene Leistungsträger wie Torsten Frings, Miroslav Klose und auch ich plötzlich in Frage gestellt und öffentlich angegriffen werden. Ich denke da besonders an Torsten Frings. Er war und ist Stammspieler, einer, der im Verein regelmäßig auf hohem Niveau spielt und dies vor allem auch in der Champions League zeigt. Bei der EM hatte er einen Rippenbruch und hat sich in den Dienst der Mannschaft gestellt. Ich kenne den Torsten seit den "U21"-Junioren gut, weiß wie er denkt und hoffe, er wird nicht zu einer Entscheidung verleitet, die Torsten und viele andere später bereuen werden.
Will der Bundestrainer nicht einfach nur Druck machen auf Stammspieler und den anderen zeigen, dass sie im Hinblick auf die Weltmeisterschaft eine realistische Chance haben - ist das nicht legitim?
Natürlich, aber nochmals, warum sollte ich etwas gegen den Konkurrenzkampf haben? Ich freue mich, wenn der Bundestrainer andere Spieler auffordert, mehr Verantwortung zu übernehmen. Das erleichtert nur die Aufgabe und entlastet mich.
Was heißt das für Frings?Torsten hat fast 80 Länderspiele und spielt regelmäßig in der Champions League auf einem hohen Niveau. Um ihn zu verdrängen, müsste ein anderer besser sein und diese Leistung über einen längeren Zeitraum konstant auf hohem Niveau unter Beweis stellen. Vielleicht befindet sich ja Torsten aktuell nicht in Topform, aber er spielt immer noch auf einem sehr hohen Niveau. Dieses Faktum kann niemand wegdiskutieren. Ich habe deshalb ein ungutes Gefühl, dass er diesen Konkurrenzkampf nicht gewinnen kann.
Der Bundestrainer hat Frings schon abgeschrieben?
Das weiß ich nicht. Aber wenn man einen nicht mehr will, sollte man das ehrlich ansprechen. Respekt und Loyalität ist doch das Wenigste, was man als verdienter Nationalspieler erwarten kann. Ich denke da auch an den einen oder anderen Fall aus der Vergangenheit - zum Beispiel Oliver Kahn. Es war ein Konkurrenzkampf mit Jens Lehmann ausgegeben worden, den er in meinen Augen nie gewinnen konnte. Oder bei Christian Wörns, der im Gegensatz zu Christoph Metzelder im selben Verein spielte und nicht auf der Bank saß. Ich hoffe, dass ich mit meiner Vermutung in der Personalie Torsten Frings Unrecht habe.
Frings denkt über Rücktritt nach, wie er sagt.
Schlimm genug, dass es so weit gekommen ist. Torsten hat die Zeichen der Zeit erkannt. Er ist ein erfahrener Spieler und spürt genau, was um ihn herum geschieht. Ich fände schade, wenn Torsten zurücktritt, weil er glaubt, nicht mehr gebraucht zu werden.
Im Spitzenspiel gegen Russland hat das Team ohne Frings und mit Hitzlsperger gut funktioniert.Es geht doch gar nicht darum, keinem anderen Spieler eine Chance geben zu wollen. Aber Russland war für uns das wichtigste Spiel des Jahres, weshalb sich Torsten natürlich Gedanken macht, wenn er dann nicht aufläuft und im nächsten Spiel ebenfalls nicht. Außerdem: Wir haben diese wichtigen Spiele gewonnen, was aber nicht heißt, dass wir es mit Torsten Frings verloren hätten.
Gilt das auch für Kuranyi?
Seine Reaktion mit dem Verschwinden aus dem Stadion war natürlich nicht akzeptabel. Aber ich kann Kevins Frust gut verstehen. Er sah doch, dass es für ihn schwer wird, obwohl er Jahr für Jahr Champions League spielt und seit Jahren Stammspieler bei einem Bundesliga-Spitzenklub ist. Er hat in wichtigen Spielen für den Klub und für die Nationalmannschaft bewiesen, dass er Tore machen kann. Das alles sind doch wichtige Kriterien für die Nationalmannschaft. Wo kommen wir denn hin, wenn das nicht mehr zählt? Vor Jahren musste man im Verein über mehrere Spielzeiten konstant top Leistungen zeigen, bevor man einmal berufen wurde. Dieses Kriterium übergehen wir heute schon, weil Spieler sich in ihren Vereinen nicht dauerhaft gegen die ausländische Konkurrenz durchsetzen können.
Auch Sie wurden zuletzt vom Bundestrainer öffentlich nicht mehr so gestützt. Im Streitfall zwischen Ihnen und Oliver Bierhoff stärkte Löw demonstrativ dem Manager der Nationalmannschaft den Rücken.
Das will ich nicht kommentieren.
Es könnte bei Ihrem Plädoyer der Verdacht aufkommen, die etablierten Spieler in der Nationalelf versuchen im Herbst ihrer Karriere, mit aller Macht ihren Status zu erhalten.
Natürlich wird das jetzt so ausgelegt werden. Aber gerade deshalb weise ich ja auf den Faktor Leistung hin. Und keiner von uns hat je einen Stammplatz gefordert. Oder haben Sie das gehört?
Was befürchten Sie denn, wenn Ihre Worte kein Gehör finden?Die Leistung der Nationalmannschaft stimmt. Die Ergebnisse können sich sehen lassen. Das Team hat eine Reife, vor allem auch deswegen, weil eine gute, intakte Hierarchie vorhanden war. Wir haben richtig starke, unverzichtbare Leute wie Philipp Lahm oder Per Mertesacker, die sich zu stabilen Größen entwickelt haben. Ich war bei der EM 2000 als junger Spieler dabei und konnte beobachten, wie eine Mannschaft mit guten Fußballern nicht funktionierte, weil die Hierarchie nicht stimmte. Man sollte vorsichtig sein, Spieler in eine Position zu drängen. Ich will mit dieser Mannschaft Weltmeister werden. Und das ist möglich.
Einer aus dem WM-Kader von 1990, nämlich Olaf Thon, äußerte sich diese Woche in einem Fachblatt und übte scharfe Kritik an Ihnen und Ihren Leistungen bei den zwei Siegen in der vergangenen Woche mit der Nationalmannschaft. Thon sieht Sie wie Frings bald nur noch auf der Bank und nennt Schweinsteiger den "wahren Kapitän". Wie groß ist für Sie die Provokation?
Ich halte es für eine Frechheit. Ich weiß überhaupt nicht, ob Olaf Thon in den vergangenen drei Wochen geschweige denn in den letzten zwei Jahren überhaupt ein Spiel von mir gesehen hat bei Chelsea. Olaf Thon stellt Behauptungen auf, die gar nicht stimmen. Aber das ist genau der Trend, den ich seit einigen Wochen beobachte. Dass versucht wird, einigen Spielern im Team ans Bein zu pinkeln, und einige auf diesen Zug aufspringen wollen. Ich warte fast stündlich auf den Beitrag von Lothar Matthäus und seinen Lohnschreibern.
Ist denn Schweinsteiger, wie Olaf Thon glaubt, der kommende Kapitän?
Vielleicht wird er das in Zukunft sein. Aber das geht mir in Deutschland alles zu schnell. Einen Monat gut gespielt und schon zählt man zur Weltklasse. Bastian ist ein wichtiger Spieler für uns, der auch bei den Bayern eine Entwicklung durchgeht. Im Verein hatte er es die vergangenen Monate nicht leicht. Wenn die Bayern vollständig waren, hat auch er nicht immer gespielt. Er wird aber in seiner Entwicklung sicher weiterkommen, weil er sich sehr professionell zeigt und ein Klassespieler ist.
Ist das nicht der Lauf der Zeit im Fußball, dass die Kritik an den über Dreißigjährigen zunimmt, wenn von hinten frischere Kräfte aufrücken?
Ich sagte ja gerade, dass ich diesen Trend im Moment beobachte. Es geht hier nicht um Erbhöfe, sondern einzig und allein um die Leistungen, wobei man da auch unterscheiden muss, wann und wo diese Leistungen erbracht werden. Und wenn der Bundestrainer fordert, die jungen Spieler sollen mehr Druck machen, dann ist das völlig in Ordnung. Wir dürfen das Spiel aber nicht zu weit treiben.
Trainer Arsène Wenger von Arsenal London hat Sie gerade als einen Strategen gelobt, der ein Spiel bestimmen kann und mit seiner Spielweise "neue Dimensionen" gesetzt habe. Sie sind gerade als einziger deutscher Spieler für die Wahl zu "Europas Fußballer des Jahres" nominiert worden. Wie passt das zusammen mit der derzeitigen Atmosphäre rund um die Nationalmannschaft?Ich freue mich sehr und sehe meine Leistungen in der Nationalmannschaft und beim FC Chelsea damit gewürdigt. Besonders freut es mich, wenn sich einer wie Arsène Wenger so positiv über mich äußert.
Das Gespräch führte Michael Ashelm
Im Interview: Michael Ballack: „Frings' Rücktritt wäre schlimm“ - Fußball - Sport - FAZ.NET