bei tooor.de komplett unnötig, es sei denn mods wollen beweisen dass es sie auch tatsächlich gibt!
gereicht hätte aber auch ein mal im jahr in premier league subforum zu schauen und richtigen fred zu pinnen oder so ähnlich
#nichtmitmirmods
bei tooor.de komplett unnötig, es sei denn mods wollen beweisen dass es sie auch tatsächlich gibt!
gereicht hätte aber auch ein mal im jahr in premier league subforum zu schauen und richtigen fred zu pinnen oder so ähnlich
#nichtmitmirmods
Paradebeispiel, warum es eine Aktion wie Der-Corona-Fred-dichtmachen brauchte
![]()
Im Ernst, du hast deine Meinung und VincentV hat seine Meinung und beiden geben wir hier grundsätzlich Platz. Erwartet nicht gegenseitig, dass einer den anderen bei diesem Thema auf seine Seite ziehen kann.Ich finde die Aktion allesdichtmachen peinlich und unnötig, vor allem für die teilnehmenden Schauspieler. Vor allem, weil sie wahrscheinlich ohne es so zu wollen, auch von den in ihren Augen falschen Leuten "geliked" werden. Dennoch haben wir freie Meinungsäußerung und das ist auch gut so. Trotzdem muss nicht jede Meinung ständig wiederholt werden.
Ganz ehrlich, ich stehe hier bestimmt nicht in dem Ruf, Fahnders Meinungen völlig unkritisch gegenüber zu stehen.
Im vorliegenden und zitierten Beispiel hat er sich allerdings offen für Kommunikation und Austausch der unterschiedlichen Lager eingesetzt und ist dafür ziemlich plump mit Smileys abgebügelt worden. Zumal ja sein Gegenüber offensichtlich auch 0,0 % Willens scheint, seinen eigenen Standpunkt zu reflektieren.
Insofern kann ich da deine Kritik nicht nachvollziehen. (Aber muss ich auch nicht).
Wenn denn tatsächlich hier eine Kritik angebracht werden soll dann zumindest doch an beide Seiten.
Wenn denn tatsächlich hier eine Kritik angebracht werden soll dann zumindest doch an beide Seiten.
Zitat von wmdabeiseier2Im Ernst, du hast deine Meinung und VincentV hat seine Meinung und beiden geben wir hier grundsätzlich Platz. Erwartet nicht gegenseitig, dass einer den anderen bei diesem Thema auf seine Seite ziehen kann.
Ich finde die Aktion allesdichtmachen peinlich und unnötig, vor allem für die teilnehmenden Schauspieler. Vor allem, weil sie wahrscheinlich ohne es so zu wollen, auch von den in ihren Augen falschen Leuten "geliked" werden. Dennoch haben wir freie Meinungsäußerung und das ist auch gut so. Trotzdem muss nicht jede Meinung ständig wiederholt werden.
Das scheint mir ein Hauptproblem zu sein und ist meiner Meinung nach das falsche Kriterium.
Über Inhalt und Form der Aktion kann/soll man streiten.
Stefan Aust hat dazu heute einen Kommentar in der Welt geschrieben:
„Unter dem Beifall unserer Feinde“
Es geht darin um Parallelen zum Fall Wolf Biermann in der DDR.
Es ist ein Artikel hinter der Pay-Wall.
Wenn gewünscht bzw. erlaubt, könnte ich ihn hier reinstellen.
bei tooor.de komplett unnötig, es sei denn mods wollen beweisen dass es sie auch tatsächlich gibt!
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#nichtmitmirmods
Wenn du etwas siehst, dass nicht richtig ist, kannst du jederzeit gerne eine pn schicken, dann wird das abgeändert.
Das scheint mir ein Hauptproblem zu sein und ist meiner Meinung nach das falsche Kriterium. Über Inhalt und Form der Aktion kann/soll man streiten.
Stefan Aust hat dazu heute einen Kommentar in der Welt geschrieben:
„Unter dem Beifall unserer Feinde“
Es geht darin um Parallelen zum Fall Wolf Biermann in der DDR.
Es ist ein Artikel hinter der Pay-Wall.
Wenn gewünscht bzw. erlaubt, könnte ich ihn hier reinstellen.
Würde mich freuen den Artikel zu lesen.
Gut, dann anders formuliert:
Warum der verbale Warnschuss einseitig Richtung Fahnder?
(Sorry falls ich das falsch interpretiert haben sollte).
Gut, dann anders formuliert:
Warum der verbale Warnschuss einseitig Richtung Fahnder?
(Sorry falls ich das falsch interpretiert haben sollte).
das hast du falsch interpretiert
Ich habe nur auf Fahndis Post geantwortet, nicht mehr, nicht weniger.
das hast du falsch interpretiert
![]()
Ich habe nur auf Fahndis Post geantwortet, nicht mehr, nicht weniger.
Hab ich auch so interpretiert, da es ja Zitate von Beiden beinhaltet.
Beide Meinungen/Seiten haben ihre Legitimation. Ich bin zuweilen auch immer mehr hin- und hergerissen.
Hier war es mal wieder der Ton, der die unangenehm klingende Musik gemacht hat.
Zusatz: Aber es war noch keine Vollkatastrophe für die bildlichen Ohren, um auch das einzuordnen
Das scheint mir ein Hauptproblem zu sein und ist meiner Meinung nach das falsche Kriterium. Über Inhalt und Form der Aktion kann/soll man streiten.
Stefan Aust hat dazu heute einen Kommentar in der Welt geschrieben:
„Unter dem Beifall unserer Feinde“
Es geht darin um Parallelen zum Fall Wolf Biermann in der DDR.
Es ist ein Artikel hinter der Pay-Wall.
Wenn gewünscht bzw. erlaubt, könnte ich ihn hier reinstellen.
das Problem ist, dass zu oft Kritik unreflektiert und undifferenziert in die entsprechende Ecke geschoben wird. Nur dadurch kann es überhaupt passieren, dass AfD und Co. selbst sehr sachlich oder satirisch vorgebrachte Kritik für sich vereinnahmen können.
Paradebeispiel, warum es eine Aktion wie allesdichtmachen brauchte
dabeiseier, was an meinem Tonfall war nicht okay?
Würde mich freuen den Artikel zu lesen.
Stefan Aust
„Unter dem Beifall unserer Feinde“
#allesdichtmachen-Debatte: Das Unbehagen, von der falschen Seite beklatscht zu werden
Einige Schauspieler ziehen nach einem Shitstorm ihre Videos zu #allesdichtmachen wieder zurück. Das erinnert an die Debatte um die Ausbürgerung von Wolf Biermann. Vor allem ein Argument haben Kritiker sowohl damals wie heute verwendet.
Einige der bekanntesten Künstler des Landes protestieren gegen eine Entscheidung der Regierung. Viele empören sich – gegen die Künstler. Die seien arrogant, hätten sich im Ton vergriffen. Das zeige sich schon daran, dass sie Beifall von der falschen Seite bekommen. Einige beugen sich dem Druck, ziehen ihre Unterstützung zurück.
Wir befinden uns im November 1976. Es geht um die Ausbürgerung des Liedermachers Wolf Biermann aus der DDR. Biermann hatte ein Konzert in der Kölner Sporthalle gegeben. Das SED-Zentralorgan „Neues Deutschland“ (ND) entrüstete sich: „Was er dort, noch als DDR-Bürger und in einem kapitalistischen Land, an Hass, an Verleumdungen und Beleidigungen gegen unseren sozialistischen Staat und seine Bürger losgelassen hat, macht das Maß voll. Schon jahrelang hat er unter dem Beifall unserer Feinde sein Gift gegen die DDR verspritzt.“
Die Entscheidung, ihm die Staatsbürgerschaft der DDR zu entziehen, begründete das „ND“ damals moralisch: „Um den Grad der Unverschämtheit dieses sogenannten Liedermachers zu ermessen, muss man sich vergegenwärtigen, auf welcher Bühne sich das alles abgespielt hat, nämlich in einem kapitalistischen Land, in der BRD. Dass dort die kapitalistische Ausbeutung noch immer fortdauert, dass Unsicherheit, Arbeitslosigkeit, Kurzarbeit, Inflation die werktätigen Massen quält, dass jede progressive Betätigung bespitzelt und mit Repressalien belegt wird, das alles stört Biermann nicht.“
Einen Sänger wegen eines Konzerts aus dem Land zu verbannen – das war eine harsche Maßnahme, die sich bis dahin auch in der DDR niemand hätte vorstellen können. Deshalb passierte etwas, was die Regierung nicht erwartet hatte: Einige der bekanntesten Künstler der DDR schrieben eine Petition, in der sie die Rücknahme der Ausbürgerung forderten. Die Schriftstellerin Christa Wolf gehörte ebenso dazu wie die Schauspieler Manfred Krug und Armin Mueller-Stahl. Dabei drückten sie sich vorsichtig aus, formulierten politisch korrekt: „Wir identifizieren uns nicht mit jedem Wort und jeder Handlung Wolf Biermanns und distanzieren uns von den Versuchen, die Vorgänge um Wolf Biermann gegen die DDR zu missbrauchen.“
Ein Shitstorm avant la lettre
Doch das half ihnen nicht. Denn der Brief war von den „bürgerlichen Massenmedien der BRD“ veröffentlicht worden, womit aus DDR-Sicht auf der Hand lag, wes Geistes Kind er war. Da reichte es dann auch nicht, dass sich die Unterzeichner entschuldigten: „Die Veröffentlichung dieses Briefs in westlichen Massenmedien war nicht geplant.“ Der Schriftsteller Stephan Hermlin zog seine Unterschrift zurück, ebenso der Bildhauer Fritz Cremer. Grund für diese Rückzieher war nicht in erster Linie die Angst vor Repression, wobei die auch drohte. Grund war vor allem die Sorge, gegen die DDR instrumentalisiert zu werden, was keiner der Unterzeichner wollte.
Die DDR-Medien betrieben eine Kampagne gegen die Petition, in der wiederum andere Künstler zu Wort kamen, die sich von ihren Kollegen distanzierten. „Wer oder was gewinnt, und wer oder was verliert etwas, wenn sozialistische Künstler, die ihrer sozialistischen Regierung eine Mitteilung zu machen wünschen, sich kapitalistischer Übermittlungs- und Verstärkeranlagen bedienen?“, fragte etwa Hermann Kant, damals Vizepräsident des Schriftstellerverbands der DDR. „Woran erkennt man seine Freunde, wenn sie dem Feinde Worte in den Mund legen, die ihm beinahe schon ausgegangen waren?“
Dem Shitstorm, der damals noch nicht so hieß, schlossen sich auch einfache Werktätige an. „Wir Arbeiter brauchen keinen ‚Dichter‘ Biermann, der die werktätigen Menschen in der DDR verleumdet und beleidigt“, zitierte das „ND“ Max Oeser, Komplexbrigadier im Bau- und Montagekombinat Ingenieurhochbau Berlin. „Was wir unter vielen Mühen und Anstrengungen erfolgreich aufgebaut haben, ist in erster Linie das Werk der Arbeiterklasse. Ich kann mich nicht erinnern, dass Wolf Biermann je etwas dazu beigetragen hat.“
Auch Theologiestudenten protestierten, sowohl gegen die Ausbürgerung Biermanns als auch gegen das Schweigen ihrer Kirche dazu, verglichen es gar mit dem Schweigen der Kirche im Dritten Reich. Der damalige Generalsekretär des DDR-Kirchenbunds empfand diese Kritik als arrogant und unpassend, schrieb in einer Aktennotiz dazu: „Immerhin ist hier ein sehr hohes Ross erkennbar!“ Sein Name: Manfred Stolpe. Nach der Wende wurde er Ministerpräsident von Brandenburg. Und als ehemaliger Inoffizieller Mitarbeiter der Stasi unter dem Decknamen IM „Sekretär“ entlarvt.
Damals Petitionen, heute Videos
„Abgehoben und zynisch“, so nennt Ulrich Matthes, Präsident der Deutschen Filmakademie, die Kunstaktion „Alles dichtmachen“. Einige der berühmtesten Schauspielerinnen und Schauspieler des Landes sind beteiligt, diesmal des vereinigten Deutschlands: Ulrich Tukur, bekannt etwa aus dem großen Spielfilm über die Stasi, „Das Leben der Anderen“, der 2007 den Oscar als bester fremdsprachiger Film erhielt. Jan Josef Liefers, der am 4. November 1989, wenige Tage vor dem Fall der Mauer, in Berlin bei der größten Demonstration für Demokratie in der DDR sprach – die breite Öffentlichkeit kennt ihn etwa als Professor Boerne im Münsteraner „Tatort“. Meret Becker, deren Großmutter von der Gestapo ins Gefängnis gesteckt wurde. Außerdem Volker Bruch, Felix Klare, Nina Gummich, Martin Brambach, Kathrin Osterode, Miriam Stein, Jörg Bundschuh, Inka Friedrich, Cem Ali Gültekin, Nadine Dubois, Richy Müller, Katharina Schlothauer, Wotan Wilke Möhring, Nadja Uhl, Ulrike Folkerts und viele andere.
Die Technik hat sich seit 1976 weiterentwickelt, und deshalb haben die Künstler keine Petition geschrieben, sondern Videos ins Internet gestellt. „Ich habe im letzten Jahr angefangen, solidarisch mit dem Finger auf andere Leute zu zeigen“, sagt in seinem Kurzvideo Martin Brambach, in der DDR geboren und heute unter anderem Kriminalhauptkommissar im Dresdner „Tatort“. „Ich brauche klare Regeln, und es tut mir gut, wenn ich andere darauf hinweisen kann, was sie falsch machen.“ Dann zückt er die Fernbedienung seines Fernsehers und fährt fort: „Und es gibt ja ständig neue Maßnahmen und Regelungen, ich halte mich immer auf dem Laufenden, dann bin ich der Erste, der das weiß, und kann den Menschen in meiner Umgebung sagen, was sie falsch machen.“
Klar erkennbare Satire über Autoritätsgläubigkeit und Denunziantentum, die derzeit in Deutschland Wiederauferstehung feiern. Als hätte sie den Shitstorm gegen die Künstleraktion vorausgesehen, sagt Nina Gummich, bekannt etwa aus den Serien „Babylon Berlin“ und „Charité“, in ihrem Beitrag: „Es ist für uns alle am besten, wenn wir einfach das wiedergeben, was uns von der Bundesregierung aufgetragen wird, denn nur so können wir uns in der Gemeinschaft wieder solidarisch und aufgehoben fühlen – und für die Karriere ist es auch besser.“
Ulrich Tukur fordert in seinem Video „unsere erhabene Regierung“ auf: „Schließen Sie ausnahmslos jede menschliche Wirkungsstätte und jeden Handelsplatz, nicht nur Theater, Cafés, Schulen, Fabriken, Buchhandlungen, Knopfläden, nein, auch alle Lebensmittelläden, Wochenmärkte und vor allem all die Supermärkte.“ Eine unverkennbare Anspielung darauf, dass die Bundesregierung bisher vor allem Orte geschlossen hat, die bei der Ausbreitung der Pandemie kaum eine Rolle spielen.
Verblüffende Parallelen im Umgang mit Protest
Der damalige Künstlerprotest gegen die DDR-Regierung und der heutige Künstlerprotest gegen die Bundesregierung sind natürlich nicht vergleichbar. Mit etwas Zynismus könnte man sagen: weil die heutigen Freiheitseinschränkungen viel mehr Menschen betreffen als die Ausbürgerung Biermanns. Aber nein, im Ernst, die Bundesrepublik ist nicht die DDR, wir leben nicht in einer Diktatur, hier würden nicht Äpfel mit Birnen verglichen, sondern Äpfel mit Autos.
Verblüffend sind aber einige Parallelen im öffentlichen Umgang mit dem Künstlerprotest. Damals wie heute wird er von den Medien nahezu geschlossen verurteilt. Abermals werden Verbandsfunktionäre aufgeboten, die sich von dem unverantwortlichen Verhalten ihrer Mitglieder distanzieren. Beteiligte Schauspielerinnen und Schauspieler wie Heike Makatsch, Meret Becker, Ken Duken, Kostja Ullmann oder Richy Müller wurden dazu gebracht, zu widerrufen und ihre Videos zurückzuziehen.
Die Website der Aktion, allesdichtmachen.de, gleicht jetzt mit ihren schwarzen Flecken einer zensierten Zeitung in einer Militärdiktatur. Wie bei den Künstlern in der DDR, die widerriefen, ist es auch bei ihnen das Unbehagen, von der falschen Seite beklatscht worden zu sein, etwa von der AfD. Wobei auch der Hamburger Virologe Jonas Schmidt-Chanasit die Kunstaktion lobte als „Meisterwerk“, das „uns sehr nachdenklich machen sollte“.
Nachdenklich machen sollte uns auch, dass schon die DDR-Oberen das Argument mit dem falschen Beifall verwandten. Kritik an der Ausbürgerung Biermanns wurde damit disqualifiziert, dass sie auch Beifall „aus der BRD“ bekommen hatte, einem Staat, in dem alte Nazis wie Kiesinger und Filbinger in Spitzenpositionen saßen – was übrigens ebenso stimmt, wie dass die AfD eine schlimme rechtspopulistische Partei ist. Damals wie heute wird nicht argumentiert, sondern moralisiert. Biermann wurde vorgeworfen, er habe sich nicht um das Schicksal von Arbeitslosen gesorgt. Den Künstlern heute wird gar Schuld an den Corona-Toten unterstellt – dabei liegt die doch bei der von ihnen kritisierten Bundesregierung, die versagt hat: bei der Impfkampagne, der Nachverfolgung von Infektionen, der Beschaffung von Luftfilteranlagen für die Schulen …
Nun werden auch unsere Vergleiche neue Empörung auslösen, etwa mit dem Einwand, dass die Repressalien gegen Künstler in der DDR nicht mit möglichen Nachteilen in der heutigen Bundesrepublik vergleichbar sind. Das stimmt. Aber es ist erschreckend, wenn heute nicht nur Wutbürger auf Twitter und Facebook fordern, die Satiriker abzustrafen. WDR-Rundfunkrat Garrelt Duin, immerhin ehemaliger SPD-Landesvorsitzender in Niedersachsen und dann Minister in NRW, will gleich die Zusammenarbeit der Öffentlich-Rechtlichen mit Schauspielern wie Liefers und Tukur beenden.
Zwar hat er seinen Tweet dazu inzwischen gelöscht, aber die Wirkung ist erreicht: Künstler, zumal weniger bekannte und betuchte, werden sich in Zukunft zweimal überlegen, ob sie die Regierung öffentlich kritisieren. Denn Berufsverbote und Existenzvernichtung sind für sie nicht nur eine Drohung, sondern schon mehr als ein Jahr Realität: Seit März 2020 sind in Deutschland fast alle Theater und Konzertsäle geschlossen.
Alles anzeigenStefan Aust
„Unter dem Beifall unserer Feinde“
#allesdichtmachen-Debatte: Das Unbehagen, von der falschen Seite beklatscht zu werden
Einige Schauspieler ziehen nach einem Shitstorm ihre Videos zu #allesdichtmachen wieder zurück. Das erinnert an die Debatte um die Ausbürgerung von Wolf Biermann. Vor allem ein Argument haben Kritiker sowohl damals wie heute verwendet.
Einige der bekanntesten Künstler des Landes protestieren gegen eine Entscheidung der Regierung. Viele empören sich – gegen die Künstler. Die seien arrogant, hätten sich im Ton vergriffen. Das zeige sich schon daran, dass sie Beifall von der falschen Seite bekommen. Einige beugen sich dem Druck, ziehen ihre Unterstützung zurück.Wir befinden uns im November 1976. Es geht um die Ausbürgerung des Liedermachers Wolf Biermann aus der DDR. Biermann hatte ein Konzert in der Kölner Sporthalle gegeben. Das SED-Zentralorgan „Neues Deutschland“ (ND) entrüstete sich: „Was er dort, noch als DDR-Bürger und in einem kapitalistischen Land, an Hass, an Verleumdungen und Beleidigungen gegen unseren sozialistischen Staat und seine Bürger losgelassen hat, macht das Maß voll. Schon jahrelang hat er unter dem Beifall unserer Feinde sein Gift gegen die DDR verspritzt.“
Die Entscheidung, ihm die Staatsbürgerschaft der DDR zu entziehen, begründete das „ND“ damals moralisch: „Um den Grad der Unverschämtheit dieses sogenannten Liedermachers zu ermessen, muss man sich vergegenwärtigen, auf welcher Bühne sich das alles abgespielt hat, nämlich in einem kapitalistischen Land, in der BRD. Dass dort die kapitalistische Ausbeutung noch immer fortdauert, dass Unsicherheit, Arbeitslosigkeit, Kurzarbeit, Inflation die werktätigen Massen quält, dass jede progressive Betätigung bespitzelt und mit Repressalien belegt wird, das alles stört Biermann nicht.“
Einen Sänger wegen eines Konzerts aus dem Land zu verbannen – das war eine harsche Maßnahme, die sich bis dahin auch in der DDR niemand hätte vorstellen können. Deshalb passierte etwas, was die Regierung nicht erwartet hatte: Einige der bekanntesten Künstler der DDR schrieben eine Petition, in der sie die Rücknahme der Ausbürgerung forderten. Die Schriftstellerin Christa Wolf gehörte ebenso dazu wie die Schauspieler Manfred Krug und Armin Mueller-Stahl. Dabei drückten sie sich vorsichtig aus, formulierten politisch korrekt: „Wir identifizieren uns nicht mit jedem Wort und jeder Handlung Wolf Biermanns und distanzieren uns von den Versuchen, die Vorgänge um Wolf Biermann gegen die DDR zu missbrauchen.“
Ein Shitstorm avant la lettre
Doch das half ihnen nicht. Denn der Brief war von den „bürgerlichen Massenmedien der BRD“ veröffentlicht worden, womit aus DDR-Sicht auf der Hand lag, wes Geistes Kind er war. Da reichte es dann auch nicht, dass sich die Unterzeichner entschuldigten: „Die Veröffentlichung dieses Briefs in westlichen Massenmedien war nicht geplant.“ Der Schriftsteller Stephan Hermlin zog seine Unterschrift zurück, ebenso der Bildhauer Fritz Cremer. Grund für diese Rückzieher war nicht in erster Linie die Angst vor Repression, wobei die auch drohte. Grund war vor allem die Sorge, gegen die DDR instrumentalisiert zu werden, was keiner der Unterzeichner wollte.Die DDR-Medien betrieben eine Kampagne gegen die Petition, in der wiederum andere Künstler zu Wort kamen, die sich von ihren Kollegen distanzierten. „Wer oder was gewinnt, und wer oder was verliert etwas, wenn sozialistische Künstler, die ihrer sozialistischen Regierung eine Mitteilung zu machen wünschen, sich kapitalistischer Übermittlungs- und Verstärkeranlagen bedienen?“, fragte etwa Hermann Kant, damals Vizepräsident des Schriftstellerverbands der DDR. „Woran erkennt man seine Freunde, wenn sie dem Feinde Worte in den Mund legen, die ihm beinahe schon ausgegangen waren?“
Dem Shitstorm, der damals noch nicht so hieß, schlossen sich auch einfache Werktätige an. „Wir Arbeiter brauchen keinen ‚Dichter‘ Biermann, der die werktätigen Menschen in der DDR verleumdet und beleidigt“, zitierte das „ND“ Max Oeser, Komplexbrigadier im Bau- und Montagekombinat Ingenieurhochbau Berlin. „Was wir unter vielen Mühen und Anstrengungen erfolgreich aufgebaut haben, ist in erster Linie das Werk der Arbeiterklasse. Ich kann mich nicht erinnern, dass Wolf Biermann je etwas dazu beigetragen hat.“Auch Theologiestudenten protestierten, sowohl gegen die Ausbürgerung Biermanns als auch gegen das Schweigen ihrer Kirche dazu, verglichen es gar mit dem Schweigen der Kirche im Dritten Reich. Der damalige Generalsekretär des DDR-Kirchenbunds empfand diese Kritik als arrogant und unpassend, schrieb in einer Aktennotiz dazu: „Immerhin ist hier ein sehr hohes Ross erkennbar!“ Sein Name: Manfred Stolpe. Nach der Wende wurde er Ministerpräsident von Brandenburg. Und als ehemaliger Inoffizieller Mitarbeiter der Stasi unter dem Decknamen IM „Sekretär“ entlarvt.
Damals Petitionen, heute Videos
„Abgehoben und zynisch“, so nennt Ulrich Matthes, Präsident der Deutschen Filmakademie, die Kunstaktion „Alles dichtmachen“. Einige der berühmtesten Schauspielerinnen und Schauspieler des Landes sind beteiligt, diesmal des vereinigten Deutschlands: Ulrich Tukur, bekannt etwa aus dem großen Spielfilm über die Stasi, „Das Leben der Anderen“, der 2007 den Oscar als bester fremdsprachiger Film erhielt. Jan Josef Liefers, der am 4. November 1989, wenige Tage vor dem Fall der Mauer, in Berlin bei der größten Demonstration für Demokratie in der DDR sprach – die breite Öffentlichkeit kennt ihn etwa als Professor Boerne im Münsteraner „Tatort“. Meret Becker, deren Großmutter von der Gestapo ins Gefängnis gesteckt wurde. Außerdem Volker Bruch, Felix Klare, Nina Gummich, Martin Brambach, Kathrin Osterode, Miriam Stein, Jörg Bundschuh, Inka Friedrich, Cem Ali Gültekin, Nadine Dubois, Richy Müller, Katharina Schlothauer, Wotan Wilke Möhring, Nadja Uhl, Ulrike Folkerts und viele andere.Die Technik hat sich seit 1976 weiterentwickelt, und deshalb haben die Künstler keine Petition geschrieben, sondern Videos ins Internet gestellt. „Ich habe im letzten Jahr angefangen, solidarisch mit dem Finger auf andere Leute zu zeigen“, sagt in seinem Kurzvideo Martin Brambach, in der DDR geboren und heute unter anderem Kriminalhauptkommissar im Dresdner „Tatort“. „Ich brauche klare Regeln, und es tut mir gut, wenn ich andere darauf hinweisen kann, was sie falsch machen.“ Dann zückt er die Fernbedienung seines Fernsehers und fährt fort: „Und es gibt ja ständig neue Maßnahmen und Regelungen, ich halte mich immer auf dem Laufenden, dann bin ich der Erste, der das weiß, und kann den Menschen in meiner Umgebung sagen, was sie falsch machen.“
Klar erkennbare Satire über Autoritätsgläubigkeit und Denunziantentum, die derzeit in Deutschland Wiederauferstehung feiern. Als hätte sie den Shitstorm gegen die Künstleraktion vorausgesehen, sagt Nina Gummich, bekannt etwa aus den Serien „Babylon Berlin“ und „Charité“, in ihrem Beitrag: „Es ist für uns alle am besten, wenn wir einfach das wiedergeben, was uns von der Bundesregierung aufgetragen wird, denn nur so können wir uns in der Gemeinschaft wieder solidarisch und aufgehoben fühlen – und für die Karriere ist es auch besser.“
Ulrich Tukur fordert in seinem Video „unsere erhabene Regierung“ auf: „Schließen Sie ausnahmslos jede menschliche Wirkungsstätte und jeden Handelsplatz, nicht nur Theater, Cafés, Schulen, Fabriken, Buchhandlungen, Knopfläden, nein, auch alle Lebensmittelläden, Wochenmärkte und vor allem all die Supermärkte.“ Eine unverkennbare Anspielung darauf, dass die Bundesregierung bisher vor allem Orte geschlossen hat, die bei der Ausbreitung der Pandemie kaum eine Rolle spielen.
Verblüffende Parallelen im Umgang mit Protest
Der damalige Künstlerprotest gegen die DDR-Regierung und der heutige Künstlerprotest gegen die Bundesregierung sind natürlich nicht vergleichbar. Mit etwas Zynismus könnte man sagen: weil die heutigen Freiheitseinschränkungen viel mehr Menschen betreffen als die Ausbürgerung Biermanns. Aber nein, im Ernst, die Bundesrepublik ist nicht die DDR, wir leben nicht in einer Diktatur, hier würden nicht Äpfel mit Birnen verglichen, sondern Äpfel mit Autos.
Verblüffend sind aber einige Parallelen im öffentlichen Umgang mit dem Künstlerprotest. Damals wie heute wird er von den Medien nahezu geschlossen verurteilt. Abermals werden Verbandsfunktionäre aufgeboten, die sich von dem unverantwortlichen Verhalten ihrer Mitglieder distanzieren. Beteiligte Schauspielerinnen und Schauspieler wie Heike Makatsch, Meret Becker, Ken Duken, Kostja Ullmann oder Richy Müller wurden dazu gebracht, zu widerrufen und ihre Videos zurückzuziehen.Die Website der Aktion, allesdichtmachen.de, gleicht jetzt mit ihren schwarzen Flecken einer zensierten Zeitung in einer Militärdiktatur. Wie bei den Künstlern in der DDR, die widerriefen, ist es auch bei ihnen das Unbehagen, von der falschen Seite beklatscht worden zu sein, etwa von der AfD. Wobei auch der Hamburger Virologe Jonas Schmidt-Chanasit die Kunstaktion lobte als „Meisterwerk“, das „uns sehr nachdenklich machen sollte“.
Nachdenklich machen sollte uns auch, dass schon die DDR-Oberen das Argument mit dem falschen Beifall verwandten. Kritik an der Ausbürgerung Biermanns wurde damit disqualifiziert, dass sie auch Beifall „aus der BRD“ bekommen hatte, einem Staat, in dem alte Nazis wie Kiesinger und Filbinger in Spitzenpositionen saßen – was übrigens ebenso stimmt, wie dass die AfD eine schlimme rechtspopulistische Partei ist. Damals wie heute wird nicht argumentiert, sondern moralisiert. Biermann wurde vorgeworfen, er habe sich nicht um das Schicksal von Arbeitslosen gesorgt. Den Künstlern heute wird gar Schuld an den Corona-Toten unterstellt – dabei liegt die doch bei der von ihnen kritisierten Bundesregierung, die versagt hat: bei der Impfkampagne, der Nachverfolgung von Infektionen, der Beschaffung von Luftfilteranlagen für die Schulen …
Nun werden auch unsere Vergleiche neue Empörung auslösen, etwa mit dem Einwand, dass die Repressalien gegen Künstler in der DDR nicht mit möglichen Nachteilen in der heutigen Bundesrepublik vergleichbar sind. Das stimmt. Aber es ist erschreckend, wenn heute nicht nur Wutbürger auf Twitter und Facebook fordern, die Satiriker abzustrafen. WDR-Rundfunkrat Garrelt Duin, immerhin ehemaliger SPD-Landesvorsitzender in Niedersachsen und dann Minister in NRW, will gleich die Zusammenarbeit der Öffentlich-Rechtlichen mit Schauspielern wie Liefers und Tukur beenden.
Zwar hat er seinen Tweet dazu inzwischen gelöscht, aber die Wirkung ist erreicht: Künstler, zumal weniger bekannte und betuchte, werden sich in Zukunft zweimal überlegen, ob sie die Regierung öffentlich kritisieren. Denn Berufsverbote und Existenzvernichtung sind für sie nicht nur eine Drohung, sondern schon mehr als ein Jahr Realität: Seit März 2020 sind in Deutschland fast alle Theater und Konzertsäle geschlossen.
Leider zuviel text
Leider zuviel text
Schön erkannt
Eine faktenbasierte, gut analysierte Kritik von Sahra Wagenknecht an der Bundesnotbremse.
Ob man die Frau oder ihre Partei nun mag oder nicht, sie baut eine nachvollziehbare, plausible Argumentationskette auf.
das Problem ist, dass jegliche Kritik unreflektiert und undifferenziert in die entsprechende Ecke geschoben wird. Nur dadurch kann es überhaupt passieren, dass AfD und Co. selbst sehr sachlich oder satirisch vorgebrachte Kritik für sich vereinnahmen können.
Das ist ungefähr so ein Totschläger, wie die Nazikeule.
Das Wort "jegliche" hat da überhaupt nichts zu suchen. Natürlich reagieren da(wie überall anders auch) einige über, aber ein Großteil der Kritiken kommt durchaus damit aus, dass man sich mit dem
Thema an sich beschäftigt und teilweise darauf hinweist, dass man den Applaus aus der "falschen" Ecke hätte erahnen können.
Bei Brüggemann mag das anders aussehen, der hat allerdings selbstverständlich auch genug öffentliche Äußerungen von sich gelassen, die kaum einen anderen Schluss zulassen.
Insgesamt bin ich zu der Aktion einfach der Meinung, dass Ironie, Satire und Zynismus natürlich ein Stilmittel sind, um eine Diskussion zu starten, allerdings muss man sich dann auch an der Diskussion mit Argumenten und einer Position beteiligen und nicht nur eine Dominokette anstupsen und sich dann danebenstehend daran erfreuen, dass alles in sich zusammenfällt.
Wenn man den Zuschauer sich selbst überlässt und nicht klarstellt, was und in welchem Umfang man eigentlich kritisiert und was denn die eigenen Lösungsvorschläge zu dem Thema sind,
dann ist damit überhaupt keinem geholfen und man muss sich nicht wundern, wenn man falsch verstanden wird.
Eine faktenbasierte, gut analysierte Kritik von Sahra Wagenknecht an der Bundesnotbremse.
Ob man die Frau oder ihre Partei nun mag oder nicht, sie baut eine nachvollziehbare, plausible Argumentationskette auf.
Kann auch nur ihr neues Buch empfehlen.
okay, das Wort "jegliche" bitte streichen und durch "zu oft" ersetzen. Ist auch nicht wirklich entscheidend.
okay, das Wort "jegliche" bitte streichen und durch "zu oft" ersetzen. Ist auch nicht wirklich entscheidend.
oh doch, ist es, denn genau dieser Absolutheitsanspruch ist es, der jede Diskussion absterben lässt.
Wenn ich schreibe, dass hier jeder ein Trottel ist, ist das einfach was völlig anderes, als wenn ich schreibe, dass es hier ein paar Trottel gibt.
und sag mir bitte nicht, dass dir das nicht bewusst ist, das glaub ich dir nämlich nicht
Schöne Anekdote aus NRW: Verwandter hat gestern um 11 nen PCR-Test gemacht, extra 75€ gezahlt, um das Ergebnis garantiert innerhalb 24 h zu erhalten. Bis jetzt natürlich noch Nichts gehört
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