Moin,
wollte kurz vermelden, was aus unserem Ausflug in die Gastlichkeit Kölns letztendlich geworden ist.
Wir haben uns im Kollegenkreis nach einem langen Messetag ausgiebig den daran direkt anschließenden Standpartys gewidmet. Waren entsprechend angeheitert auch erst um 22 Uhr im Hotel. Kurz umgezogen, Aufbruch Richtung Haus Töller, als ein Kollege auf dem Weg sagte: "He guck mal, das ist doch ne tolle Spelunke! da gehen wir jetzt rein!". Gesägt, tun getan. Keine Ahnung, wie der Laden hieß, "Zum Bodensatz" wäre passend gewesen Beim Betreten des Etablissement wurden wir beäugt, als hätten E.T., Willi Millowitsch und Uli Hoeneß gleichzeitig die Kneipe betreten. Ich machte dann den ganz falschen Fehler auch noch "ein Bier - aber bitte kein Kölsch" zu bestellen
(naja, hatte auf der Messe schon so viel Kölsch trinken müssen). Wie auch immer. Die konsequent pampige Tresendame servierte uns etwas Trinkbares zu einem aus hamburger Sicht grandios günstigen Kurs. War auch kalt und hat glaube ich auch geschmeckt. Da wir uns erdreistet hatten, direkt an der Theke Platz zu nehmen, kamen wir dann auch ungefiltert mit örtlicher Lokalkolorit in Berührung. Wir kamen mit einem 75jährigen Gast ins Gespräch, der diesen Ort offensichtlich schon seit längerem zu seinem Lebensmittelpunkt erkoren hatte. Er lies uns teilhaben an seinem schier unendlichen Schatz von Lebensweisheiten. Sein Leben war bewegt, hauptsächlich bestritt er als Schlachter und Elektriker seinen Lebensunterhalt. Wir erhielten Auskunft über die Anzahl und Funktion der unterschiedlichen Mägen der Kuh, erfuhren, dass selbst Metzgermeister heutzutage nur noch Koteletts schneiden, aber nicht mehr schlachten können. Immens interessant war die Abhandlung über die chronische Augenentzündung seines Dackels. Und da er auch mal 6 Monate in Hamburg verbracht hatte, haben wir auch eine ausführliche plattdeutsche Rezitation erfahren dürfen (ich hab' kein Wort verstanden
). Als wir dann tiefer in das Thema "woran erkennt man, wie häufig eine Kuh gekalbt hat" (an den Ringen in den Hörnern) antworteten, dass man dies ja meist nicht erkennen könne, da heutzutage den Kühen die Hörner meist abgesägt werden, schlug die Stimmung um. Nach anfänglichem höhnischen Gelächter ("so ein himmelschreiender Quatsch...") wurde der Herr dann leicht aggressiv. Die Jahre in seinem Lebensmittelpunkt scheinen blebende Schäden hervorgerufen zu haben. Als dann auch noch ein Duo ausländischer Mitbürger begann, seinen auf der Fensterbank platzierten Hund zu füttern, stieg der Agggro-Pegel weiter an, so dass wir uns kurzerhand dazu entschlossen, das Lokalkolorit einfach mal Lokalkolorit sein zu lassen und verließen das Etablissement. Der nahegelegende Kiosk bereitete uns Freude durch Bereitstellung von Außen-Stehtischen und einer frischen Hülse Pils.