Herrlich geil, wie man das Thema jetzt über den Kicker versucht zu ner ernsthaften Diskussion ausarten zu lassen, siehe Umfragen und Artikel wie "Kahn befeuert eine notwendige Debatte", bei dem schon gleich ein Name und ein Format diskutiert werden. Auffällig, dass die Bild bis jetzt noch nicht dabei ist.
Für Bayern sind Playoffs eine Super-Konstellation und man sollte entweder die Motive oder den Verstand von jedem hinterfragen, der sich gerade laut nach vorne drängelt, um das Gegenteil zu behaupten.
Dem FCB sind wichtig:
- garantierte CL-Einnahmen zu haben - also wirtschaftlich so weit voraus zu sein, dass man selbst in einem schlechten Jahr safe Top-4 in der BL ist
- national den größtmöglichen Teil an zur Verfügung stehenden TV- und Vermarktungserlösen mitnehmen zu können - der FCB sucht sich seine Partner und seinen Anteil aus, der Rest (inklusive DFB mit der Nationalelf) darf sich dann den Rest aufteilen
- international kompletten Freiraum zu haben, um zu wachsen wie man will
- jeden noch so dummdoof im Vorbeigehen mitgenommenen Titel weiterhin als sportliche Heldentat verkaufen zu können
- stets moralisch überlegen auftreten zu können, um weiter als Institution auf Augenhöhe mit Staatsoberhäuptern auftreten zu können, die eigene Kontakte zu Wirtschaft & Politik auf höchster Ebene pflegt
So funktioniert halt die Institution FC Bayern. Man muss am besten immer gewinnen, aber es muss auch nach einem heroischen Sieg aussehen. Um das abzusichern, werden im Hintergrund alle notwendigen machtpolitischen Schachzüge durchgeführt - aber nie im Vordergrund, da präsentiert man sich als sauber. integer, ambitioniert aber nie größenwahnsinnig, und natürlich ganz doll heimatverbunden.
Für die passt so ein Playoff-System wunderbar. Man kann die Liga wirtschaftlich weiter dominineren, braucht sich aber im Grunde genommen nur auf 2 Spiele zu konzentrieren - Top 4 schafft man im Vorbeigehen. Wenn man da ein paar Spieler schonen will, um eine ausgeweitete CL oder Super League oder Club-WM oder was auch immer zu spielen - wer will's einem verdenken? Optimale Konstellation wie im Basketball, wo die großen Clubs für sich bestimmen, ob gerade Euroleague oder nationale Liga die erste Prio hat.
Nach außen trägt man dann: Der FC Bayern bekennt sich zur Bundesliga! Besser noch: Der FC Bayern ist sportlich ein so feiner Kerl, dass er sogar sein Meister-Abo aufs Spiel setzt, um den Wettbewerb zu verbessern! In Wirklichkeit wird's dem FC Bayern recht sein, sich mit der Liga dann nur noch eine Woche im Jahr für 2 Spiele zu beschäftigen, plus vielleicht noch für ein paar Topspiele der regulären Saison. Diese ausgewählten Momente kann man dann als große sportliche Duelle verkaufen und emotionale Highlights schaffen - das ist dann schon wieder was anderes, als wenn man dienstags abends Mitte März in Mainz, Wolfsburg oder Sinsheim die Schale holt. Wenn's mal schief geht - auch nicht schlimm, Hauptsache es gibt weiterhin den größten Teil der Erlöse (und natürlich einen noch größeren Anteil an den neuen Playoff-Erlösen, die hat man sich ja sportlich verdient!). Mit ein bisschen Mühe und einem völlig fair nach sportlichem Erfolg verteilten Heimrecht kann man sogar dafür sorgen, dass die großen Momente künftig planbar in der Allianz Arena stattfinden - da soll einem die DFL erstmal reinreden, wenn die Meisterschalen-Übergabe zur großen FCB-Show wird.
Es gibt noch genügend Sportreporter, die Fußball ganz treudoof nur als Sport betrachten und die sich auch nach 20 Jahren noch vom Spiel beeindrucken lassen, wenn das Team mit dem 10x größeren Etat gewinnt. Es gibt auch noch genügend und immer mehr von denen, die gerissen darauf spekulieren, dass sie sich als Sprachrohr mächtiger Institutionen für höhere Aufgaben empfehlen können. Beides sollte man im Kopf behalten, wenn man Schlagzeilen wie "Kahn befeuert eine notwendige Debatte" liest.