ZitatRazzia in der Stadtverwaltung - Amtsträger sollen unrechtmäßig vergünstigte Karten des Bundesligisten genutzt haben
Rathausaffäre um VIP-Karten des VfL Wolfsburg
Wolfsburg - In einer Affäre um VIP-Karten des VfL Wolfsburg für Kommunalpolitiker hat die Staatsanwaltschaft Akten im Wolfsburger Rathaus beschlagnahmt. Es gehe darum zu klären, ob Amtsträger der Stadt Wolfsburg vergünstigte Karten angenommen und sich so unrechtmäßig einen Vorteil verschafft haben, sagte eine Sprecherin der Braunschweiger Staatsanwaltschaft am Donnerstag. Der Bundesligist habe der Stadt Sitzplatzkarten für Politiker zur Verfügung gestellt. Sie sollen dafür 600 Euro bezahlt haben und dann auch Zugang zum exklusiven VIP-Bereich des Fußballstadions gehabt haben. Normalerweise kosteten solche Dauerkarten 2000 Euro. Die Staatsanwaltschaft hatte am Mittwoch einen Durchsuchungsbeschluss vollstreckt.
Wolfsburgs Oberbürgermeister Rolf Schnellecke (CDU) reagierte daraufhin am Donnerstag empört. "Wir hier vorgegangen wurde, halte ich für völlig unverhältnismäßig und rechtlich überzogen", sagte er. Es hätte lediglich eines Anrufes bedurft, um die Namensliste und sämtliche Unterlagen zu erhalten. Die Sprecherin der Staatsanwaltschaft sagte dagegen, ein Durchsuchungsbeschluss sei "der übliche Gang der Dinge".
Schnellecke betonte: "Wir haben nichts zu verbergen, die Dinge sind transparent, in Bundesligastätten üblich und rechtlich nicht zu beanstanden." Die Tickets wurden nach Angaben der Stadt "herausragenden Repräsentanten" - drei Bürgermeistern, zehn Vertretern im Verwaltungsausschuss sowie dem Verwaltungsvorstand - überlassen. Es liege im "gesamtstädtischen Interesse", dass diese Personen in der VW-Arena präsent seien.
Nach Angaben der Staatsanwaltschafts-Sprecherin könnte es jedoch problematisch sein, wenn Amtsträger Vorteile annähmen. Dies ist nach dem Gesetz verboten und könnte mit einer Geld- oder Freiheitsstrafe bestraft werden. Es müsse unter anderem geprüft werden, inwieweit die Kommunalpolitiker als Privatpersonen und nicht als Repräsentanten der Stadt mit den Dauerkarten im Stadion gewesen sind.
Auch der benachbarte Fußball-Bundesligist Hannover 96 gibt nach Auskunft eines Sprechers Sitzplatzkarten an die Landeshauptstadt weiter. Stadtsprecherin Konstanze Kalmus bestätigte, dass die Tickets an das Büro von Oberbürgermeister Stephan Weil (SPD) gingen. Sie würden von dort an die Mitglieder des Sportausschusses und die Fraktionsvorsitzenden der Parteien im Stadtrat verteilt. "Um das Verfahren transparent zu machen", wolle sich der Rat im Herbst mit dem Thema beschäftigen, sagte Kalmus.
Die Stadt Braunschweig erhält vom gerade in die Regionalliga abgestiegenen Verein Eintracht Braunschweig dagegen keine Karten. "Wenn Oberbürgermeister Gert Hoffmann gelegentlich Zeit findet, Eintracht-Spiele zu besuchen - fünfmal in der vergangenen Saison -, greift er als Aufsichtsratsvorsitzender des Top-Sponsors BS-Energy auf dessen Kontingent zurück", teilte die Stadt mit. lni
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