Sehr interessant. In Bezug auf milde Verläufe hier eine für mich entscheidende Stelle:
"Ergänzung: die berichtete mildere Krankheitsschwere rührt, wie ich versuchte zu erklären, höchstwahrscheinlich von der bestehenden Immunität der Patienten her. Wie sich das in Nichtgeimpften/-immunen darstellt ist noch völlig unklar! Darauf wies auch @cdrosten im Podcast hin!"In Südafrika hat eine junge Bevölkerung zu einem hohen Anteil bereits eine Grundimmunität, meist durch Infektion oder sonst durch Impfung (allerdings auch 20% mit HIV). Wir haben im Gegensatz immer noch 3 Millionen Ungeimpfte über 60-Jährige, von denen vermutlich die allermeisten bisher auch keine Infektion hatten.
Das könnte bei einer rasanten Ausbreitung ein Riesenproblem werden. Es sei denn Omikron ist "intrinsisch" milder. Niemand weiß das aktuell, aber nach meinem Verständnis wird das von den meisten Experten nicht unbedingt erwartet.
Ich sehe da leider auch ein großes Problem auf uns zukommen. Ob das Virus nun wirklich viel ansteckender ist, würde ich gar nicht unbedingt behaupten, es hat aber eben viel mehr Angriffsfläche, wenn sich auch Geimpfte und Genesene sehr häufig anstecken, was bei bisherigen Varianten nicht der Fall war. Dadurch stecken sich effektiv natürlich auch mehr Leute an. Wir werden die Infektionszahlen bis Mitte Januar wohl noch etwas senken können (wobei wir ab kurz vor Weihnachten sowieso wieder im Blindflug unterwegs sind), danach werden sie nach meiner Erwartung aber sehr schnell in eine für uns heute noch kaum vorstellbare Höhe schießen (ähnlich wie sich im Sommer kaum jemand deutschlandweite Inzidenzen von >400 vorstellen konnte).
Es stellt sich dann natürlich die Frage nach dem Umgang. Solange Geimpfte und Genese (ggf. mit Booster) zu einem ganz großen Anteil nur einen milden Verlauf haben (darauf deuten die Daten momentan ja vorsichtig hin), könnten wir noch deutlich höhere Zahlen natürlich akzeptieren, wenn wir viele Infektionen bei Ungeimpften verhindern (ggf. durch eine Impfpflicht, die aber wohl auch dafür zu spät kommen wird). Sollte es sich tatsächlich so bewahrheiten, wird es aber auch ganz schwer sein, bei den Leuten aus den Köpfen zu bekommen, dass eine Infektion für eine geimpfte Person in den allermeisten Fällen kein ganz dramatischer Zustand ist. Dafür dauert die Pandemie inzwischen viel zu lange und der bisherige Zustand hat sich zu sehr festgesetzt.
Ich erwarte daher irgendwann ab Januar einen relativ strikten Lockdown, ähnlich zum vergangenen Jahr, der auch keine (oder nur noch ganz wenige) Ausnahmen für Geimpfte und Genesene vorsieht, zumindest solange es keine angepassten Impfstoffe gibt. Sollte sich die Prognose von Drosten bewahrheiten und das ganze wirklich bis zum Sommer gehen (ich kann es bisher anhand der Daten nicht einschätzen, sehe aber erstmal wenig Grund für eine andere Prognose), könnten die nächsten Monate tatsächlich noch härter als im vergangenen Jahr werden.
Das sind bisher natürlich alles noch erste Erkenntnisse und Prognosen, die sehen aus meiner Sicht aktuell aber leider wirklich nicht gut aus.